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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0222

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206

berühren, fo wird ein sogenannter galvanischer Strom er-
zeugt, welcher seinerseits wieder auf die Flüssigkeit wirkt.
Als Stromerzeuger nennt man ein solches Plattenpaar
ein „Element", und man spricht von positiven und nega-
tiven Strömen, d. h. von elektrischen Wirkungen, welche
innerhalb der Flüssigkeit von dem einen Metall znm an-
dern und zurückgehen. Beide Ströme werden allemal er-
zeugt, sobald sich zwei verschiedene Metalle innerhalb einer
sauren Flüssigkeit gegenüberstehen; und dieser Strom läßt
sich auch durch andere Körper oder Flüssigkeiten hindurch-
leiten, was auch auf folgende Weise geschehen kann: In
ein Becherglas stellt man eine Kupfer- und eine Zinkplatte
gegenüber und gießt in das Glas Wasser, dem etwas
Schwefelsäure zugcsetzt ist. Aenßerlich sind die Platten
mit Metalldraht (Kupserdrahtenden) versehen, welche, ohne
sich zu berühren, in ein zweites Gefäß tauchen, in welchem
sich ebenfalls eine saure Flüssigkeit befindet. Unter diesen
Umständen wird der galvanische Strom in dem ersten

Münchener Photographien: Kaulbach's kunstgeschichtliche
Wandgemälde' an den Außenseiten der neuen Pina-
kothek zu München. Karl Piloty.

I Von dem in diesen Blättern (Nr. 4, 1863) bereits be-
sprochenen photographischen Werke nach Kaulba-ch's Wandge-
mälden an den Außenseiten der neuen Pinakothek oder vielmehr
nach dessen in der Pinakothek vorhandenen Oelskizzen liegen nun-
mehr durch die noch übrigen, bis zum Schlüsse reichenden 8
Blätter vor uns, die in ihrer Weise ebenso schlagend darthun,
wie mißlich die Darstellung der Geschichte der neueren Kunst
und insbesondere die der Kunstschöpfungen König Ludwigs für
die monumentale Ausschmückung der Pinakothek war. Wenn
nämlich in den vier ersten Blättern allgemeinen Inhalts noch
großentheils der der monumentalen Kunst unangemessene, zer-
setzende Humor sich geltend macht, so folgt jetzt zunächst eine
Reihe von Bildern, denen wiederum jede eigentlich historische
Auffassung fehlt, die ihnen freilich zur Zeit ihrer Entstehung
auch schwerlich verliehen werden konnte. Die Münchener Maler
(Blatt V.) und Architekten (Blatt VI.) sind mit Ausführung
oder Betrachtung ihrer Werke beschäftigt; das ist die einfache
Thatsachc. Ebenso die Bildhauer (Blatt VIII), denen sich aber
hier einerseits Rauch und der alte Schadow, die in keiner
näheren Beziehung zu München stehen, andererseits Thorwald-
sen, als Schwanthaler's Lehrer, anschließen. Letzteres ist sowohl
in der Darstellung der Persönlichkeiten, wie als Photographie
das gelungenste Blatt. Sodann die Westseite mit dem Haupt-
bilde der Erzgicßcrei (Blatt VIII.) wo unter der Leitung Stigl-
mayer's und v. Millcr's der Kopf der Bavaria ans der Grube
gehoben wird, und den beiden kleineren Bildern (Blatt IX.) der
Glasmalerei unter Ainmillcr *) und der Porzellanmalerei unter
Neureuth er. Diesen fünf Blättern folgen dann noch die Dar-
stellung der Uebergabc des bekannten König--Ludwigs-Albums
in seinem prachtvollen Einbande und des Schreibschrankes, die
Darstellung des großen Künstlerfestes ans dem I. 1840, das
die Verherrlichung der Kunst zur Zeit Albr. Dürer's zum Gegen-
stände hatte, und als krönendes und gekröntes Schlußbild die
schon früher erschienene, theatralisch unerfreuliche Portraitgestalt
König Ludwigs von Kanlbach im Vorsaale der Pinakothek.

Zu diesem Werke Kaulbach's gesellt sich ein höchst interessantes
Blatt ganz anderen Inhalts, „die Amme" von Karl Piloty;
eine Komposition, die bereits 1853 in Oel von ihm ausgeführt,
vielleicht in Folge einer neuerdings von ihm gemachten Wieder-
holung ebenfalls von Albert nach dem Carton photographisch
ausgenommen wurde. Dankenswcrth ist diese Photographie be-
sonders deshalb, weil sie uns eines der wenigen Genrebilder
aus des Meisters früherer Zeit — so viel wir wissen, widmete
er sich in den letzten Jahren fast ausschließlich der großen Historie
— und zwar das seine künstlerische Richtung am getreusten re-
präsentirendc Genrebild wiedergiebt. Diese Richtung, verwandt
der eines Paul Delaroche, neigt sich bekanntlich den ernsten,
tragischen, oft tief erschütternden Momenten des menschlichen Le-

*) Ich weiß nicht, >vie cs zugeht, daß jetzt fast überall
Ainmüller geschrieben wird, während der Künstler selber auf
ein größeres Oclbild (ohne Jahreszahl), „das Innere der St. Lo-
renzkirche in Nürnberg", Ainmiller schrieb.

