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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0331

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315

Kunst-Literatur und Album.

I. Kunstliteratur.

Slcfti)ctif. — Geschichte. — Technik.

The fine Arts quarterly Review. May 1863. No. 1.

London. Chapman and Stall. 224 8. Lex. 8.

| Von dieser bereits vor längerer Zeit angekündigten Vier-
teljahrsschrift, der dem Vernehmen nach die schriftstellerischen
Kunstnotabilitäten Englands ihre Mitwirkung zugesagt hatten,
liegt das erste Heft vor uns, dessen Inhalt nicht allein dem eben
so gediegenen wie brillanten Aenßercn, sondern auch den lange
gehegten Erwartungen vollkommen entspricht. Der vorangeschickte
ProspcctuS giebt den Zweck des Journals im Allgemeinen da-
hin an, daß es „die Anfordernngen der Kunstsammler und Kunst-
kenner und Aller, welche sich für das Gebiet der bildenden Künste
interessiren, befriedigen soll. Es wird daher von der Malerei,
der Skulptur, der Kupferstecherkunst, der Photographie und der
ornamentalen und decorativcu Kunst handeln, die Geschichte der
Kunst und das Leben und die Werke der Künstler aller Länder,
vorzugsweise Englands, illnstrirle, historische und kritische Be-
schreibungen der Galerien, Sammlungen und Kunstausstellungen
bringen, tvichtige Erscheinungen der Kunstliteratur ausführlicher
besprechen und ein vollständiges Verzeichniß der hierher gehörigen
Publikationen aller Länder mittheilen. Es wird ferner praktische
Verbesserungen in allen Zweigen der Kunsttcchnik, sowie eine
Chronik des Kunstverkehrs und der Kunstinstitute enthalten." Ob-
wohl, wie man hinlänglich weiß, die oft auf dem Titel eines
Journals genannten Namen der Mitarbeiter für den Werth des-
selben keine Garantie bieten, da viele blos als Zierde figuriren,
so ist doch in vorliegendem Falle das Verhältniß insofern ein
anderes, als allen Artikeln und Notizen der Name ihres Ver-
fassers bcigcgcbcn wird. Aus der Zahl derer, welche Beiträge
zugesagt haben, heben »vir nur Namen hervor, >vie den Marquis
d'Azeglio (Turin), Beule (Paris), Birsch, Falkener,
Fergusson, Grüner (Dresden), de Labor de (Paris), Sir
F. Madden, Newton, R. und S. Redgrave, Robinson,
Rossctto, Scharf, Tom Tahlor, Vanx, Vinct (Paris),
Watson, Wornum, Digbh, Whatt.

Was aber den Inhalt betrifft, den dies erste Heft bietet, so
mag folgendes Verzeichnis; von dessen Reichthum Zeugliß geben:
die englische Malerei im Jahre 1862 von Tom Taylor; die
Rafael -Samlung des verstorbenen Prinzen Albert; die ältere
Geschichte der Royal Akademie; das Museum in South Kensing-
ton (von Digby Wyatt), über dessen italienische Skulpturen
noch später ein Aufsatz folgt; der Tenison Psalter (Codex ans
dem Ende des 13. Jahrhunderts); die Grundzüge des architekto-
nischen Zeichnens, die Berührungspunkte zwischen Wissenschaft
und Kunst; Katalog der Werke des Zeichners und Kupferstechers
Cornelius Bischer, über dessen Leben der Verfasser W. Smith
nichts hat ermitteln können, als daß er 1658 gestorben ist; die
Erhaltung und Restauration von Gemälden und Zeichnungen;
Entdeckungen unter den Zeichnungen der königl. Sammlung;
die bildenden Künste während des Jnteregnums (1649 —1660);
ornamentirte Büchereinbände im Mittelalter; die neuen Erwer-
bungen der National-Galcrie des britischen Museums und der
National-Portrait-Galeric: neue Kunstschöpfungen, die ziemlich
weit zurückgreifend, den Charakter der Neuheit zum Theil eingc-
büßt haben; und Kunstliteratur, die sich auf England, Frank-
rcich und Belgien beschränkt, und was bei der Mangelhaftigkeit des
internationalen buchhändlcrischcn Verkehrs begreiflich ist, Deutsch-
land bis jetzt gar nicht berücksichtigt, auch von Belgien nur eine
ziemlich nuvollständige Kenntmß zeigt. So sind, wie man sieht,
Aesthetik und Theorie, Praxis, Geschichte und Literatur, die bil-
denden Künste alle, wenn auch' natürlich nicht gleich stark ver-
treten.

