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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0231

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überzogen werden, sobald nur dafür gesorgt ist, daß diese
mit dem vom Zink kommenden Kupferstreife» galva-
nisch leitend verbunden ist, und da man dies durch
mancherlei Mittel erreichen kan», so kann man auch
Formen jeglichen Materials benutzen, um von ihnen gal-
vanische Abdrücke zu erhalten.

Als ein ganz vorzügliches Material, die Formen, von
welcher Substanz sie auch sein mögen, ob von Holz, Gyps,
Stearin u. s. w-, galvanisch leitend zu machen, hat sich
der Graphit erwiesen, und seitdem man die Entdeckung
gemacht hatte, daß diese reine Kohlenstoffvarietät säst ein
besserer Leiter der Elektricität sei als die Metalle selbst,
hat auch die Galvanoplastik einen bedeutenden Schritt
vorwärts gethan. Einen weiteren Dienst leistete aber noch
die Guttapercha als Formmaterial dieser Technik. Mit-
telst Graphit und Guttapercha, dieser unter der Tempe-
ratur des kochenden Wassers äußerst bildsamen, bei der
gewöhnlichen Temperatur starren, nur wenig biegsamen
Harzsnbstanz ist man im Stande, mit Leichtigkeit und
Sicherheit die feinsten Reliefs, die zartesten Holzschnitte
abzudrucken, der Art, daß die in diesen Formen erzeugten
galvanischen Kopien, beispielsweise von Holzschnitten, bei
starkem Gebrauch bessere Dienste leisten, als die Originale
selbst. Wegen der Wichtigkeit dieser beiden Materialien
wollen wir daher in der Kürze ihre höchst einfache Be-
handlung, um sie für den beregten Zweck vorzubereiten,
nachfolgend beschreiben: Um die Guttapercha in ihrer
ganzen Masse galvanisch leitend zu niachen, muß sie mit
chemisch reinem Graphitpulver sorgfältig imprägnirt wer-
den; dies wird auf eine etwas mühsame Weise dadurch
erreicht, daß man das in kochendem Wasser erweichte
Harz wiederholt mit Graphitstaub, ähnlich wie Mehl zu
Teig, durchknetet. Ist dies geschehen, so bildet man eine
Platte aus der Guttapercha, legt dieselbe in einen ent-
sprechenden Holzrahmen, darauf das znm Abdruck bestimmte
Modell, und läßt den Druck einer starken Presse sch lange
darauf wirken, bis die zuvor crwärnite Platte vollständig
wieder erkaltet ist. Der Holzrahmen dient nur dazu, das
seitliche Ausweichen der Formmafse beim Druck zu ver-
hindern. Die so erhaltene Form wird nun ebenso benutzt,
wie wenn sie aus Metall bestände, denn sie ist galvanisch
leitend und überzieht sich, mit dem vom Zink kommenden
Draht des galvanischen Elements verbunden und in die
Kupfervitriollösung gehängt, schnell und sicher mit redu-
cirtem Kupfer. Wie leicht einzusehen, ist für die Dar-
stellung größerer galvanoplastischer Reliefs oder Holz-
schnittplatten der oben beschriebene Apparat nicht aus-
reichend; man bedient sich daher größerer, indeß nicht
minder einfacher Apparate, von nachfolgend beschriebener
Einrichtung. Ein länglich viereckiger Kasten von Stein-
zeug, Porzellan oder Holz, welcher durch einen Asphalt-
Anstrich wasserdicht gemacht ist, dient zur Aufnahme der
Kupferlösung. Auf dem oberen Rande des Kastens liegt
ein von .blanken Messingstangen gebildeter Rahmen und,
auf diesem aufliegend, eine eben solche Stange von
Messing, von welcher die auf zuvor beschriebene Weise
durch Pressung erhaltenen Guttaperchaformen an Knpfer-
drahtendeu in die Kupferlösung des Kastens hcrabhängen.
Eine zweite starke Messingstange, der ersteren parallel,
liegt gleichfalls auf dem Rande des Kastens, aber ohne
den Rahmen metallisch zu berühren, was durch untergelegte
Holzklötzchen bewirkt werden kann. _ Von dieser zweiten
Stange hängen Kupferplattcn in die Lösung herab, so
daß diese sich den Guttaperchaformen möglichst nahe gegen-
über befinden. Jetzt wird mit dem vom Zink kommenden
Draht eines außenstehenden galvanischen Elements die erste,
die Formen tragende, Stange oder der Messingdraht auf
dem sie aufliegt, in leitende Verbindung gesetzt, mit dem

vom Kupfer kommenden die Stange, welche die den For-
men gegenüber hängenden Plattten trägt, verbunden, und
der galvanische Strom beginnt sofort seinen Lauf durch
die Metalllösung von Form zur Platte, und bald sieht
man auch metallfrisches, rothes Kupfer auf der Guttapercha
sich ablagern. Um das ausgeschiedene Kupfer zu ersetzen,
die Flüssigkeit koncentrirt zu erhalten, wird an einer Ecke
des Kastens ein Körbchen oder Säckchen mit Kupfervitriol-
Krystallcn eingehängt.

