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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0383

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367

— wenn ein solcher Zettel überhaupt diesen Namen ver-
dient — um einen derartigen Tadel gerechtfertigt zu finden,
glicht einmal die Namen der Künstler, auf die sich dies
Verzeichniß beschränkt, sind richtig angegeben. Daß unter
solchen Umständen die größten und besten Sammlungen
zur Versteigerung nach auswärts, namentlich nach Leipzig,
geschickt werden, ist weniger zu verwundern, als daß
überhaupt noch bei uns Kunstsachen zur Aucticn gebracht
werden.

Brandenburg. — Unsere St. Katharineukirche, ein
Prachtbacksteinbau in rein gothischcm Stil, vor etwa 15
Jahren im Innern schön restaurirt, wird nun auch äußer-
lich ganz in der ursprünglichen Weise wieder hergestellt.
Die reizenden, aus gebrannten Steinen konstruirten Ro-
setten an den Giebeln sind bereits in Angriff genommen,
dann folgen die Gesimse und endlich werden auch die meist
ruinirten und unschönen Statuetten in den Säulennischen
und an den Thüren durch neue — natürlich gleichfalls
aus gebranntem Thon — ersetzt. Die Ausführung ist in
Künstlerhand; die Kosten sind zum Theil von dem ver-
storbenen Könige Friedrich Wilhelm IV. bewilligt, zum
größeren Theile trägt sie die Kirche und die Stadt.

Braunschweig. — Bei der Niederlegung einer Maner
der Martinikirche stieß man aus eine Anzahl Kirchcnge-
wänder aus dem 13. Jahrhundert, welche wohl zur Zeit
der Reformation verborgen wurden. Dieselbe» sind noch
sehr gut erhalten und jetzt im städtischen Museum aufbe-
wahrt. Cs sind gegen 20 Meßgewänder und einige Ves-
permäntel. Im Kreuzbalken des Rückens befinden sich
Krucifixe in Hochrelief gestickt, welche von hohem Inter-
esse sind. Auch befinden fick hier eine große Menge Kir-
chengefäße, wie Kelche und Ciborien, mitunter aus der
besten Zeit.

Dessau. — Die in dem herzoglich anhaltischen Lust-
schlosse zu Wörlitz enthaltene werthvolle Antikensamm-
lung wird zum ersten Male in pH othographi s ch en
Aufnahmen h er a ns g e g e b en und von kunstgeschicht-
licheu Erörterungen des Di-. Gerlach begleitet.

Kunst

Berliner

1. Kunstverein. Wenn auf den Ausstellungen des
Kunstvereins sonst die Landschaft der Zahl wie der
Qualität nach zu überwiegen pflegt, so ist sie zwar auch
diesmal hinreichend vertreten, obwohl nicht in dem Maaße,
daß dadurch das Genre beeinträchtigt würde. Neben die-
sem ist es dann zunächst das Thierstück, welches in mehren
Bildern eine tüchtige Repräsentation gefunden hat. - Was
die Genrebilder betrifft, so haben wir die Bemerkung zu
machen, daß es uns scheint, als ob die Künstler sich all-
mälig wieder mit größerer Liebe dem „Motiv" — sowohl
was Auswahl als was Behandlung betrifft — zuwenden.
Die virtuose Technik, wie man den ebne deö handwerklichen
Machwerks euphemistisch zu benennen pflegt, hat in den
letzten Jahren so ausschließlich die Aufmerksamkeit einer
gewissen Kunstrichtung in Anspruch genommen, und zwar
aus Kosten des gedanklichen Inhalts, daß wir diese „Um-
kehr" der Kunst zum Substantiellen, das hier mit dem
Ideellen zusammenfällt, nur als eine wohlthätige Regene-
ration begrüßen können. Es liegt in der Natur der Sache,
daß die Kritik — und in dieser Beziehung stimmt sie mit
den, unbefangenen Instinkt des nicht verbildeten Theils
des Publikums überein — Fehler der Technik leichter ver-
zeiht, als Sünden oder Rücksichtslosigkeiten gegen das
Motiv. Bei den Künstlern, die meist die technische Seite
über die ideelle stellen, ist dies freilich umgekehrt, weil die
Ueberwindung technischer Schwierigkeiten bei ihnen zu sehr
in's Gewicht fällt, um nicht den gedanklichen Inhalt dar-