Einer der interessantesten Aufsätze, der vermöge feines Inhalts
die Deutschen und Franzosen so gut wie die Englänger angeht,
ist der erste: „lieber den gegenwärtigen Stand der englischen
Malerei," worin der durch seinen Führer durch die Gemälde-
galerie der letzten Exhibition auch außerhalb Englands bekannte
Tom Taylor neben einigen Schnitzern in Bezug auf Kaul-
bach und Cornelius (S. 8 ünd 9) sehr richtige, für sein Vater-
land freilich nicht sehr schmeichelhafte Ansichten entwickelt. Wenn
er nämlich in einer Vergleichung des Charakters der deutschen
und französischen INalcrci gegenüber der englischen der letzteren
eine gänzliche Anarchie und Gesetzlosigkeit, einen Mangel an jeg-
licher Einheit, mit einem Worte ein völliges Auflösen in Künst-
lerindividualitäten beilegt, ivas schon häufig auch außerhalb

Deutschlands ausgesprochen ist, (ähnlich von Springer, Geschichte
der bildenden Künste), so hat er darin ebenso vollkommen Recht,
als wenn er die Ursache dieser Jndividualisirung in dem Ar-
beiten für den augenblicklichen Hausbedarf und den vorauszu-
schendcn Absatz findet. Was es mit diesem Arbeiten für eine
Bewandniß Hat, welche Stoffe dazu gewählt werden, daß setzt
er sehr anschaulich, wahrscheinlich auch sehr wahrheitsgetreu aus-
einander. Eine Abhülfe gegen diese Jndividnaüsirnng sicht er
daher vorzugsweise in dem public employment, der öffentlichen
Beschäftigung, also der großen monumentalen Historienmalerei,
woran cs in England bisher fast gänzlich gefehlt hat. Und das
Wenige, setzen wir hinzu, was bis jetzt ausgeführt ist, wie z. B.
die Fresken von Maclise und Hope im neuen Parlamentsge-
bändc ist weder durch Großartigkeit der historischen Konception,
noch durch die Ausführung befriedigend. Mehrere der andern
derartigen Werke, die der Verfasser des Aufsatzes wenigstens an-
führt, sind uns nicht unbekannt geblieben. Daß aber, wie er
glaubt, die Hanptschwicrigkcit in Bezug auf eine größere Ver-
breitung der monumentalen Malerei in England in der Versu-
chung des leichteren und größeren Gelderwerbs, welchen die ge-
wöhnliche Staffeleimalerei mit sich bringt, liegen soll, können
wir nicht nntcrschrcibcn. Sie liegt tiefer, denn sic liegt in je-
nem Charakter der Jndividualisirung. Monumentale Malerei
erfordert ungleich nichr als Malerei von Genre und Landschaften,
ein völliges Aufgebcn der Individualität und des individuellen
Denkens und Schaffens.

An Mitarbeitern und Stoff, das läßt sich voraussehen, ivird
einem so gediegenen Journal, >vie das nnternommene ist, sicher-
lich nicht fehlen; wenn es ihm nur nicht in Folge seiner inne-
ren Gediegenheit an Lesern und Käufern fehlt! Hoffentlich ver-
hält es sich in dieser Beziehung in England anders als in Deutsch-
land, wo ein derartiges Unternehmen immer nur einen kleinen
Leserkreis fände.

L’Inaugurazione del Monumento a Vittorio Alfieri in

Asti il Municipio Asti. Tip. Raspi. 4.

Die Stadt Asti an der von Turin nach Genua führenden
Eisenbahn gelegen, hat am 16. November 1862 ihrem berühmten
Mitbürger dem Tragöden Alfieri ein herrliches Denkmal errichtet,
bestehend in einem mehr als lebensgroßen Standbildc, von dein
in Turin lebenden ausgezeichneten Bildhauer Dini sehr brav
gearbeitet. Dini gehört mit Alberloni zu den bedeutendsten
Künstlern in Turin, und wird nach dem Urtheil Vieler nur von
Vela übertroffe». Zur Verherrlichung der von der Gemeinde-
Verwaltung der Stadt Asti bei Gelegenheit der Enthüllung dieses
Marmorbildes veranstalteten Festlichkeit, wurden sehr viele Ge-
dichte von Rcgaldi, Arrivabene, Gando, Giuria und andern be-
kannt, welche diesen ihren Vorgänger besangen. Die Stadt Asti
hat dieselben hier gesammelt und mit Anerkennungen herausge-
geben. N.

II. Album.

Schinkel's Wandgemälde in der Halle des Mu-
seums zu Berlin, (Nach den Original-Zeichnungen
pholographirt von L. Bette.)

Schon wiederholt wurde in diesen Blättern auf die Schätze
hingewiesen, welche im Benth-Schinkel-Musenm zu Berlin
anfbcwahrt werden und ans die verdienstlichen Reproductioncn
eines Theils derselben durch das photographische Institut von
L. Bette in Berlin aufmerksam gemacht. In No. 4 des Jahr-
ganges 1861 der Diosknren wurde der Wunsch einer Publikation
des großen von Schinkel eigenhändig in Aquarell ausgeführten
Bilderfrieses, eine der tiefsinnigsten, poetischen Kompositionen der
Neuzeit, ausgesprochen. Dieser Wunsch ist in Erfüllung ge-
gangen^). Dasselbe rühmlichst bekannte photographische Institut
hat eine Ausgabe des Frieses der Vorhalle in 18 Blättern von
12" und 9'/V' Größe veranstaltet. Davon gehen 14 Blatt auf
den Fries der äußeren Halle in vier Abtheilungen und vier Blatt

'■ ) Möchte doch auch der zweite a. a. O. ansgesprochcne^Wunsch
einer würdigen Publikation der in Mappe I. des Schinkel-
Mnscums enthaltenen großen landschaftlichen Komposition, in
Erfüllung gehen. Sollte die mit so viel Glück auf Nachbildung
Duererscher Holzschnitte rc. verwendete Technik der Photolitho-
graphie nicht auch hier angebracht sein? —
 
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