Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0359

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
343

daß der treffliche Meister, Profestor von Klober, die
Göttcrgcsialten der klassischen Welt in seine Darstellung
verwebt, und dadurch diese ans dem engen Kreise des Zu-
fälligen und Vorübergehenden in die lichte Höhe des all-
gemein Gültigen und ewig Schönen erhoben hat.

Auf dem Bilde des „Handels'") sehen wir ganz zur
Linke», wie geschäftige Zwerge die kostbaren Erzklumpen
aus dem Schooße der Erde zu Tage bringen, wie dann
Männer unter einer dorischen Halle arbeiten, aus den ge-
förderten Stoffen das länderdurcheilende Rad und das
klingende Geld zu schaffen. Knaben führen die golde-
nen und silbernen Münzen in kostbaren Schalen fort, ein
Knabe wälzt eine schwere Geldtoune, die mit „100,OM
Thalcr" bezeichnet ist, und wieder ein anderer jtürzt den
Inhalt seiner Schale in ein größeres Gefäß, das neben
dem sitzenden Hephästos, dem Gotte rer Esse, steht. Hin-
ter diesem bändigt Athene, die Göttin des Gedankens und
der Kunst, das wilde, feuerschnanbende Roß, als Sinn-
bild ungezähmter elementarer Gewalt. Dann folgt, die
Mitte des Bildes einnehmend, Hermes, in der Linken den
Stab deS Götterboten kühn erhebend und in der Rechten
den Geldbeutel haltend, den er ans Hephästos' Händen
empfangen. Neben ihm schließen die lieblichen Gestalten
zweier Horen mit grünendem Zweig und schwellendem
Blüthenhorne diese Gruppe. Während so im mittleren
Theile sinnbildlich die allgemeine ethische Nothwendigkeit
und Beziehung des Handels angedeutet wird, während
links die äußeren Mittel desselben gewonnen werden, ist
die rechte Seite der Darstellung der HandelSblüthe eines
gebildeten Volkes gewidmet. Da bewacht zunächst den
Horen ein Knabe einen Behälter mit Sä,riftrollen, neben
ihm steht in edler Größe die Borussia mit dem Adler-
gekrönten Stabe in der Rechten, und mit der Linken
schützend eine Tafel berührend, die inmitten einer Gruppe
das Wort „Handelsgesetzbuch" trägt. Dann schließen sich
Gruppen von Studirenden, Lesenden, Lernenden an, und
im Vorgrunde deutet ein weißer und ein schwarzer Knabe
die Beziehung zu fernen Welttheilen an.") Im Hinter-
gründe drängen sich im Hafen die Masten, und eine reiche
Architektur krönt das Ganze; eine Säule derselben, als
Sinnbild der Kultur gegenüber den rohen Massen, ivo-
mit links die Darstellung beginnt, schließt ganz rechts das
Bild. Das Podium dieser Säule zeigt im Rund den
Kopf des Architekten mit der Umschrift: „F. Hitzig —
Architekt", und weiter in Bezug auf das Bild die Be-
zeichnung: „A. v. Kloebcr im-, ausgef. mit seinen Ge-
hülfen Becker, Fechner u. Sch oenrock. 7) 1863."

Das andere Freskogemälde, der „Ackerbau""), ist in
seinem Idcengange noch einfacher. Von links her ordnen
sich ein Holzhauer und Fischer in ihrer Beschäftigung an,

und dann sehen wir den reichen, festlich geschmückten Ernte-
wagen, den zwei stattliche weiße Ochsen °) ziehen. In
der Göttergruppe thront, die Mitte des Bildes einnehmend,
auf mit Löwen bespanntem Wagen Kybele,") die Tochter
des Himmels und der Erde, die Schwester der Zeit, die
Alles gewährende „große Mutter", deren Namen bis heute
in Italien in dem ,,gran wackre" als Bezeichnung der
Maria sich erhalten hat. Zu ihrer Rechten schreiten ihre
Töchter, Demeter mit den Gaben des Feldes, Hestia mit
dem heiligen Feuer deö Heerdes. Zn ihrer Linken, also
im Bilde nach rechts hin, sind die freundlichen Götter,
die zur Nothdurst des Lebens die Lust fügen, in schöner
Gruppe vereinigt. Der jugendliche Dionysos, der Retter
des Menschen von Sorge und Leid, hält weinnmkränzt
die Göttin der Schönheit Aphrodite") umschlungen und
zu beiden Füßen verwahrt die Pfeile der Liebe der kleine
Eros, der Herrscher über Götter und Menschen. Im
rechten Theile des Bildes schließen sich an eine Pansgrnppe,
Jäger und Hirten"), und eine ferne Landschaft bildet den
Hintergrund. Ganz rechts steht auf dem Felsen eines
Steinbruches' * * 3 * * * 7 * * 0) die Inschrift: ,,A. v. K. inv., — piux. cum
discip. suis Uecker, Fechner, Schoenrock MDCCCLXIII.“

') Die Gemälde sind nicht al fresco, sondern stcreochro-
misch ausgeführt.