Daß die Thätigkeit des Stroms sorgfältig überwacht
werden muß, daß dabei eine Magnetnadel (Bonssole) zweck-
mäßig benutzt werden kann u. s. w., können wir hier, wo
wir es blos mit der Darstellung des Processes im Allge-
meinen zu thun haben, übergehen; es ist Sache der be-
sonders zu kultivirenden Technik. DaS vorhin erwähnte
Erregungselement, von dessen konstanter kräftiger Wirkung
der Erfolg der galvanischen Reduction wesentlich abhängt,
ist nach unserer Ansicht aus einer galvanisch plattirten
Silberplatte, und zwei dasselbe ohne Berührung um-
gebenden, mit Quecksilber zuvor amalgamirten Zinkplatten
gebildet. Von der oben erwähnten Konstruktion wird es
in ein mit Wasser und Schwefelsäure (1:16) gefülltes
Glasgefäß getaucht und die an den beiden Metallen be-
festigten Drähte mit den Stangen des Zersetznngstrogcs
verbunden. Ganz in derselben Weise ist nun auch der
Apparat eingerichtet, wenn es sich darum handelt, Zink-
gußkörpcr, Statuen und dergleichen Formen mit einem
Kupferüberzug zu versehen, sie wie oben angeführt, gal-
vanisch zu bronciren. Abweichend ist nur die Knpferflüssig-
keit zusammengesetzt, da sich das schwefelsaure Kupferoxyd
hierzu nicht eignet. Man bedient sich statt desselben einer
Auflösung von Kupferoxyd in Cyankalium. Der galvanifch
erzeugte Bronceüberzug für Zinkstatuen, die zur Aufstel-
lung im Freien bestimmt sind, ist neuerdings häufig in
Anwendung gekommen, und um denselben für größere
Arbeiten hervorzubringen, hat man in der Gießerei mit-
unter gewaltige Flüssigkeitsbehälter. Zur Aufnahme der
Kupferlösung dienen nämlich nicht allein tiefe Bottiche,
sondern förmliche Brunnen, mit Cement ausgemauerte,
und mit Asphaltanstrich gedichtete Bassins, in welche ganze
Kolosialstatuen am Krahne hinabgelassen werden, um da-
selbst den galvanischen Bronceüberzug zu erhalten. Die
Lösungsflüssigkeit, in vielen Tausend Quart besteht aus
einer der Bronce entsprechenden Mischung aus Kupfer-,
Zink-, Cyancür. Der Figur gegenüber hängen in der
Flüssigkeit große Messingtafel» herab. Daß die Elemente
zur Erregung des galvanischen Stroms mit der Größe
der Figur nach Zahl und Größe in Berhältniß stehen
müssen, ist selbstverständlich.

Wir haben bisher nur die Galvanoplastik dcS Kupfers
betrachtet; aber auch für die andere Metalle findet sie
heute die weiieste und großartigste Anwendung. Mit Gold
und Silber lassen sich nicht allein unedlere Metalle über-
ziehen, sondern es werden ans den Auflösungen von Gold
oder Silbersalzen, gerade wie beim Kupfer, mittelst ein-
gelegter Guttapcrchaformen, die kunstreichsten Modelle der
Plastik in massivem Gold oder Silber galvanisch erzeugt,
woran die reichen Gold- nnd Silberläger unserer Haupt-
stadt uns treffliche Muster zeigen. Bekannt ist das große,
fchöne Relief, welches von F. Fischer in Wachs modcllirt,
und zum Geschenk für die silberne Hochzeit unseres Königs-
paars bestimmt, in der Wcrkstadt von A. Vollgold in
Berlin, in massivem Silber galvanoplastisch ausgeführt ist.

Das sind die Leistungen der in ihrer Kindheit mit Ge-
ringschätzung und Mißtrauen behandelte» Galvanoplastik,
auf welche die moderne Technik der edlen Metalle mit
Recht stolz sein darf.

(Fortsetzung folgt.)
 
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