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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0205

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189

stimmt er Ordnung auf einen an der Südseite errichteten
Balcon. Ein Kanonenschuß fetzte die Hauptstadt von dem
Moment der Enthüllung in Kenntniß, und er war noch
nicht verhallt, als das Kunstwerk ohne die bedeckende Hülle
sich den Blicken der Zuschauer darbot. So weit es in
der Absicht des Künstlers, Air. Durhams, lag, besteht
das Denkmal aus rothem und grauem Granit, die Basis
von Portlandstein (einem Muschelkalk) paßt nicht recht
und gehört auch nicht zum eigentlichen Monument. Es
ist vielleicht das erste öffentliche Denkmal, in welchem sich
grauer und rother Granit in Verbindung mit Brcncewerk
vereinigt zeigt. Die äußere Form stellt einen Tempel mit
hervorstehcnder Basis in vier gleichen Entfernungen dar,
von hinreichender Ausdehnung, um sitzende Figuren von
8 Fuß Höhe zu tragen. Die ganze Höhe des Monuments,
ohne die Basis von Portlandsiein, ist 42 Fuß, die diago-
nale Breite ist 18 Fuß. Die vier sitzenden Äronce-Sta-

tuen stellen die Welttheile in allegorischer Weise, doch ohne
den konventionellen Typus, vor. Hinter jeder dieser Sta-
tuen erheben sich zwei Pilaster und zwei Säuleu in ko-
rinthischem Stil und von polirtem rothen Granit, deren
Basen und Kapitaler von Bronce sind. Bier kreisförmige
Tafeln (wie die Säulen Monolithe) verbinden die Säulen
untereinander und tragen als Inschrift die Geschichte der
Weltausstellung und die Widmung des Denkmals. lieber
dem Gebälke steigt, auf einem Piedcstal von einem rothen
Granitmonolith, die zehn Fuß hohe Statue des Prinzen-
Gemahls empor, nach der Königin ausdrücklichem Wunsche
in der Gewandung eines Großmeisters des Bathordms
dargestellt. Es lag ursprünglich in der Absicht des Künst-
lers, daß die Statue der .Königin, als die Personifika-
tion des Friedens, das Monument krönen sollte; doch
wurde auf besonderen Wunsch der Königin selbst, statt die-
ser Darstellung die Bildsäule des Prinzen Albert gewählt.

Kunst

I. L. Aavid's „Hod Warat's."

Die W. R. bringen in ihrer letzten Monatsnummer
einen interessanten Ariikel von Robert Zimmermann
über das nur Wenigen bekannte Bild von David, wel-
ches den „Tod Marat's" darstellt und worin das cigen-
thümliche Wesen des Künstlers in scharfer Weise charak-
terisirt wird. Wir lassen denselben hier folgen:

„Während meines Aufenthaltes zu Paris in diesem
Frühjahr" — schreibt R. Zimmerm ann — „hatte ich
Gelegenheit, ein beinahe vergessenes Werk I. L. David's
zu sehen, das, seit lange im Privatbefitz, den meisten
Kunstfreunden in und außer Frankreich nur dem Namen
nach bekannt ist. Man weiß, mit welchem Enthusiasmus
der große Maler die Grundsätze der Revolution und ins-
besondere die Männer umfaßte, in welchen er deren Ver-
körperung erblickte. Er übertrug seine Anbetung der an-
tiken Kunst auf das republikanische Staatsleben und
schwärmte für Marat, wie vordem für Phidias. In
den Konvent gewählt, war er der eifrigste Anhänger der
Bergpartei und stimmte für den Tod Ludwig's XVI.
Außerhalb des Konvents strebte er den Geschmack der
französischen Nation nach griechischem Muster zu modeln,
ordnete öffentliche Feste im antiken Stil an und erfand
mit seinem Freunde und Gesinnungsgenossen Talma eine
neurömische Tracht, in der sich die Neurömer mit Schärpe
und dreifarbigem Fedcrbusch sonderbar genug ausnahmen.
Nach Robesp i erre's Sturz war sein Leben bedroht,
aber das Direktorium vertraute der leicht bewegliche»
Phantasie des Künstlers, die bereits im Begriff war, sich
für den ausgehenden Stern des künstlerischen Cäsars zu
begeistern. Als es mit der Republik zu Ende war, wurde
David, der bei seinen Freunden Brutus hieß, vom
Kaiser zum Hofmaler und Baron ernannt und erhielt den
Auftrag, das Krönungsgemälde zu „verfertigen." Wir