-) Nämlich per Produktenbörse und der Fondsbörse.

3) Zur Fondsbörse.

■') Cyklopen.

") Es sind dies nicht Horen, sondern die Gestalten des
„Friedens" mit dem Oelzweig und der „Fortuna" mit dem
Füllhorn.

°) Diese beiden Knaben würfeln mit einander. Ucbrigcns
ist hier noch die Mittelgrundgruppc zu erwähnen, welche unter
einer Halle die „Staatsdrnckerei" als Andeutung ans die Ver-
fertigung des Papiergeldes zeigt. Auch sind die im Vorder-
gründe befindlichen Beziehungen ans den Eisenbahnverkehr ver-
gessen.

7) Stall Schönrock ist Hanke zu setzen,

ch Zur Produktenbörse.

ch Oder vielmehr Stiere.

I0) Eigentlich Rh ca.

n) Es ist nicht Venns, sondern Ariadne, die er umschlun-
gen hält.

>ch Mit einer Schafherde, was hier von Wichtigkeit ist.

>ch Zu bemerken ist, daß an dieser Stelle in einem
Schachte, ivclcher aus der Tiefe durch einen gekrönten Berggeist
erleuchtet wird, die Bergleute an der Gewinnung des Erzes
arbeiten, welches auf dem andern Bilde — und int Anschluß
an jenes — von den Gnomen zur Münze getragen wird. Die-
ser Punkt, welcher eine ideelle Verbindung der beiden Bilder,
sowie der Lokalitäten, ihrer Bestimmung nach, enthält, darf nicht
unbeachtet bleiben. sSchluß folgt.)

Die internationale Kunstansstellung in München.

(Schluß.)

VI. Mari n e.

Die Marine-Malerei erscheint ans unsrer diesjährigen
Ausstellung auch nummerisch stark vertreten, und thun sich
darin wie leicht begreiflich, namentlich unsere Nachbarn
in den Niederlanden tüchtig hervor, doch haben auch die
Deutschen in diesem Fache Verdienstliches geleistet. So
von Jenen W. Gr echter in Amsterdam, Hilverlink
dortselbst, Hulk in Harlem, Schelfout in Haag und
von diesen Vollmer in Hamburg und Weber in Berlin.
Den Preis möchten wir Schelfout für seine „Strandung
eines Schiffes" und Vollmern für seine „Elbe unter-
halb Hamburg" geben. Wäre des trefflichen Lang ko in
München den nämlichen Gegenstand jedoch bei Mondbe-
leuchtung darstellendes Bild ans der Ausstellung, so müßte
ihm die Palme gegeben werde», obwohl er so wenig wie
Morgenstern, der so viele ausgezeichnete Marinebiltcr
malte, zu den Marinemalern von Profesiion zählen.

VII. Still-Leben.

Dieses zarte Knnstgebict haben die rauheren Männer
bekanntlich in der Gegenwart fast ausschließlich den zarten
Händen deö schönen Geschlechtes überlassen. Früher war
das bekanntlich anders, wo mancher stämmige niederlän-
dische Meister sein Leben lang die holden Kinder der
Flora oder wohl auch saftige Schinken und goldig schim-
mernden Wein malte. Die begabteste der uns bekannten
lebenden Blumen-Malerinnen ist nach nnscrm Dafürhalten
Frl. Peters in Stuttgart, welche mit feinstem Farben-
sinne geordnete „Frühlingsblumen" zur Ausstellung brachte.
In gleicher Höhe der Begabung, aber an Erfahrung sic
überragend steht L. Reinhardt in München mit ihren
„Blumen und Früchten" da. Ihre trefflichen Arbeiten
lassen uns bedauern, daß ein so anmuthiger Kunstzweig in
unfern Tagen so wenig Anklang findet, und doch ist strenge
genommen, nichts natürlicher, als daß jener überschwäng-

*
 
Annotationen