Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0391

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
375

Nagelfluhquadern, welche die Villa umgürten, sind fast
vollendet und das Fundamentmauerwerk ist ebenfalls dem
Abschluß nahe.

Worms. — Bekanntlich sollen die vier Ecken unseres
Luther-Denkmals mit den Standbildern der auf weltlichem
und geistigem Gebiete mächtigsten Förderern der Refor-
mation geschmückt werden; Friedrich der Weise, Philipp
der Großmüthige, Neuchlin und Melanchthon werden hier
ihren Platz finden. Neuerdings haben nun Kietz und
Donndorf in Dresden die Statuen der beiden Fürsten
im Modell vollendet. Die von Donndorf modellirte
Bildsäule des Kurfürsten von Sachsen stellt die stattliche
Gestalt desselben im fürstlichen Ornate dar; er trägt das
Schwert, das zum Schützer des protestantischen Glaubens
wurde, die von ihm zurückgewiesene Kaiserkrone liegt ne-
ben ihm. Philipp, Landgraf von Hessen, von Kietz mo-
dellirt, ist mit der malerischen Hoftracht jener Zeit be-
kleidet; auf sein Schwert gestützt, gicbt Ausdruck und
Stellung die kühne Zuversicht und den muthigen Sinn
dieses Fürsten wieder. Beide Standbilder haben weit
über Lebensgröße und sind in technischer Beziehung wie
Charakteristik gleich gelungen.

Florenz. — Der zu der Kolossalstatue Dante's be-
stimmte Marmorblock langte am 30. Oktober hier an und
wurde bei der Porta alla Croce niedergelegt. Er ist aus
den Marmorbrüchcn des Berges Altissimo zu Saravezza
in Carrara und wiegt 32 Tonnen. Bekanntlich wird der
Bildhauer Enrico Pazzi das Standbild ausführen.

— Es sind gegenwärtig die Modelle zu dem
Denkmale für den General Lamarmora, dem Gründer der
Bersaglieri, das hier errichtet werden soll, ausgestellt.

Mailand. — Ein historisches Gemälde, welches auf

Kunst -

Berliner Kunstschau.

(Schluß.)

3. Permanente Gemäldeausstellung von L. Sachse.

Neben den bereits früher besprochenen Meisterwerken von
Z ona, Gallait, Biard u. s. w., unter denen wir be-
sonders die ersten beiden mit erneuertem Genuß betrach-
teten, sind kürzlich erst eine Anzahl neuer Bilder ausge-
stellt worden, die — wenn sich unter ihnen auch kein
Meisterwerk ersten Ranges findet — doch der Aufmerk-
samkeit wohl würdig sind. Das Genre ist nur durch das
kleine Bild von La falle vertreten: „die vier Freunde",
nämlich Knabe, Mädchen, Hund und Esel, wozu wir als
fünften noch den Hahn hinzurechnen könnten. Es ist keine
besondere Pointe darin, da es sich im Grunde nur um
das Beieinandersein der „Freunde" handelt; aber es ist
dock darin eine gewisse anspruchslose Gemüthlichkeit, welche
nicht ohne Reiz ist. Auch die Malerei zeigt von großem
Berständniß und sorgfältiger Durchführung. - Von Prof.
Hausckild ist das „Innere der St. Markuskirche in
Venedig" mit einer figurenreichen Staffage „Einzug der
aus dem Türkenkriege siegreich zurückkehrenden Ritter-
schaarcn des General Marosini" ausgestellt. Wenn man
dies ziemlich umfangreiche und mit großem Fleiße durch-
geführte Bild unter dem Gesichtspunkt der Totalwirkung
ansieht, dann macht es einen etwas braunen Eindruck.
Näher hinantretcnd entdeckt man allerdings viel Schönes
und Tüchtiges. Was die Staffage betrifft, die an sich mit
geschickter Hand und großer Sorgfalt behandelt ist, so
fügt sie sich dem geschicktlich strengen Charakter der Ar-
chitektur in harmonischer Weise an, uud damit ist ihr Zweck
erreicht. Indessen können wir nicht umhin, die — übri-
gens mit dem vorliegenden Bilde nicht grade in specieller

der letzten hiesigen Ausstellung Aufsehen erregte, und das
Garibaldi vorstellt, wie er eben von Aspromonte herun-
lersteigt, ist zu einem hohen Preise von einem Unbekann-
ten erworben und dem General nach Caprera gesandt
worden.

