Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0382

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
366

Urtheile überein und halte, davon abgesehen, die Kompo-
sition für eine durchaus konventionelle, der es an innerer
Wärme und Wahrheit gebricht. Dazu ist Schraudolph's
Maria ein junges Mädchen, aber keine Mutter eines drei-
unddreißig jährigen Mannes. Ebenso erscheint der Kopf
des heiligen Johannes wieder durch die wohlbekannte
Schablone gemalt. Das Beste am Bilde ist unstreitig
dessen Farbe. — Ein köstliches Aquarell-Bildchen schickte.

S. Brau» in Stuttgart, indem er alle Trachten des
schönen Schwabenlandes in charakteristischen Gruppen zu-
sammenstellte, wie sie sich wohl bilden, wenn Landleute die
Wunder der Hauptstadt anstaunen, unter denen die kleinen
Hütchen und Reifröcke unserer eleganten Damen nicht die
letzte Rolle einnehmen. —Andreae's „Partie bei Mün-
chen" ist eine ideenlose Neproduction Schleich'scher Manier
ohne selbstständigen Charakter. — Da der reichbegabte
St ade mann nur äußerst selten dazu kommt, au ein
größeres Bild zu gehen, so wurde seine große Winter-
laudschaft" um so freundlicher begrüßt. Von schlagender
Wahrheit beseelt, überrascht sie dadurch wie durch feinste
Stimmung bei jedcsnialigeni Beschauen neu. — In einer
mit schönen Eichen ausgestatteteu Landschaft von Max
Zimmermann spricht sich ein gewisser männlicher Ernst
aus, der allein schon dem Bilde einen ungewöhnlichen
Werth verleiht, ganz abgesehen von den übrigen Vorzü-
gen trefflicher Zeichnung und schöner, an die Niederlän-
der erinnernder Farbe. — Von Kirchner sah man einen
„Klosterhof am Rhein." Es lag ein eigenthümlicher fes-
selnder Reiz über der stillen Kirche und dem durch eine
schöne Baumgruppe beschatteten Hofe. Leider kam dem
Wunsche des Bestellers gemäß (Baron Schack in Mün-
chen) ein grandioses Bild desselben Meisters nicht zur
Ausstellung, welches die „Piazetta in Venedig von der
Laguna aus" in einer Weise zeigt, die den Dogenpalast
sammt der Markuskirche in schöner Verkürzung erscheinen
läßt. — Ein „Forellcubach im Oetythale" von Heinlein
gicbt ein Stück Alpennatur in jener poetischen Verklärung,
welche die Werke dieses berühmten Künstlers charakterisirt.
— Eine Landschaft von Robert Zimmermann erinnert
mit ihren prächtigen Eichen und der wunderbar schönen
Luft an die besten Alten. Der Kernpunkt des Bildes aber
liegt in der meisterhaft gemalten Fernsicht, welche sich zwi-
schen den Bäumen durch eröffnet, und welche geradezu
unübertroffen genannt werden darf. Störend wirkt nur,
daß die große Eiche links im Bilde sich in ihren oberen
Theilen von dem im Borgrunde stehenden Stamme ablöst
und zum Mittelgründe zu gehören scheint. — Bürkel
war durch zwei sehr hübsche Bildchen vertreten. Das erste
versetzte den Beschauer vor ein „Posthaus in den pontini-
schen Sümpfen", an dem ein Wagen die Pferde wechselt,
während ein Rudel alter und junger Bettler die Reisen-
den belagert. Das zweite führt uns „Ecgern," die Perle
der Dörfer am reizenden Tegernsee, vor, che die Kultur
auch jenen stillen Winkel heimsuchte. Die Stimmung ist
überaus fein und duftig und das Ganze mit jener Pietät
behandelt, welche älteren Künstlern eigen zu sein pflegt.

* Nürnberg, im November. (Versteigerungen.)
Wie Deutschland überhaupt, entledigt sich auch unsere