Glase erregt, und zwar so, daß gleichsam der Strom
durch die Flüssigkeit des zweiten Gefäßes an ihrer Unter»
brechungs- (Trennungs-) Stelle durchgeht und zurückläuft.
Bringt man nun in das zweite Glas statt Wasser die Auflö-
sung eines Metallsalzes, so läßt sich darin die eigenthümliche
Wirkung des galvanisch-elektrischen Stroms beobachten:
An dem vom Zink kommenden Draht werden nämlich
Luftblasen, Wasserstoffgas, anfsteigen, an dem vom Kupfer
kommenden sich dagegen Kupfer metallisch, in Form kleiner
Krystallchen, aber fest und zusammenhängend und den
Draht überziehend, ablagern. (Noch deutlicher wird die
Erscheinung sein, wenn man statt des zweiten Glasgefäßes
einen Kupferbecher nimmt, und KupfervitriollLsung hinein-
gießt; die ganze innere Fläche des mit dem vom Kupfer
aus a kommenden Draht verbundenen Gefäßes wird sich
mit metallisch rothem Kupfer überziehen, sobald der Zink-
draht frei in die Lösung eintaucht.)

(Forts, folgt.)

bens zu. Ein hübsches Bauermädchen, das sich als Amme bei
einer reichen Familie der Stadt verdungen hat, macht mit dem
an ihrer Brust trefflich genährten, stattlich aufgeputzten Kinde
und dessen elegant gekleidetem, sechsjährigen Brüderchen einen
Besuch in dem dürftigen Bauernhause, in welchem ihr eigenes
Kind bei fremden Leuten anferzogen werden sollte, aber so kümmer-
lich gehalten wird, daß das thränenbenetzte Auge der neben der
Korbwiege des Kindes knieenden Mutter dessen nahes Ende vor-
hersieht. Die Scene ist voll ausdrucksvoller, frappanter Motive:
hier der Kontrast zwischen dem wohlgenährten Kinde der reichen
Eltern und dem trotz der daneben stehenden Arznei hinschmach-
tendcn Kinde der Mutter, die wohl weist, daß sic durch Rückkehr
in ihre alten Verhältnisse ihren Liebling vom Tode erretten
würde. Daß sie aber nicht zurückkehren wird, zeigt die bedeu-
tungsvolle Hand des Knaben, der, hinter der Amme stehend, sie
am Kleide festhält, als ob er sagen wollte: du kehrst doch gewiß
mit mir in die Stadt zurück. Und wiederum das letzte Motiv:
die im Hintergründe stehende alte Frau, die, mit einem Tuche
eine Pfanne abwischend, in gleichgültiger Ruhe dem Seelenkanrpf
der Amme zuschaut. Erstaunt blickt das Knäblcin in seiner Un-
schuld die Gleichgültigkeit dieser Alten an, bei der die Amme
ihr Kind untergebracht hat. — Freilich vermögen wir nach einer
Photographie über das Kolorit des Originals nicht zu urtheilcn,
aber für diesen Mangel entschädigt uns der tiefe Ernst der Poesie,
die iiber diese in unseren gesellschaftlichen Zuständen nur allzu
häufige Scene ihren verklärenden Zauber verbreitet hat. So
gern wir auch der Photographie als solcher die gebührende An-
erkennung zollen, so gern wir auch einräumen, daß, soweit cs
die Photographie vermag, auf diesem (ebenfalls bei Piloty u. Löhle
erschienenen) in zwiefacher Größe erschienenen Blatte Alles klar
und deutlich wiedergegeben ist, eben so sehr möchten wir doch
gerade diesem Bilde eine Lithographie oder einen Mezzotinto-
Stich als Rcproductionstechnik wünschen, um uns an den gewiß
überaus kräftigen Farben und deren Abstufungen in den Details
noch mehr erfreuen zu können.

Lezioni di anatomia descrittiva esterna, applicata alle
arti belle, di A. Gamba. Torino. 1862. Typ.
Canfori. 8. p. 398 mit 50 lithographirten Tafeln.

Der Doktor, Ritter Gamba, als Professor der Anatomie
an der königlich Albertinischcn Kunst-Akademie zu Turin ange-
stellt, giebt hier seit 10 Jahren gehaltenen Vorlesungen über die
Anwendung der Anatomie auf die schönen Künste heraus. Ans
eine kurze Einleitung läßt er die Osteologie folgen, mit ihren
Abtheilungen in den Kopf, den Torso, und den oberen und untern
Extremitäten, der zweite Theil handelt von den Muskeln nach
denselben Abtheilnngen, der dritte Theil handelt von der ana-
tomischen Beschreibung der äußeren Formen, wo z. B. bei der
Stirn die verschiedenen Erscheinungen mit Hinweisung ans die
besten Arbeiten des klassischen Alterthums anschaulich gemacht
werden; als bei Apoll, Bacchus, Antinons, Venus, Diana u. s. w.
Der 4. Theil handelt von der phisiologischen Anatomie, als von
der Verschiedenheit der äußeren Formen nach dem Geschlecht,
nach dein Alter, nach den verschiedenen Meuschenracen, und dem
Temperamente. Den Schluß machen die Gesetze der Proportionen,
wobei die Werke unseres berühmten Carus, und die gelehrte
Arbeit von Zeisig (Leipzig 1859) zu Grunde gelegt wurden. N.

Kunst-Literatur und Album.
 
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