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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0415

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liche Aufnahmen von diesen interessanten Teppichen gemacht,
welche wir allen Freunden altdeutscher Kunst empfehlen.

Worms. — Das Lutherdenkmal, welches nach des ver-
storbenen Rietsch el Entwurf von G. Kietz und A. Donn-
dorf in Dresden ausgeführt wird, ist, wie das „Dresdner
Journal" meldet, wiederum einen Schritt seiner Vollendung
näher gerückt. Bekanntlich sollen die vier Ecken der Denk-
malumfrieduug mit den Standbildern der auf weltlichem
und geistigem Gebiete mächtigsten Stützen und Förderer
der Reformation: „Friedrichs des Weisen" und „Philipp
von Hessen", „Reuchlin's" und „Melanchthon's", geschmückt
werden. Von diesen vier Standbildern sind die der bei-
den Fürsten, viel über Lebensgröße, in diesen Tagen im
Modell fertig geworden. Die Statue des ersten fürst-
lichen Schützers Luther's und seiner Lehre, Friedrichs des
Weisen, ist von Donndorf modellirt. Die breite statt-
liche Gestalt des Fürsten, mit dem Gepräge biederer Festig-
keit, Umsicht und Frömmigkeit, erscheint im kurfürstlichen
Ornate. Das Schwert tragend, das er schirmend über
den jungen Glauben gehalten, während die Kaiserkrone,
die er zurückgcwiesen, neben ihm liegt, hat die ganze Gestalt
etwas würdevoll Bewegtes, als schreite sie einem feier-
lichen Zuge voran. Eme ebenso gelungene Arbeit ist die
von Kietz modellirte Statue Philipp's von Hessen. In
dem malerischen Hofkleide jener Zeit, mit dem Ausdrucke
kühner Zuversicht und stürmischen Sinnes, steht, ans sein
gutes Schwert gcstützl, Philipp der Großmüthige vor uns.
In beiden Statuen ist die Gewandung prächtig behandelt.

Dresden. —- Die Generalversammlung des sächsischen
Kunstvereins hat am 28. November Hierselbst stattgefunden.
Nach der Rechnungsvorlage und Vornahme der Ergänzungs-
wahlen kamen zwei Anträge zur Verhandlung, betreffend:
1) Die Zulassung von Photographien zur Kunstausstellung,
und 2) Kunstvereinsactien an Zahlungsstatt zu geben.
Beide Anträge wurden abgelehut. Zum Vercinsblatte
für das Jahr 1864 wurde eine Lithographie nach einem
Oelgemälde von Bischofs: „Das Morgengebet", bestimmt.

— — Das Lotterieuuteruehmcn zum Besten des
hiesigen Künstlerhauses nimmt den besten Fortgang. Neuer-
dings sind von Kunstfreunden in Dresden und Leipzig
wieder einige sehr schätzbare Gegenstände eingegangen, dar-
unter eine Handzeichnung des älteren v. Ramberg, ferner
eine Kopie von Calame und eine größere Landschaft von
B. Stange.

Prag. — Die Kupferstichsammlung des hiesigen böh-
mischen. Museums hat eine bedeutende Bereicherung er-
fahren. Aus dem Nachlasse des im Mai d. I. verstor-
benen Hrn. Koch-Kanka sind als Legat über 70,000 Holz-
schnitte, Kupferstiche, Radirungen, Handzei'chnungen re.
dem Museum übergeben und einverleibt worden. Eine
Beigabe zu der werthvollen Sammlung ist die ebenfalls
von Koch-Kanka der Anstalt hintcrlasscne Bücherkollection
von 400 Bänden, welche sämmtlich in das Gebiet der
Graphik einschlagcn und wobei sich auch Inkunabeln mit
Pylographien befinden.

Wien. — Da diesmal von unserem Korrespondenten
kein Bericht über die Ausstellung des österreichischen Kunst-
vereins eingcgangen, geben wir eine Uebersicht der aus-
gestellten Werke nach den Lokalnachrichten der „Rccen-
sioncn": Unter den wenigen nicht verkäuflichen Ausstclluugs-
werken befinden sich die größteutheils bekannten Cartons
von Kupelwieser. Bemerkenswerth als Nachbildungen
sind die Aquarellen von Bertholds nach den Deckenge-
mälden Naphael'sin der Farnesina, und Göstl's Aqua-
relle uach Murillo und Trcvisani aus der Eßterhazy-
Galerie: „Das Brot vertheilende Christuskind im Schoße
Maria's", und „Lucretia, die sich den Tod gicbt." Grott-
ger kämpft in seinen „Scenen aus Russisch-Polen" auf
künstlerischem Gebiete den Berzweiflungskämpf seiner Na-

