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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0387

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371

auch der Chor ursprünglich rund abschloß. Zwei kleine Portale
deren Dreiviertelsäulchen in der Laibung attische Basen mit Eck-
blatt und kiiollcnartige Kapitale haben. Tympanon glatt. Zwei
kleine Portale des Langhauses im Uebergangsstil. Qucrschiff
vom Langhaus durch einen Spitzbogen geschieden. Gerade Decke
Portasandstein und Backstein, jetzt viclsach verändert. — 2) Zn
Rastede (S. 511) einfach gothischc Kirche, aus Backstein, Gra-
nit und Portasandstein. Krypta romanisch, Ende des l l. Jahr-
hunderts, mit vier freistehenden, niedrigen Säulen, die attische
Basen mit Vogelzehen und gedrückte Würfelkapitäle haben und
Kreuzgewölbe ohne Rippen tragen, sriihromanischer Taufstein,
cylinderförmig, 3' Höhe, 2' 10“ Durchmesser, oben Fries mit
Thierfiguren, 8 Hautreliefs. Jsolirter Glockcnthurm, gothischer
Backsteinbau. — 8) Zu Wefelstcdc fS. 682) kleine Dorfkirchc,
1057 gegründet, romanisch, ein Schiff von 8 Quadraten, nach

O. das Chorqnadrat nebst Apsis vorgclegt. Im Schiss Kreuz-
gewölbe mit halbrunden Rippen, ein Chorqnadrat ohne Rippen,
Wandpfcilcr mit Dreiviertelfäulen in den Ecken, nur 11' hoch.
Mauervorsprung längs der Schiffswändc, als Bank dienend.
Material: Backstein und Granit. Gothischer isolirter Glocken-
thnrm. Gothischer Altaraussatz. Kleiner einfacher Taufstein, ro-
manisch. — 4) Zu Berne (S. 79) die im Uebergangsstil er-
baute dreischiffige Hallenkirche ist von SO. nach SW. gerichtet.
Nördliche Mauer des Langhauses noch romanisch mit romanischem
Portal. Im Innern Pfeiler mit vorgelegten Halb- und Eck-
säulen, jene für die Längen- und Querrippen, diese für die Krcnz-
rippen. Reiche Basengliederung, Kapitäle mit Blattwerk. Gurt-
nnd Schildbogen schon schwach, hochbnsige Kappen der Gewölbe,
Chorpartie in gothischer Zeit und später verändert. Portasand-
stein in den alten, Backstein in den gothischen Theilen. Süd-
licher Wcstthurm ans dem 11. Jahrhundert, quadratisch im Un-
tergeschoß, mit flachem, rippcnloscm Kreuzgewölbe, mit Lchild-
bogcn ans Eckpfeilern, die cingekerbtc Säulchcn und Kämpfer
haben, letztere zum Thcil ans Platte und Schmiege, zum Thcil
aus der umgekehrten attischen Basis bestehend. Nördlicher West-
thnrm unvollendet. — 5) Zn S. Jürgen (S. 535), kleine
romanische Kirche aus dein 12. Jahrhundert, das Schiff hat 2
Quadrate mit rechteckigen Rippen, die sich auf viereckige Wand-
pfeiler setzen. Das Chorqnadrat, mit Apsis, hat Kreuzgewölbe
ohne Rippen. Material Backstein, zwei Glocken aus dem Ende
des 15. Jahrhunderts mit plattdeutschen Inschriften und zier-
lichen Reliefs: „Christus am Kreuz" nebst zwei Frauen, „Ma-
donna mit dem Christuskinde,“ „der Ritter St. Georg und der
Donator“. — 6) Wasserhorst, 1 M. nördlich von Bremen,
Dorfkirchc, unbedeutend, Backstein mir einem Thurm, der rund-
bogige, gekuppelte Schallöffnungen in spitzbogigcn Blenden hat.
— 7) Lesum, Meile nördlich von Bremen. Romanischer
Thurmban, viereckig, aus Granit und Portasandstein. — 8) Oster-
holz, 21 Meile nördlich von Bremen, Backsteinkirche von ro-
manischer Anlage, ehedem Basilikenanlagc, mit je 2 Arkaden
zwischen den den Pfeilern, jetzt nördliches Seitenschiff gothisch
vergrößert. Mittelschiff gcivölbt mit runden Gurtbogen. Das
Qnerschiff besteht aus drei Quadralen, der Chor jetzt plattge-
schlossen. Westlich im ersten Joch das Mittelschiff, ein Ronnen-
chor, 2 Westthürme, von denen der eine, ansgebaut, noch ent-
schieden romanisch ist, mit Lisenen, Rundbogensries, Zahnschnitten
Würfelkapitälcn und Zickzackornamenten.

Ebenso ließen sich in der Literatur der einzelnen Denkmäler,
ihrer Abbildungen u. s. iv. wohl noch einige Zusätze machen, im
Allgemeinen aber ist auch hier die ungeheure Belesenheit und
Umsicht des Verfassers zu bewundern, daher denn auch die am
Schluffe des zweiten Bandes gegebene, 66 Seiten umfassende
Kunstliteratur, in welcher der Verfasser die von ihm selbst dnrch-
gesehencn Werke mit einem * bezeichnet hat, umfangreich und
vollständig ausgefallen ist, und allein schon für den archäologi-
schen und historischen Forscher ein sehr werthvolles, nicht leicht
anderswo zusammcngestclltes Material bildet, das von den „Dios-
kuren“ am Schluffe jedes Jahrganges durch die Titel der knnst-
litcrarischen Novitäten (wo möglich auch aus Frankreich, Eng-
land und Italien) einigermaßen fortgesetzt werden möge. An
Hülfsniittcln fehlt cs uns nämlich in Deutschland fast ganz, wie
in Frankreich z. B. Didron's .,/VunnIes archeologique,“ die
„Revue universelle des arts“ und andere Journale jährlich
oder halbjährlich geben.

ll. Album.

