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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0366

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rungen beschlossen, welche nach erfolgter polizeilicher Ge- loosungsverein zu gründen, nicht denjenigen Ersolg gehabt

nehmigung veröffentlicht werden sollen. Sie bezwecken haben, den man für die Stabilität des Unternehmens

namentlich die Schaffung von Verloosungsactien und Ver- wünschen mußte. Das Comite selbst hat kürzlich durch

anstaltung jährlicher Verloosungen durch den Verein selbst, den Austritt des oben erwähnten Malers Katzenstein einen

nachdeni die früheren Versuche, einen selbstständigen Ver- Verlust erlitten.

Kunst-Chronik.

Berlin. — Am letzten Sonnabend hat die von den
städtischen Behörden gewählte Sachverständigen-Kommis-
sion, bestehend ans drei Bildhauern, drei Malern und
drei Architekten, ihr Gutachten über die Schiller-
modelle abgegeben. Es ist zu Gunsten des Modells
von Reinhold Begas ausgefallen. Der definitive Auf-
trag zur Ausführung wird Gegenstand eines förmlichen
Kommunalbeschlusses sein.

Hannover. — Ernst v. Bändel, der Schöpfer des
Hermanns-Denkmals, hat jetzt seine Werkstätten
hier vollendet, uni nach Illjähriger Unterbrechung sein
monumentales Werk wieder aufzunehmen. Diese Werk-
stätten enthalten, außer den großen Räumlichkeiten zum
Zusammensetze» der einzelnen Theile der Figur, eine Eisen-
und eine Kupferschmiede. Die in Dctniold noch vorhanden

gewesenen Stücke sind in dem Atelier des Künstlers aus-
gestellt und man vermag an den einzelnen Theilen den
kolossalen Maßstab des Ganzen zu erkennen. Bändel be-
absichtigt, die ganze Figur auf dem Hofe der Werkstatt,
vollständig zusammengesetzt, zuerst aufzustellen. Da jedoch
das detmolder Comitö einen Fond von 8OOO Thlrn. zurück-
hält und auch mehrere Fürsten, Städte und Privatpersonen
ihre Geldbeiträge nicht eher hergeben wollen, bis das Unter-
nehmen gesichert erscheint, so will der Künstler mit der vom
Comitü Hierselbst gesammelten Summe, etwa 3000 Thlr.,
sofort an's Werk gehen und zuerst den kolossalen Kopf mit
dem Helme, 20 Fuß hoch, sowie das Schwert, 24 Fuß
lang, in Angriff nehmen. Sind beide Theile vollendet,
so wird Bändel mit denselben Deutschland bereisen und
sie öffentlich ausstellen, um so das Interesse zu erregen
und Beisteuern herauzuziehcu.

Kunst-Kritik.

Aerüiier Kunstschau.

Die neue Börse. (Schluß.)

Nach einer Hinweisung auf betreffende Stellen von
Schiller's „Spaziergang", die mit Rücksicht aus den alle-
gorischen Charakter der v. Klöber'schen Gemälde nicht
grade passend erscheinen, fährt der Berichterstatter fort:
„Einer solchen ideal-edlen und schönen Komposition unsrer
Bilder entspricht Zeichnung und Farbe, die besonders beim
„Ackerbau" vollendet sind und v. K l ö b e r als den Meister in der
Darstellung des Nackten von Neuem bewähren. Ueberall
spricht Maaß und Schönheit aus jeder Form, jedem Far-
ben-Ton. Nicht ganz so ausgezeichnet ist die Gesammt-
wirkung des „Handels", wo die beiden mittleren Götterge-
stalten des Hermes und der Athene mir nicht würdig genug
erscheinen und den reinen Wohlklang des Ganzen stören.
Ein Uebelstand jedoch, an dem der Maler nicht die Schuld
trägt, ist der, daß die Bilder für den deutlichen Genuß
sich zu hoch befinden. Die Figuren, welche in dem an-
gewiesenen Raume nicht größer sein konnten, sind eben bei
der großen Entfernung für ein unbewaffnetes schwer
deutlich zu erkennen. Dafür ordnen sich aber die Male-
reien der Architektur in schöner Weise ein und bilden einen
wesentlichen Schmuck des großartigen Saales."