tion mit. Das stürmische Gefühl dieses unläugbar sehr-
talentvollen jungen Mannes treibt ihn zu markanten, frei-
lich von den Regeln der Kunst noch wenig beherrschten
Darstellungen, durch welche aber das Auge des Beschauers
unwillkürlich gerührt und mitleidsvoll auf die entsetzlichen
Erscheinungen dieser nationalen Tragödie geheftet wird.
Berdello in München hat in seiner „Aus dem Bade
steigenden Venus" einen antiken Gegenstand in moderner
Auffassung trefflich dargestellt. Ley's in Antwerpen ent-
fernt sich in der Komposition seiner „christlichen Märtyrer
und heidnischen Gefangenen, welche zum Tode geführt
werden", allzuweit von den klassischen Meistern. Aus dem
reichen Schatz der sonstigen siguralischen und landschaftlichen
Darstellungen greifen wir als besonders beachtenswerth
heraus: die Genrebilder „Streit beim Spiele" von ten
Kate in Amsterdam, „Wiedersehen nach überstandener
Krankheit" und „Entweder — oder" von den Düsseldr-o
fern Otto Rethel und Wischebrink, dann „Die
Wallfahrer" von dem Wiener A. Schönn, das„Schwarz-
walder Mädchen" von Canon, die Porträts von Rei-
ter, Aigner, Deker und Werthcimstein, eine effekt-
volle Landschaft von Calame „Hochgebirge", eine in
diesen Blättern schon angezeigte Landschaft Selleny's
aus Brasilien, dann A. Achenbachs „niederländisches
Dorf mit Mühlen." Von der Klein-Plastik sei erwähnt:
Eine Nachbildung in Alabaster nach Gian Bologna von
Sbolgi in Florenz: „Raub der Sabincriunen" und Ha-
be» sckade n'S in München reizvolle Thicrstatnettcn und
Thiergruppen in Ghps.

Paris. — Was hier von Seiten derj Negierung
im Jahre 1863 für die Kunst gethau worden ist, findet
in dem eben veröffentlichten „Gelbbuche" eine Stelle.
Unter den Aufträgen für Maler sind hervorgehoben: Aus-
malung des großen Saales des Municipalrathes in Paris,
der geologischen Galerie im naturhistorischen Museum
und verschiedener Kapellen in pariser Kirchen; ferner eine
Anzahl von Bildnissen geschichtlicher Persönlichkeiten für
die Galerie in Versailles und den erzbischöflichen Palast
in Paris; ein großes historisches Bild, das eine» hervor-
ragenden Moment aus dem mexikanischen Feldzuge ver-
herrlicht, ebenfalls für die Versailler Galerie; endlich Kopien
italienischer Meisterwerke für die Sammlungen der Schule
der schönen Künste. Was die Bild h an er ei betrifft, so war
auch diese gehörig bedacht, und das Ministerium des kaiserl.
Hauses und der schönen Künste ließ unter Anderm auf
diesem Gebiete anfertigen: eine Statue Molibre's für das
Dböntre kranyais, eine Gruppe und mehre Statuen in
Marmor für den neuen Louvre oder für den Hof des
alten Schlosses, die galvanoplastifche Wiedergabe der Bas-
reliefs der Trajanssäule, zwei Statuen der Faoade der
neuen Kirche zu Bincennes, endlich Büsten berühmter Per-
sonen für die Bibliothek des Instituts, sowie für das Mu-
seum des Louvre und von Versailles. Außerdem sind noch
eine Anzahl Subventionen zur Herstellung von Denkmälern
bewilligt, verschiedene Medaillen geschlagen, sowie eine Reihe
großartiger Neubauten und Restaurationen aller bedeutender
Gebäude unternommen worden.

London. — Die englische Nationalgalerie ist durch die
Königin Victoria wieder mit 22 auserwählteu Gemälden
bereichert worden. Dieselben stammen aus der fürstlich
Wallersteiu'schcu Gemäldesammlung, deren größten Theil
der verstorbene Prinz Albert 1850 an sich gebracht hatte
und durch Di-. Waagen katalogisircn ließ. Da der ver-
storbene Prinz aber den Wunsch ausgesprochen hatte, die-
sen Bilderschatz der Nationalgalcric später zuwenden zu
wollen, so hat die Königin, welche das Andenken des Ge-
mahls in Allem heilig hält, diese Anordnung getroffen,
nach welcher die Vorsteher der Galerie die besten Stücke
der Sammlung ausgelescu und in einem besonder» Zim-
mer westwärts von der Haupttreppe ausgestellt haben.

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