„Amor und Psyche", nach dem in der Galerie des „Vereins
der Kunstfreunde in Preußen" befindlichen Gemälde
des Prof. A. von Klober in Linienmanier gestochen
von Seidel. Vereinsblatt.

Ein Probedruck dieses meisterhaften Stiches war bereits auf
der letzten großen Kunstausstellung der Akademie ausgestellt. —
Wenn uns damals noch manches unfertig erschien, wie z. B. der
Kopf der Psyche, so ist aus dem »ns nunmehr vorliegenden fer-
tigen Stich Alles vcrschivundcn, was irgendwie zu Bedenken
Anlaß geben könnte. Namentlich möchten wir jetzt den Kopf
der Psyche, besonders auch in Rücksicht ans Ausdruck, zu den
schönsten Partien des Stichs rechnen. Unübertrefflich an Weichheit
und Klarheit ist auch Hals und Brust behandelt. Als das Schwie-
rigste vielleicht mit Rücksicht auf die Wiedergabe des fpecifischen
Toncharaktcrs des Originals möchten wir die Gewandung betrachten;
in der Behandlung dieser Partie hat Seidel bewiesen, daß er
mit dem Stichel zu malen versteht: so duftig und zart hat er
dieselbe dnrchgearbeitet. Ueberhanpt möchte es wenige Stiche
heutiger Zeit geben, welche die besondere malerische Eigenthüm-
lichkeit des Originals — und v. Kl ö ber's Kolorit ist nicht leicht
wiederzugebcn — in so markirter Weise und mit so tiefem Ver-
ständniß der malerischen Valeurs rcprodncirt zu haben sich rüh-
men könnten. Die Kupferstecherkunst hat hier einen bcmcrkens-
werlhen Triumph geliefert, namentlich in Rücksicht auf die selbst-
ständige und von jeder Pedanterie freie Technik, welche in selbst-
bewußter Beherrschung der Mittel nur das eine Ziel im Auge
gehabt, die malerische Wirkung des Originals in die Sprache
der plastisch-graphischen Form zu transponiren. Unser Knnst-
vcrcin kann sich hiernach glücklich schätzen, endlich einmal wieder
ein Blatt seinen Mitgliedern offeriren zu können, das von blei-
bendem historischem ÄnNstwerth ist. M. Sr.

Acldruliie von Storch und Kramer. — Wir haben die
Titel der neuesten vier, ans dem rühmlich bekannten Institut
von Storch und Kramer hervorgegangcnen Bilder bereits in der
vorigen Nummer notirt und kommen heute unserem Versprechen
einer näheren Kenntnißnahme nach. Was die Prodnctioncn dieses
Instituts von denen der meisten andern lvcnigstens aus dem Ge-
biet der Landschaft und des Genres, kennzeichnet, sind zwei we-
sentliche Punkte, nämlich einmal eine über die bloö mechanische
Abschrciberei der einzelnen Tinten des Originals hinansgehende
künstlerische Auffassung des malerischen Charakters der Vor-
lage, zweitens eine große Treue in der Wiedergabe der fpecifischen
Planier, welche sich in der technischen Behandlung des Originals
für den Kenner offenbart. Der Farbendruck hat in neuerer Zeit
dermaaßen an Umfang und Popularität gewonnen und es haben
sich in Folge dessen vielfach Leute damit befaßt, deren Mangel
an tieferem künstlerischen Verständniß eine künstlerische Behand-
lung dieser dankbaren Technik ausschließt. Je mehr nun dies
zu bedauern und zu fürchten steht, daß über kurz oder lang die
Chromolithographie dadurch in Mißkredit gcrathcn werde, um so
mehr liegt der Kritik die Pflicht ob, das Publikum auf die dem
Laien, der oft mehr auf das Motiv als auf die Ausführung sieht,
nicht immer erkennbare Differenz zwischen den schlechten und
guten Prodnctioncn hinzuwcisen. Das Institut von Storch und
Kramer verdient die Anerkennung, daß es wenigstens in allen
größeren Blättern, namentlich wenn sie nach Originalen renom-
mirter Künstler herrührten, sich einer großen und gewissenhaften
Durchführung der technischen Rcprodnction befleißigt hat und
dadurch seinen Ruhm, der Chromolithographie zuerst einen so
großen Ausschlvung gegeben zu haben, auch in seinen späteren
Nachbildungen zu bewahren bemüht gewesen ist. Die vier vor-
liegenden Blätter, welche als eine Fortsetzung des schönen „Ber-
liner Künstler-Albums“ betrachtet werden können, gehören zu dem
Besten, >vas in dieser Technik geleistet wurde. Namentlich zeich-
nen sich die beiden Farbcndrückc nach Prof. Crctins „Braut
von Albano" und „Carneval in Rom" durch Wärme und Frische
des Kolorits, sowie durch die Zartheit der Mitteltöne höchst vor-
theilhast aus. Auch die beiden Landschaften „Schloß Chillon“
nach Engelhardt und „Wallensee" nach Pros. Pape niachcn
einen klaren und harmonischen Eindruck. M. Sr.
 
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