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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0255

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die zur Kenntniß der Mitglieder zu bringenden Mitthei-
lungen über die gemeinsamen praktischen Interessen der
Genossenschaft ausgenommen werden sollen.

b. Das neue Blatt wäre ein mit einem geschäft-
lichen Theil verbundenes, abhandelndes und
kritisches Journal im Verlage eines Buchhänd-
lers und unter Leitung eines selbstständigen
Redakteurs.

c. Das neue Statt erschiene als Kunstjournal (wie
oben) im Selbstverläge der Kunstgenossenschaft
selbst, unter eigener kommissarischer Redac-
tion oder unter Leitung eines von der Kunst-
genossenschaft zu honorirenden Redakteurs.

ad a. Hier ist zu bemerken, daß nach den bisherigen Erfahrun-
gen der mitzntheilende Stoff nicht so reichhaltig, namentlich
aber nicht so regelmäßig vorhanden ist, um ein periodisches
Blatt — und ein solches würde allein von der Post und den
Buchhandlungen zum Vertrieb angenommen werden können
— herzustellen. Der Mangel an Periodicität aber würde schon
den Begriff eines Journals aufheben und das herauszugebende
Blatt zu einem unregelmäßig nach Bedürfniß erscheinenden
Flugblatt machen, welches jedesmal unter Kreuzband an
jeden Abonnenten direkt gesandt werden müßte, wie das bis-
her schon mit den Berichten über die Generalversammlungen,
den Cirkularen u. s. f. geschah. Da aber die ganze Frage der
Gründung eines neuen Journals wesentlich aus dem Wunsch
entsprungen ist, dieser unregelmäßigen Flugschriften überhoben
zn sein, so würde mit einem solchen Journal (wenn es in sol-
cher Form noch diesen Namen verdient) nichts erreicht werden,
ad b. Nehmen wir an, das neue Journal erschiene nur in
demselben Umfange und zn demselben Preise wie „Die Dios-
kuren", d. h. im Durchschnitt 1—1 '/i Sogen wöchentlich zum
Abonnementspreise von etwa 5 Thlr. jährlich, so läßt sich
leicht berechnen, daß kein Verleger sich zur Uebernahme eines
solchen Journals verstehen könnte, wenn ihm seitens der Kunst-
genossenschaft nicht mindestens 1000 Abonnenten garantirt
würden, denn soviel wären mindestens nöthig, um die Kosten
zu decken. Der Unterzeichnete hat sich erlaubt, die Richtigkeit
dieser Behauptung dem verehrlichen Eentralcomits in Zahlen
nachzuwcisen, ans die er sich an dieser Stelle beziehen will.
— Nun aber dürfte es unter den obwaltenden Verhältnissen
äußerst schwierig, ja unmöglich sein, für ein neuzngründendcs
Kunstjournal — wenn nicht ein sehr bedeutendes Kapital ge-
wagt wird, um durch Illustrationen n. s. f. das größere Publi-
kum heranzuziehen — soviel Abbonenten zu gewinnen. Selbst
bei der sehr günstigen Annahme, daß das neue Blatt es rasch auf
500 Abonnenten brächte, würde (da die Herstellungskosten fast
dieselben bleiben) doch noch mindestens ein jährlicher Zuschuß
von 2500 Thlr. nöthig sein, um das Blatt überhaupt zu er-
halten. Also auch dieser Fall wäre wohl nicht anzunehmen,
ad e. Abgesehen davon, daß die bei b. vorgebrachten Gründe
in Betreff der Kosten auch hier wieder und vielleicht in er-
höhtem Maaße zutreffen würden, falls die Kunstgenossenschaft
einen Redakteur honoriren wollte, würden auch noch ander-
weitige Jnkonvcnienzen entstehen, die ein solches Unternehmen
bedenklich erscheinen lassen. Denn da das neue Blatt doch
an irgend einem Orte, etwa Düsseldorf, München, Dresden
oder Wien, erscheinen, der Redakteur, resp. die kommissarische
Leitung der Kunstgenossenschaft, also an eben diesem Orte re-
sidiren müßte, so würde cs sich nicht vermeiden lassen, daß
über kurz oder lang das Journal den Anschein eines Lokal-, ja
vielleicht sogar Kottericblatts erhielte und dadurch (da es
immerhin mißlich ist, wenn Künstler einander selbst in der
Form öffentlicher literarischer Kritik benrtheilen oder doch
wenigstens durch die Uebernahme einer Oberleitung sich für

diese Kritik verantwortlich machen) unausbleiblich Stoff zu
mannigfacher Mißstimmung, ja vielleicht zu Zerwürfniffen
im Schooße der Knnstgenossenschaft selbst lieferte. Wenn
man aber der Ansicht sein sollte, daß der nicht geschäftliche
Theil des Blattes sich mit Ausschluß jeder Kritik auf bloße
Berichterstattung beschränken könnte, so würde man sich bald
von der Unmöglichkeit überzeugen, dazwischen eine strenge
Grenzlinie zu ziehen — oder man müßte sich auf die aller-
dürrste Nomenklatur und die nüchternste Aufzählung von Ti-
teln der Kunstwerke beschränken wollen.

