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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0204

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188

— — Professor Hagen arbeitet an einer Figuren-
komposition zu einem Springbrunnen, mit welchem der
Pariser Platz ausgeschmückt werden soll. Demselben Künst-
ler ist die Ausführung des Denkmals des Staatskanzlers
von Hardenberg aufgetragen.'

— -- Professor Fischer hat jetzt endlich den Auftrag
erhalten, die vier Koloffalgruppen für den Belleallianceplatz
in Marmor auszuführen, zu denen er schon vor vielen
Jahren die Modelle angefertigt hatte.

Danzig. — In neuerer Zeit haben sich hier mehrere
tüchtige Maler angesiedelt, deren Erzeugnisse bereits im
weiteren Vaterlande volle Anerkennung finden. Wir nen-
nen von ihnen die Herren Striowski, Scherres und
Brausewetter. Auch eine pernianente Kunstausstellung,
welche der Kaufmann Pantzer in's Leben gerufen, nimmt
den besten Fortgang.

Düsseldorf. — Am 10. d. M. fand zu Ehren des
Prof. Leutzc im Malkasten eine großartige Festfeier statt.
Dem mit vielen treffenden Toasten gewürzten Festessen in
dem niit dem Banner der vereinigten Staaten geschmück-
ten nud bekränzten Künstlersaale folgte ein Fackelzug im
Freien durch die Parkanlagen des Malkastens. Dort
führten dem Gaste zu Ehren als Indianer gekleidete Kunst-
genossen einen Fackeltanz aus. Den Schluß machte die
riesige Festbowle, die, zugleich historisch, mit den früheren
Besitzern des Jakobi'scheu Gartens verwachsen ist und
woraus schon Göthe einen Trunk zu sich nahm. Das
Fest dauerte bis zum Morgen, ein Künstlerfest, groß, hu-
moristisch, wie alle Künstlerfeste. Der gefeierte Gast, Prof.
Leutze, ist gewissermaßen der Bürger zweier Welttheile,
von Europa und Amerika. Bei seinem jüngsten Aufent-
halte daselbst hat er für die Union das Kapitol und an-
dere öffentliche Gebäude zu Washington al fresco gemalt,
großartige Werke, welche mehrere Jahre in Anspruch
nehmen.

Dresden. — Wir berichteten vor einiger Zeit über die
projektirle Ausschmückung des großen Korridors im Mu-
seum durch Wandmalerei. Ueber diese Angelegenheit brin-
ge» die W- R. eine Korrespondenz, welche mehrere akten-
mäßige Mittheilungen enthält, die wir unseren Leser nicht
vorcnthalten wollen: „Weitaus das wichtigste Ereigniß für
die künstlerischen Kreise, vielleicht auch für die Kunst hier
überhaupt, ist die vor einiger Zeit an höchster Stelle er-
folgte Entscheidung über die Ausschmückung des südlichen
Korridors in unserem Museum; eine Angelegenheit, die
durch den Ort und die Ausdehnung der Arbeit allerdings
das allgemeine Interesse auf sich ziehen darf. Bor Jah-
ren schon, nach Bewilligung der für Kunstzwccke gefor-
derten 5000 Rthlr. jährlich nahm der akademische Rath
diese Angelegenheit in den Kreis seiner Anträge auf. In
Folge dort entwickelter Pläne für die Ausschmückung wur-
den Professor Hübner und der Maler Lichtend erg er,
ferner die Maler Znmpe, Wichman, v. Deutsch und
Grosse in Folge einen Jmmediat-Eingabc an den Kö-
nig zu einer Konkurrenz behufs Feststellung des Planes der
Ausschmückung aufgefordert. Eine allgemeine Konkurrenz
auszuschreiben, wie fast allgemein gewünscht und gehofft
wurde, erschien an maaßgebender Stelle nicht wünschens-
werth. Herr v. Deutsch stellte Entwürfe für die Loggia
aus und Prof. Hübner eine Reihe die Ausschmückung
der Loggia und des Treppenhauses umfassender, sehr
durchgearbeiteter Skizzen. Ans jenes Konkurrenz-Aus-
schreiben aber sind nur Pläne von Hübner und Zumpe
eingereicht. Die königliche Entscheidung sieht daher von
der Eröffnung einer weiteren Konkurrenz ab. Sie erklärt
als den „maaßgcbenden Gesichtspunkt" des Königs bei
Ertheilung des Auftrages, daß, nachdem die düsseldorfer
Schule durch die Arbeiten Bendemanns im königlichen
Schloß in hervorragender Weise Vertretung gefunden,
es angemessen und dem Interesse einer allseitigen freien