Paris. —Meissonier hat seine „Schlacht bei Solfe-
rino" gegenwärtig vollendet. Das Bild ist für eine histo-
rische Darstellung ungewöhnlich klein, nur 2 Fuß breit
und 1^ Fuß hoch, die Figuren sind nur 2 Zoll groß.

Lavaux in Frankreich. —• Bei uns wird eine Sta-
tue des Historiographen Graf Las Cafes, des Gesell-
schafters Napoleons I. auf St. Helena, errichtet. Das
Standbild wurde am 8. November zu Nantes in Erz-
guß vollendet.

Maesehck. — In unserer Stadt, dem Geburtsort der
Gebrüder Van Eyck, soll in der Mitte des großen Platzes
diesen berühmten Malern ein Denkmal errichtet werden.
Der Bildhauer Wiener in Brüssel ist mit der Anferti-
gung der Standbilder betraut.

London. — In der Versammlung der hiesigen pho-
tographischen Gesellschaft suchte der Kurator des Patent-
Museums in Süd-Kensington, Smith, den Beweis zu
führen, daß der erste Erfinder der Lichtbilder der im Jahre
1809 verstorbene Matthew Baulton zu Soho gewesen,
der solche Sonnenbilder, wie er sie nannte, schon 1791
verfertigte; eine beträchtliche Anzahl soll noch vorhanden
sein. Ohne Kenntnis; dieses Vorgängers soll kurz darauf
Thomas Wedgwood, ein Sohn des berühmten Töpfers,
dieselbe Erfindung gemacht haben, in ähnlicher Weise wie
1839 die Erfindung gleichzeitig von dem Franzosen Da-
zu erre nnd dem Engländer Fr. Talbot angesprochen
wurde.

Kritik.

Beziehung stehende — Bemerkung zu machen, daß archi-
tektonische Interieurs von der stilvollen Größe wie die un-
serer mittelalterlichen Dome am wirkungsvollsten ganz
ohne Staffage oder vielleicht mit ganz wenigen Figuren,
einen betenden Mönch oder dergleichen, sich darstellen.
Prunkzüge und überhaupt eine Staffage, die durch ihre
Action die Aufmerksamkeit des Beschauers erregt oder
zu erregen bestimm! ist, wird der Größe des Eindrucks
immer etwas Eintrag thun; abgesehen davon, daß sie, je
mächtiger die Architektur ist, desto kleinlicher und puppen-
hafter erscheinen wird. — Von Schauß ist ein „Damen-
portrait" ausgestellt, welches bei vorwiegend realistischer
Auffassung sehr lebendig im Ansdruck ist.

Unter den Landschaften heben wir die Bilder von
Aug. Becker „der Eiger in der Schweiz" und Rob.
Schultz „Partie au Hont cle Jamart am Genfersce" her-
vor, welche ungefähr derselben, nämlich naturalistisch hei-
teren Richtung angehören und mit anerkcnncnswcrthem
Fleiß im Detail - Studium durchgeführt sind. — An
Thierbildern sind Ockels „the 1Vmai-ck, Häuptbcschäler
in Graditz", ein im scharfen Trabe dargestellter Brauner
von edlen Formen und graziöser Gestalt, nnd ein „Kuh-
stall" zu erwähnen, welcher die perspektivische Ansicht einer
Doppelreihe fassender Kuhköpfe darstellt,_ die mit großer
Naturtreue und nicht ohne feine Charaltisirung des Rin-
dermäßigen gemalt sind.

Auch ein paar S knlpturcn sind zu nennen; zunächst
ein meisterhaftes, so Zusagen „mit breitem Pinsel" model-
lirtes „Neliefportrait des Historienmalers Lessing" von
Bläser und eine „Broncestateette des Kaisers Nicolaus"
von Wilcke nach dem Modell von Dietrich, welche zur
Verlosung bestimmt ist. M. Sr.

*
 
Annotationen