Ad.. 3. Was die Anlehnung an ein bereits beste-
hendes Blatt betrifft, so erscheint eine solche ans den obigen
Auseinandersetzungen als die einzig mögliche Form, den Plan
der Kunstgenoffenschaft zu verlvirklichen. Hier tvären nun lvieder
drei mögliche Fälle zu unterscheiden. Man wählte:

a. Eine große, einflußreiche politische Zeitung;

b. Eine illustrirte Wochenschrift, socialen oder ge-
meinnützigen Inhalts;

c. Ein schon bestehendes, dem Interesse der Kunst
ausschließlich dienendes Journal.

Wer diese drei Fälle mit nnpartheiischem, vorurtheilsfreiem
Auge betrachtet, kann wohl kaum zweifelhaft sein, welcher von
ihnen dem Plan der deutschen Kunstgenoffenschaft am entsprechend
sten ist. Indessen mögen dieselben hier kurz ihrer praktischen
Seite nach betrachtet werden. Also:

ad a. Eine große, politische, einflußreiche Zeitung, die gleicher-
weise in Deutschland — vom Ausland ganz zu schweigen —
verbreitet wäre, existirt gar nicht. Die Kölnische Zeitung
z. B. ist in Norddcutschland säst nur in einzelnen Lesekabi-
netten und zlvei oder drei der ersten Konditoreien der Resi-
denzen zu finden; ebenso die Augsburger Allgemeine Zeitung,
die Wiener Zeitungen u. s. f. Umgekehrt kommen z. B. die
Berliner Zeitungen in Süd- und Westdeutschland nur spo-
radisch vor. Der Zweck also, die Mitglieder der Kunstge-
nossenschaft von jeder Mittheilung sofort und in größtem
Umfange in Kenntniß zu setzen, lvürde dadurch und ferner
auch aus dem Grunde nicht erreicht werden, weit man doch von
den einzelnen Mitgliedern der Kunstgenossenschaft nicht verlangen
kann, deshalb täglich die betreffende Zeitung in einem öffent-
lichen Lokal aufzusuchen, weil vielleicht dann und wann
eine Mittheilung an die Mitglieder der Kunstgenossenschaft
darin stehen könnte. Dem wäre nun allerdings durch Abon-
nement auf die betreffende Zeitung abzuhelfen. Allein dies
lväre auch nur in solchen Städten möglich, wo die Künstler
große geschlossene Gesellschaften bilden, wie in Düsseldorf
oder München. Und selbst hier würden manche Schwierig-
keiten entstehen, lveil gerade bei wichtigen und längeren
Mittheilnngen der persönliche Besitz eines solchen Blat
tes eine Nothwcndigkcit ist. Von einem persönlichen Abonne-
ment aber ans solche Zeitung kann wohl in umfassender Weise
nicht die Rede sein, weil dann die Gründung eines eigenen
Journals doch noch mit geringeren Kosten verknüpft wäre,
da diese großen Zeitungen sehr theuer sind (durchschnittlich
12—16 Thlr. jährlich für Auswärtige). Endlich ist kaum
anznnehmen, daß eine große politische Zeitung Mittheilungen
der deutschen Kunstgenossenschaft, namentlich umfangreichere,
ohne Entschädigung ansnehmen würde, da sie (aus den bereits
angegebenen Gründen) schwerlich eine derartige Steigerung
der Abonncmentenzahl hoffen würde, daß dadurch der Aus-
fall an Papier- und Druckkosten gedeckt werden könnte,
ad b. Eine illustrirte Wochenschrift würde sich eher zum
Organ der Kunstgenossenschaft eignen, schon weil sie nicht
täglich erscheint, also leichter gelesen werden kann. Allein es
treten hier im Grunde doch dieselben Schwierigkeiten ein,
wie in dem vorigen Falle; ja der Mangel an gleichförmiger
 
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