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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0174

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158

des Königreichs veranlaßt und soll derselben als Ergän-
zung dienen.

-Das Standbild Schillers, mvdellirt von Widn-

ni a n n und in der hiesigen Erzießerei gegossen, wurde am
9. d. M. im Beisein von Schiller's Tochter, der Frau
von Gleichcn-Rußwurm, feierlich enthüllt.

— Prx,f. Halbig arbeitet im Aufträge der Stadt
Kclheim die kolossalen Standbilder der Könige Ludwig
und Maximilian II. von Bayern. Die Statuen werden
in Stein ansgeführt und sollen im Herbst bei der Eröff-
nung der Befrciungshallen daselbst enthüllt werden.

Stuttgart. — Das große historische Gemälde von
Prof. Rüstige: „Der Leichenzug Kaiser Otto III." war
14 Tage hier zum Besten der Künstler-Unterstützungskasse
ausgestellt und erfreute sich zahlreichen Besuches.

Wien. — Der Kaiser hat eine große Gebirgsland-
schaft von Prof. Albert Zimmermann für die Belvedere-
Galerie angekauft. Gegenstand dieses über 10 Fuß brei-
ten Gemäldes ist Schilderung der Macht der Gewässer
im Hochgebirge.

-In dem Hofe des St. AnnagebäudeS wurden

im Verlaufe dieses Monats die ersten Anstalten zur Errichtung
eines Museums für Gypsabgüsse gemacht.

Paris. — In der Kunstausstellung, welche zugleich
mit einer Specialaussteüung für Photographie am 1. d. M.
eröffnet wurde, zieht unter Anderem das Gypsmodell des
neuen Opernhauses die Aufmerksamkeit der Besucher au.

London. — In den Räumen der königlichen Akademie
der Künste (Royal Academy) fand kürzlich unter Vorsitz
von Sir Charles Eastlakc das Jahres-Banket dieser
Körperschaft statt. Unter den Gästen befanden sich der
Prinz von Wales. Die von dem Vorsitzenden ausge-
brachten Trinksprüche auf das Wohl der Königin, des
Prinzen von Wales und der königlichen Familie beant-
wortete der Prinz in einer kurzen Rede, die durch Inhalt
und durch Art des Bortrages einen sehr günstigen Eindruck
machte. „Ich kann mich", bemerkte er unter Anderem,
„bei dieser Gelegenheit nicht der Erinnerung an meinen ge-
liebten, uns durch den Tod entrissenen Vater erwehren.
Sein leuchtendes Beispiel kann mein Streben, in seine
Fußstapfen zu treten, nur anfeuern, und so sehr ich auch
hinter ihm Zurückbleiben mag, so viel wenigstens darf ich
behaupten, daß auch mir das Interesse, welches er an
jeder Anstalt nahm, die Wissenschaft und Kunst in Eng-
land förderte, namentlich aber an dem Gedeihen der kö-
niglichen Akademie, nicht fremd ist." Selbstverständlich
ward auch ein Hoch auf Lord Palmerston ausgebracht,
und der Premier antwortetete in seiner gewohnten jovia-
len Weise.

Kunst

Der diesjährige Pariser Salon.

Einleitung.