Schließlich kommt er auf die Betrachtung der ander-
weitigen Räumlichkeiten: „Die Flügelbauten gehen, wie
bemerkt, bis zur Hintergrenze des Grundstückes durch; sie
enthalten die Treppen, die Wohnungen der Diener, Mieths-
räunie, Geschäftszimmer, eineRestauration, cinTelcgraphen-
amt und dergleichen. Der Saalbau, welcher sich zwischen
beiden hinziehr, dehnt sich etwa nur auf ^ der Grund-
stückstiefe aus, so daß hinter demselben in seiner ganzen
Länge ein Hof entstand. Dieser ist die sogenannte S o m-
merbörse. Seine eine Langseite bildet also die Hinter-
front^ des Saalbaues, welche in flacher Pilasterarchitektur,
der Vorderfazmde entsprechend, dieselben hohen rundbogigeu
Fenster hat, dagegen an Stelle der kleinen Dachstubeu-
fenster*) die volle Manerfläche besitzt, die durch Anbrin-
gung umkränzter Wappenschilder und einer Uhr belebt ist.
Hier kann man sich unmittelbar überzeugen, daß dieThei-
lung und Proportion in dieser Anordnung ungleich würdiger

*) Noch einmal die „Dachstubenfenster"! Wir können hier
nur auf unsere desfallsige Bemerkung in Nr. 43 verweisen.

erscheint, als wenn die getadelten kleinen Fenster vorhan-
den sind. Die Wappen gehören deutschen Handelsstädten
an und tragen der Reihe nach die Inschriften Köln, Kö-
nigsberg, Elberfeld, Basel, Lübeck, Magdeburg — hier
schaltet sich die Uhr ein — Stettin, Danzig, Breslau,
Wien, Augsburg, Triest. — Die andere Langseite ist mit
derselben Architektur ausgebildet, doch sind in der Mitte
freistehende Pfeiler errichtet, welche die Durchsicht in das
Nachbargrundstück gestatten und dem ganzen Hof einen
heiterer» Anblick gewähren. Die Hoffronteu der Flügel
haben eine einfache aber sinnvolle Ausbildung durch ein
Antensystem erhalten. Eine Portikus zieht sich in der
Höhe des unteren Stockwerkes an diesen beiden und an
der Saalseite herum, und gewährt nicht nur den angeneh-
mern und bequemeren Austritt, sondern auch einen kühlen
Aufenthalt an heißen Sommertagen.

Auf dies so vollendete Werk kann Berlin mit ge
rechtem Stolze zurückblicken und sich stets von Neuem
desselben erfreuen. Es ist ein schönes Zeuguiß für den
künstlerischen Sinn, der in unsrer Stadt lebt, denn von
einem großen Theile der Bürgerschaft aus freiem Ent-
schlüsse in dieser Form hergestellt, hat es als Zeichen der
Volksbildung in'kulturhistorischer Hinsicht ungleich größeren
Werth, als wenn etwa kunstbeschützende Fürsten Monu-
mente hervorzaubern, an denen ihr Volk stumm vorllber-
geht. Einige deutsche Residenzen sprechen laut von sol-
chen Bestrebungen, um so erfreulicher ist es aber, daß in
Berlin die Kunst feste Wurzeln im Boden der Bürgerschaft
geschlagen hat. Diesem Kunstsinne werden wir übrigens
noch ein artistisches Werk zu verdanken haben, indem im
Schooße der Kaufmannschaft die Absicht vorliegt, geome-
trische und perspektivische Zeichnungen des Börscngcbäudes
in Kupferstich und Farbendruck herauszugeben. Auch sollen
die Kloeber'schen Fresken, wie ich höre, vervielfältigt wer-
den. Eine ähnliche Herausgabe hat übrigens in jüngster
Zeit die Kaufmannschaft in Lyon von ihrem Börsengebäude
veranstaltet.

So weit sich bis jetzt die Kosten des Baues festsetzen
lassen, haben sie den Anschlag nur um Weniges über-
schritten und werden kaum die Summe von 700,000 Tha-
lern erreichen. Bei der Kostbarkeit des verwendeten Ma-
 
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