Entwickelung der künstlerischen Kräfte und Strebungen
entsprechend erscheine, daß nun der Münchener Schule
„in einer größeren monumentalen Kunstschöpfung Gelegen-
heit zu Uebung und Bewährung geboten werde." Bon
diesem Gesichtspunkte aus genehmigte der König, daß dem
Maler Johannes Znmpe, aus der Schule des Professors
Schnorr von Earolsfeld, als vom Meister selbst
empfohlen und der Aufgabe gewachsen bezeichnet, dieser
Auftrag ertheilt werde, indem auf diese Weise dem Werke
der leitende Einfluß und die, wenigstens geistige, Mit-
wirkung des Meister gewonnen werde und gesichert bleibe.
Herrn Professor Hübner wird, „in Anerkennung und
Würdigung der dieser Angelegenheit gewidmeten verdienst-
lichen Bemühungen, sowie der demselben sonst zur Seite
stehenden Ansprüche — zur Bethätigung seiner schöpfe-
rischen Kraft in einer größeren Kunstleistung Gelegenheit
geboten", indem ihm ein Oelgemälde historischen Inhalts,
nach eigener Konception, in entsprechenden Dimensionen
übertragen werden soll. — So weit ist diese Angelegen-
heit jetzt gediehen, und cs ist nur zu wünschen und zu
hoffen, daß die Jutentioneu des Königs nach jeder Seite
hin der künstlerischen Entwickelung zu Gute kommen.

München. — Alfred Rethel's „Hannibalzug", nn-
streitig eine der großartigsten Schöpfungen der modernen
Kunst, gleich ausgezeichnet durch Hoheit des Stils und
charaktervolle Auffassung, ist von I. Albert in München
nach den Originalqnarellen photographisch vervielfältigt.

Karlsruhe. — Fräul. Marie Ellenrieder, großh.
badische Hofmalerin, welche namentlich einige recht an-
sprechende Kirchenbilder geliefert hat, starb am 5. d. M.,
73 Jahre alt.

Wien. — Ueber den monumentalen Brunnen
auf dem ehemaligen Gänscmarkt ist nun definitiv ent-
schieden. Der Bildhauer Anton Wagner übernimmt den
plastischen Theil des Werkes, der jedoch glücklicherweise
nicht in der Statue einer „Austria", sondern in einer dem
Platz entsprechenden genrehaft -volksthümlichen Figur He-
ftchen soll.

Paris. — Der Moniteur enthält eineu fünf Spalten
langen Bericht, den der General-Direktor der kaiserlichen
Museen, Graf Nieuwerkcrke, über Das, was er in
den 12 Jahren seiner Amtswirksamkeit geleistet, an den
Minister des kaiserlichen Hanfes erstattet hat. Seit 1850
sind die kaiserlichen Museen (das Museum Napoleon III.
nicht eingerechnet) um 20,000 Kunstgegenstände bereichert
und dazu viele neue Säle eingerichtet worden. Die Ge-
mälde und Zeichnungen in den Louvre-Galerien wurden
methodisch geordnet und sind jetzt leicht übersichtlich ge-
macht. Die Sammlungen der Kupferstichpiatteu und
Ghpsabgüsse wurden reorganisirt. Es wurden beschrei-
bende und beurthcilcude Kataloge angefertigt, welche das
Publikum mit steigendem Beifall würdigt. Es wurden
das Museum der Souveraine, das amerikanische Museum,
das ethnographische Museum, das Museum Napoleon III.
und das Museum von St. Germain neu gegründet.

London. — Am 10. d. M. fand in den Horticultural-
Gardens unter Entwickelung aller glänzenden Pracht die
Enthüllung des Denkmals zur Erinnerung an die Welt-
ausstellung von 1851 statt. Gering angeschlagen war die
Zahl der Anwesenden etwa 12—14,000, in Berücksichti-
gung der hohen Eintrittspreise (zu 15 bis 30 Shilling)
eine sehr große Menge. Der hohe Beamtenstaud, die
Diplomatie, die Finanzwelt, der Adel waren sehr reich
vertreten. Der Prinz und die Prinzessin von Wales
kamen mit gewohnter Pünktlichkeit au, mit ihnen, außer
der Königin, alle übrigen i» England weilenden Mitglie-
der der Königlichen Familie. Diejenigen, welche einen
thätigen Antheil bei der Feierlichkeit zu nehme» hatten,
versammelten sich darauf unter der westlichen Kuppel des
Ausstellungsgebäudes und begaben sich von dort in be-
 
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