Stadt seiner alten Kunstdenkmäler mehr und mehr. Auf
der kürzlich hier abgehaltenen V e r st e i g e r u n g d e r
Forster'schen Sammlnngen gingen die bedeutendsten
Gegenstände wieder in das Ausland; andere, die einst-
weilen noch hier verblieben, stehen in Gefahr, dasselbe
Schicksal zu erleiden. Ein prachtvoller Pergamentbaud
mit 269 benialten Blättern in Fol. sowie daS Portrait
des Joh. Schonerus, von Georg Penz, wurden für Paris
angekauft; eine Reihe sehr schöner Glasmalereien, deren
Zeichnung die Hand M. Wohlgemuth's unverkennbar
verrieth, kamen in Besitz des hiesigen Hof-Antiquars
Pickert. — Die vom 21. bis 25. September stattgefun-
dene Versteigerung des I. v. Peyer'schcu Münz-
kabinets, welche von Numismatikern und Mündzhänd-
lern zahlreich besucht wurde, hatte einen sehr günstigen
Verlauf, indem für die im Kataloge verzeichneten 866
Stück im Ganzen an 6500 fl. gelöst wurden. Was für
außerordentlich hohe Preise gezahlt wurden, mögen nach-
folgende hervorragende Numniern darthun. Nr. 15, ein
Ducaten Ludwig's von Savoyen, wurde mit 32 fl. 10 kr.
bezahlt; Nr. 25, der Doppelducaten Ludwig's XII. für
Mailand mit 75 fl., einer deögl. Julius CLsar's v. Boz-
zolo (Nr. 36) mit 64 fl., Nr. 57, die doppelte Zechine
Papst Hadriaisis VI. mit 53 fl., Nr. 60 ein Piaster Cle-
uien's VIII. mit dem Wappen des 6. de Aquaviva mit
32‘/2 fl., einer desgleichen von Jnnocenz X. mit dem des

6. bampblliuz (Nr. 65) mit 40 fl., Nr. 77, ein Doppel-
ducaten von Malta mit 50'/* fl. Eine schöne silberne
Medaille Carl's V. (Nr. 115) ging bis auf 52l/a fl., ber
sog. Jagdthaler Ferdinand's II. (Nr. 121) bis auf 40 fl.
Nr. 142, der vierfache Thaler von Paul Sixtus zu Fal-
kenstein erzielte den ansehnlichen Preis von 101 fl. Für
de» Doppelthaler Stephan Schlieck's (Nr. 176) zahlte
man 32 fl., für Nr. 193, eine bayerischr Medaille, 50 fl.,
für Nr. 266, einen doppelten Guldeuthaler von Eichstädt,
40 fl., für Nr. 520, den höchst seltenen Aremberger
Thaler von 1641, 67 fl. und für einen Thaler Robert's
v. Lüttich (Nr. 529) 33 fl. Eine zum erste Male vor-
kommende goldene Dickmünze des Herzogs Albert v. Preußen
(Nr. 747) stieg auf 50'/r fl. Die polnischen Münzen
wurden durchgängig hoch bezahlt, unter ihnen Nr. 748
mit 100 fl. Der ungarische Schauthaler von 1528 (Nr.
770) wurde für 126 fl., ein anderer von 1655 mit den un-
bekannten 4 Buchstaben (Nr. 774) für 40 fl. erstanden.
Den höchsten Preis, nämlich 150 fl., zahlte man für den
Ducaten Stephan Bethlen'S von Siebenbürgen (Nr. 784).
Auf den Klausenburger Thaler des AchatiuS Barcsay bot
man bis zu 50 fl. und der Ducaten v. Herrmanustadt
Nr. 788) wurde bei 90^ fl. zugescklagen. — Die I. A.
Steiusche Buchhandlung gedenkt ein vollständiges Preis-
verzeichniß im Druck erscheinen zu lassen, sofern eine ge-
nügende Anzahl von Bestellungen erfolgen sollte.

Außer diesen Versteigerungen findet nun noch im näch-
sten Mai die Versteigerung der einen Hälfte der
bekannten Hertel'schen Sammlung statt — die andere
Hälfte ging durch Vermächtniß und Vergleich in den Besitz
der Stadt Nürnberg über — und damit die letzte bedeu-
tendere Privatsammlung unsrer Stadt aufgelöst werden.

Kunst-Chronik.

Berlin. — Unter den bei Gelegenheit der diesjähri-
gen brüsseler Ausstellung von der belgischen Negierung
dekorirten Künstlern befindet sich auch der hiesige Maler-
Knaus, dessen in der hiesigen Sachse'scheu Kunst-Aus-
stellung vorigen Winter ausgestelltes Genrebild „Nach der
Taufe" seiner Zeit Aufsehen machte. Derselbe hat das
Ritterkreuz des Leopold-Ordens erhalten.

— — I» der Versteigerung, der Gemäldesamm-
lung des Kommerzienraths Bohrend in Danzig, welche
hier vergangenen Montag statlfand, sind bedeutende Preise

gezahlt worden. Das bekannte Bild von Camp Hau-
sen: „ Rhein-Uebergang Blncher's bei Caub", welches
Herr Behrend dem Maler mit 1200 Thlr. bezahlt hatte,
hat der Stadtrath Sommer mit 2300 Thaler erstan-
den. Dieser Beweis von regem Kunstinteresse in unserer
Stadt ist um so höher anzuschlagen, als wir leider noch
immer keinen sachverständigen Kunstauclionator besitzen
und überhaupt unsre Knnstauctioneu in der Form sich
wenig von Möbelversteigerungcn unterscheiden. Man
werfe nur einen Blick auf den höchst dürftigen Katalag,
 
Annotationen