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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0316

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ungeschminkter Adel, die ganze Einfachheit und die ganze
Gluth der Seele, welche die ächte Römerin ohne Unter-
schied des Standes charakterisirt. Böcklin liebt das Bizarre,
und so hat er denn dieser Laune auch hier freien Lauf
gelassen in der Gegensetznng des schwefelgelben Umschlage-
tuches mit der himmelblauen Tapete des Hintergrundes.
Correns in München brachte zwei lebensgroße Bildnisse
in ganzer Figur, das des „Erbprinzen von Thurn und
Taxis" und jenes der „Erbprinzessin von Sachsen-Mei-
ningen." Beide zeugen für seinen Geschmack, sein feines
Gefühl für das Schöne, für sein sorgfältiges Studium,
verbunden mit großer Eleganz des Vortrages. — Von
großer Wirkung in Bezug auf Charakteristik ist ein „weib-
liches Bildniß" von W. Füßli in München, während die
von Gaul (in Wien) durch feines Kolorit gefallen. — Von
besonderem Interesse ist mehr des Gegenstandes wegen
das „Bildniß des Malers Alfred Rethcl" von Grahl in
Dresden. — Die beiden Frauenporträts von Gusse ns
in Antwerpen sind mit jener nüchternen, mühseligen Sorg-
falt, mit jener Trockenheit und Poesielosigkeit gemalt,
welcher wir an Bildnissen begegnen, die vor vierzig Jahren
gemalt wurden und wie sie unter Andern der Münchener
Stieler zu ganzen Dutzenden lieferte. Dabei haben sie
etwas entschieden Deutsches, was uns aber trotz aller
Vorliebe für unser schönes Vaterland nicht abhält, sie
herzlich langweilig zu finden. — Wie viel Leben dagegen,
wie viel Poesie spricht aus Friedr. Kaulbach's (in
Hannover) „Bildniß eines jungen Mannes", der uns in
der kleidsamen Joppe entgegentritt! — Bon Carl Piloty
in München sehen wir ein lebensgroßes Bildniß des geist-
reichen Kunstfreundes „Freiherrn v. Schack" daselbst von
sprechender, ja wahrhaft überraschender Aehnlichkeit. Jeder
Zoll zeigt den feingebildeten Cavalier, den Mann der
guten Gesellschaft. Wenig stimmt zu der feierlichen Er-
scheinung desselben das alte, nur zu sehr an ein Antigui-
täten-Kabinet oder doch an ein Künstler-Atelier erinnernde
Gerümpel, der staubige Stuhl, der abgenützte Teppich,
der so recht zur Parade über denselben hercingezogen ist. —
Von Interesse ist auch Reinik's, des Malers und Dich-
ters, „Bildniß Adalbert Chamisso's", das ein wenig trocken
aber sonst gut gemacht ist. — Nicht unerwähnt endlich wol-
len wir Willich's in München gut kolorirte Bildnisse
lassen.

IV. Architektur-Malerei.

Es giebt Künstler und Kunstsreunde genug, die für ein
kleines Bildchen von Decamps (in Paris) schwärmen,
welches das „Innere eines italienischen Wohnhauses" dar-
stellt. Vielleicht trägt dazu auch der enorme Preis von
14000 Francs, nni den es die Familiengalerie des Frhrn.
von Lotzbeck erwarb, Einiges bei, denn was so außer-
ordentlich theuer ist, muß wohl, so nimmt man in der

Regel an, auch außerordentlich gut sein. Wir können in
Decamps Arbeit nichts weiter finden als eine freilich sehr
geistreiche Skizze von köstlichem Kolorits Was die Ver-
theilung von Licht und Schatten betrifft, so findet das
Auge nur schwer einen Ruhepunkt. — Gail (in München),
dessen wir schon oben erwähnten, brachte die restaurirte
„Domkirche zu Unser Lieben Frau" daselbst und bewährte
sein Geschick für Anordnung und tüchtige Mache ohne alle
Prätension. — Gerhard (in München) der wie kein
Andrer groß und bedeutend zu sehen vermag, eine Kunst,
die täglich seltener zu werden droht, führt uns in die vom
Mondlicht zauberhaft erhellten Räume des „Löwenhofes
der Alhambra" und zeigt uns, daß sorgsamste Durchbildung
keineswegs, wie von Bielen behauptet wird, die künstlerische
Wirkung stört. Weniger anziehend, wenn auch im Gan-
zen tüchtig, erscheint die „Außen-Ansicht des Irrenhauses
in Cairo" von Huysmann's (in Antwerpen). — Leo
v. Klcnze's (in München) „Athen unter Kaiser Hadrian"
interessirt hauptsächlich in archäologischer Beziehung. Han-
delt es sich darum, dem Beschauer die Stadt der Minerva
so vorzuführen, wie sie erschien, ehe tausendjährige Stürme
über sie weggegangen und ihre stolzen Säulen zu Staub
zermalmt sind, so ist niemand kompetenter als der berühmte
Architekt, dessen ganzes künstlerisches Streben im Hellenis-
mus^ wurzelt und der dessen innerstes Wesen wie kein
Zweiter erfaßte und in sich aufnahm. — In Knab's
(in München) „Romanischer Klosterhof" tritt uns eine
tüchtige Kraft entgegen, welche offenbar nach Besserem
strebt als bloßer stereoskopischer Nachbildung. — F. C.
Mayer in Nürnberg brachte eine sehr gut angeordnete
„Bildhauer-Werkstätte" in romanischem Stil, nur das
Kolorit wollen Einige etwas konventionell finden. Richtig
ist, daß es in allen Bildern des sehr begabten Künstlers
wiederkehrt. — Dagegen beruht der Werth von „Sau
Giorgio maggiore in Venedig" von Mecklenburg in
München nicht zum geringsten Theile auf der schönen
abendlichen Stimmung desBildes. — Neh er (in München)
einer der Koryphäen seiner Kunst, hat ein „Schiffszollhaus
in Gent" und ein „Seitenportal der Martinskirche zu
Landshut" ansgestellt, Bilder von nur sehr geringein Um-
fange, die jedoch zu den Perlen jeder Sammlung gezählt
werden dürfen. Es giebt kaum schärfere Gegensätze als
Decamps und Neher; dort bei dem Franzosen blendender
Effekt, dem alles Andre untergeordnet wird und dem es
ganz gleich gilt, ob er sich an einer Hüttenwand oder an
einem Palaste geltend macht, wenn er sich überhaupt nur
geltend machen kann; beim Deutschen hier herrscht ver
Gegenstand, an den der Künstler mit Pietät herantritt und
den im besten Lichte zu zeigen sein einziges Streben ist.
Decamps malt um seiner-, Neher um der Gebäude willen.

(Fortsetzung folgt.)

Briefkasten.

Der Herr Wels. der Kunstberichte aus Welgien >vird drin- Herrn y in Wremen. Wegen des Versehens bitten wir um
gend um Fortsetzung ersucht._ D. R. Entschuldigung. Im Uebrigen direkt nächstens.

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