Kritik.

wählen diesen Ausdruck, weil er die Stimmung des Künst-
lers wie die seines Werkes bezeichnet. Talma nannte
David's Auszeichnung spottend „eine echt republikanische
Ehre." Um sich „zu rächen," wie er sagte, malte David
seinen berühmten „Leonidas" im Louvre. Aber es sollte
noch ärger kommen. Der ehemalige „Königsmörder" über-
dauerte auch die Wiedereinsetzung der Bourbons und
ward ausersehen, Hof- und Krönungsmaler der Restau-
ration zu werden. In demselben Jahre, in welchem
Karl X. gekrönt wurde, starb er.

Das eben erwähnte Werk David's gehört seiner
politisch - exaltirtesten Periode. Marat war in seinen
Augen ein republikanischer Heiliger, seine Ermordung
durch Charlotte Corday ein patriotisches Märtyrerthum.
Nachdem das tragische Ereigniß am 24. Juli 1794 in
dem noch heute sichtbaren Erker eines unansehnlichen Hau-
ses an der Ecke der beiden Straßen me Larrey und rue
de l’ecole de medecine stattgefunden hatte, ordnete Da-
vid den auf Befehl des Konvents veranstalteten groß-
artigen Leichenzug. Auf einer offenen Bahre, eine Toga
in antiken Falten um den nackten Leib drapirt, so daß
die blutige Wunde sichtbar blieb, eine Bürgerkrone von
Eichenlaub auf dem Haupte, wurde der Leichnam Ma-
rat's in's Pantheon getragen, um daselbst au der Stelle
Mirabeau's, dessen Gebeine man kurz zuvor heraus-
geschafft, beigesetzt zu werden. Seine Büste, vorläufig
von bemaltem Thon, wurde öffentlich ausgestellt und ein
großartiges Denkmal ans Staatskosten zu bauen beschlos-
sen. Wenige Jahre später riß man den Körper aus sei-
ner Ruhestätte, schleifte ihn an einem Haken durch die
Gassen und warf ihn in die Kloaken von Paris, wo, fast
ein Vierteljahrhundert später, bei der Reinigung derselben
noch Spuren seiner Kleidung gefunden wurden.

(Schluß folgt.)

Der diesjährige Pariser Salon. (Fortsetzung.)

III. Das Genre. (Schluß.)

3. Das eigentliche Genre. (Schluß.)

Dasselbe richtige Maaß künstlerischer Komik ist in der
„Schäfer des Panurg" von Brend cl beobachtet. Welches
Leben ist in diese Hammclheerdc gefahren, »achdcni eins
derselben in's Wasser gestürzt; mit welch' drängender Hast
stürzen sic über den Körper des armen, am Boden liegen-
den Viehtrcibers einander in das Wasser nach; die Freude
des Panurg und des Bruder Johann über das Gelingen
des schlechten Scherzes theilt sich nnwillkührlich dem Be-
schauer mit. Die naturwahre Auffassung trägt den größten
Anthcil an dem glücklichen Erfolge des Bildes. Selten
gelingt es den französischen Malern, die künstlerischen Gren-

zen des Komischen inne zu halten. „Eine Gerichtsitzung
in der Provinz" von B iard ist derartig mit grotesk komi-
schen Scenen überfüllt, daß der ruhige Genuß des Humors
gestört wird, und die Komik in Karrikatur ausartet.

IV. Die Landschaft.

Die ethnographische Richtung vermittelt den Ueber-
ang vom Sittenbilde zu der Landschafts-Malerei; sie
at durch die regen Beziehungen Frankreichs zu den afri-
kanischen Ländern einen bedeutenden Aufschwung gewonnen.
Aber der erhabene Stil L. Robert's, welcher das italie-
nische Volk und sein Leben verherrlichte, hat in dieseni
Zweige der Kunst keine Nacheiferer gesunde»; die natura-
 
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