Die internationale Ausstellung von Werken lebender
Künstler wurde am 1. Mai in dem Jndustrie-Palaste er-
öffnet. Wenige Tage vorher brachte der Moniteur die
überraschende Nachricht, daß vom 15. d. M. ab in dem-
selben Gebäude eine Exposition der zurückgewiesenen Ar-
beiten stattfinden sollte, damit die öffentliche Meinung über
die Beschwerden vieler Künstler gegen die Jury entscheide.
Die in der Presse verbreiteten Gerüchte, daß von den drei-
zehn Mitgliedern der Kommission nur vier oder fünf den
Prüfungen beigewohnt, daß Parteilichkeiten und selbst
klerikale Einflüsse gegen die Zulassung einzelner Bilder
sich geltend gemacht, gewannen hierdurch eine gewisse Glaub-
würdigkeit; das Publikum nahm für die Unterdrückten Partei
und hoffte in dem Purgatorium der Verwiesenen die Meister-
werke zu finden, die es in dem Paradiese der Erwählten
vergeblich suchte. Aber diese Erwartung ist gründlich zu
Schanden geworden. Von ungefähr dreitausend Gemälden
und Zeichnungen sind cilfhundert auf dem Kampfplatz er-
schienen; aber selbst angenommen, daß sie den besseren
Theil bilden, ist der Ausspruch der Jury durchweg gerecht-
fertigt. Mit solchen Leistungen ist das Gebiet der Kunst
verlassen, cs beginnt die handwerksmäßige Arbeit; Mach-
werke der Art verdienen nicht einmal den Namen schlechter
Gemälde. Man ersieht daraus, daß die so befürwortete
freie Konkurrenz hier wenigstens nicht zulässig ist; eine
Kunstausstellung hat neben anderen Zwecken auch den, auf
den Geschmack des Volkes vorteilhaft einzuwirken. Dies
kann aber nur erreicht werden, wenn völlig verfehlte Be-
strebungen ausgeschlossen bleiben. Wir verlassen hiermit
jene cilfhundert, und haben keine Veranlassung darauf zu-
rückkommen. Die Zahl der auszustellcndcn Werke ist in
diesem Jahre auf drei beschränkt; dem übermäßigen Vor-
drängen der Mittelmäßigkeit wird dadurch eine augcmcssene
Schranke gesetzt, und die Thciluahme der bedeutenden Künst-
ler crfahrungsmäßig nicht verkürzt. Das äußere Arran-
gement entspricht wie gewöhnlich allen künstlerischen An-
forderungen. Der Katalog zerfällt in sieben Abtheilungen:

Kritik.

1. G e m ä l d e, Z e i ch n u n g e n, A q u a r c l l e n, P a st e l s,
Miniaturen, Emaillen (Nr. 1 — 2217); 2. Skulp-
turen und Medaillen (Nr. 2218—2577); 3. Kupfer-
sticke (Nr. 2578—2762); 4. Lithographien (Nr. 2763
bis 2819); 5. Architektur (2820 - 2903); 6. Glas-
malerei (Nr. 2904—2919); 7. Werke, die seit 1859 in
öffentlichen Gebäuden ausgeführt sind.

Unter den 1686 Ausstellern befinden sich 140 Damen.
Die Skulptnren sind in dem zu einem Blumengarten um-
geschaffencn Hauptschiffe des Gebäudes geschmackvoll auf-
gestellt, und die Gemälde, in den oberen Räumen, wo das
Licht durch weiße Leinwanddecken angemessen gedämpft ist,
nach den Anfangsbuchstaben der Künstlernamen den ver-
schiedenen Sälen, deren jeder einen oder mehrere Buch-
staben führt, zugewieseu; eine Ausnahme hiervon machen
die drei sogenannten salovs d'Iwuucur, in denen die von
dem Staate bestellten und einzelne besonders umfangreiche
Werke placirt sind.

Beim Eintritt in den mittleren großen Eiugangssaal
glaubt man sich in die letzten französischen Campagnen ver-
setzt: überall Kampfgewühl, rothe Hosen und rothe Mützen,
Leichen und Pulverdampf. Die Kunst benutzt die Kriegs-
thaten der französischen Waffen als ein captatio benevo-
ientiae, und wahrlich, sie bedarf derselben! In der franzö-
sischen Ausstellung sind die bedeutenden, aber auch die ge-
radezu schlechten Leistungen nie seltener, und das Mittel-
mäßige in den verschiedensten Abstufungen nie vorherrschender
gewesen. Auf welcher Entwicklungsstufe die Künste des
Auslandes stehen, kann ein solcher Wettkampf, bei dem die
Unterstützung und Mitwirkung der betreffenden Regierungen
fehlt, selbstverständlich nur in unvollkommnen Maaße zeigen;
in der Skulptur findet fremde Konkurrenz dies Mal so
gut wie gar nicht statt; mehr tritt sie bei den Zeichnungen,
Aquarellen, Kupferstichen und Lithographien, in der Öcl-
malcrei aber, wenngleich nur in der sogenannten Kabinet-
malerei, mit großen Erfolge auf. Der Bortheil, welchen sie
der inländischen Konkurrenz gegenüber dadurch hat, daß sich
bei ihr nur erprobte Kräfte betheiligen, tritt auch in diesem
Salon sichtlich hervor. In den 113 Bildern, welche daö gc-
fammte Deutschland ausgestellt, ist vorzüglich die Land-
 
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