Kicl. — Dem Landschaftsmaler Friedrich Loos,
welcher vor mehreren Jahren in Berlin einen „Chklus
rheinischer Landschaften" ausgestellt hatte, und seit länge-
rer Zeit mit der Ausführung landschaftlicher Zeichnungen
für den Großherzog von Oldenburg beschäftigt ist, wurde
kürzlich die an der hiesigen Universität vakant gewordene
Professur eines Magister p»b!icus der Zeichenkunst über-
tragen. So viel uns bekannt, sind seine trefflichen römi-
schen Landschaften noch nicht in Privatbesitz überge-
gangen, und wäre es in Betracht der naturgetreuen und
zugleich stilvollen Auffassung derselbe» sehr wllnschens-
werth, sie einer öffentlichen deutschen Galerie einverleibt
zu sehen.

Florenz. — Hier starb kürzlich Antonio Ungharelli
bekannt als Kopist alter Meister, namentlich des 15. und
16. Jahrhunderts.

Rom. — Bei der Villa Massimi Hierselbst ist eine
Kolossal-Statue der Faustina mit den Attributen der
Concordia aufgefunden worden. In, Haar bemerkt man
Spuren von Vergoldung, aus den Wangen solche von
rother Farbe.

Athen. — In unseren Vorstädten hat mau mehrere
Gräber bloßgelegt. In eineni befindet sich ein Basrelief,
die Darstellung eines Kampfes zwischen einem Reiter und
einem Krieger zu Fuß, mit Vertiefungen zur Einfügung
broncener Ornamente. Eine Inschrift meldet, daß das
Grab in der Zeit des Archonten Eubulitos (394 v. Chr.)
zu Ehren eines Atheners errichtet wurde, der in der Schlacht
von Korinth, 20 Jahre nach Perikles Tode, fiel.

Richmoilü (Amerika). — Die Ausführung der Bild-
säule, welche dem großen Rebellcngencral Jackson hier
errichtet werden soll, ist deni deutschen Bildhauer F. Volk
aus Bayern, seit mehreren Jahren hicrselbst ansässig, über-
tragen worden. Er ist bereits nach Deutschland unterwegs,
um die Ausführung des Gusses zu beaufsichtigen, der in
der Münchener Erzgießerei bestellt ist.

-Kritik.

Kunstschau.

über etwas zu ignoriren. Allein die bloße Schwierigkeit
ist kein Kriterium für das höhere Können in der Kunst-
production, sondern dies beginnt eigentlich erst da, wo
bereits eine gewisse Beherrschung der technischen Mittel
errungen worden ist. Es gicbt darum kein sichereres Merk-
mal für die Meisterschaft eines Kunstwerks, daß man ihm
die Schwierigkeiten, die Qual der Arbeit, nicht mehr an-
sieht, sondern daß cs den Eindruck macht, als sei es
aus einem Gusse entstanden und könne gar nicht anders
sein, als eö ist.

Wir wollen deshalb auch bei den gegenwärtig ausge-
stellten Genregemäldcn, in Rücksicht auf die sich in den
meisten von ihnen außsprechende Aufmerksamkeit auf das
Motiv, nicht so streng gegen ihre technische Unvollkommen-
heiten sein. Wir haben hierbei zunächst die beide» Bilder
von Waldemar Philipp! im Auge. Das eine davon,
betitelt „Unerwartetes Zusammentreffen" frappirte uns
durch die poetische Einfachheit des Gedankens. Es ist
Sonntag in einem ostpreußische» Dorfe. Auf dem Feld-
wege schreitet nach vollendetem Gottesdienst ein schmuckes
Landmädchen und trifft am Waldrande auf einen jungen
Burschen, der, an einen Bamu gelehnt, sie mit traurig-
ernster Miene anschaut. Unwillkürlich macht das Mädchen
eine abweisende Bewegung, obgleich nichts andeutet, daß
der Bursche sich ihr nähern will. Was ist vorgefallcn
zwischen ihnen? Hier ist der Phantasie freier Spielraum
geöffnet, und gerade darin finden wir den dichterischen
 
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