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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 17.1905-1906

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Steinlein, Stefan: Ludwig Jungnickel - München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7136#0126

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Ludwig Tungnickel—München.

Arbeiten vorläufig nicht mehr Interesse regt.
— Die beiden gefleckten Katzen boten tech-
nisch weitaus die geringsten Schwierigkeiten.
Die gelbe Grundfarbe des Felles besteht aus
zwei massig behandelten Schablonen. Die
dunklen, über das ganze Fell verstreuten
Flecken, bieten sich in natürlichster Weise der
Schablonenbehandlung dar, kräftige »Stege«
bleiben genug stehen, um der Schablone den
unbedingt nötigen Zusammenhalt zu geben.
Es ist ein ganz besonderes Verdienst des
Künstlers, sich dem Zwang des Materials in
feinfühligster Weise untergeordnet zu haben,
ohne dabei im geringsten auf charakteristische
Durchbildung der Form Verzicht zu leisten.
Seine Tierblätter sind fast alle vorzüglich.
Es liegt nicht an der Primitivität der Technik,
wenn er zu massiger Grosszügigkeit oder
fast ornamentaler Vereinfachung, wie bei
den nebeneinanderher geduckt schleichenden
Katzen, greift, Jungnickel kennt fast keine

Schwierigkeiten des Technischen, obwohl der
grösste Reiz seiner gespritzten Schablonen-
blätter gerade darin gipfelt, ihre Grenzen
nicht zu überschreiten.

Was den japanisierenden Charakter dieser
Arbeiten ausmacht, ist jenes, durch die Tech-
nik des japanischen Flächenholzschnittes be-
dingte energische Zusammenfassen einzelner
charakteristischer Massen und Flecken. Auch
die Schablone erlaubt nur scharf um grenzte
Einzelpartien. Weiche Verläufe, wie sie bei
den Marabus und den Flamingos zu sehen
sind, lassen sich innerhalb dieses Zwanges
sehr gut erzielen. Jungnickel hat bis heute
nicht lithographiert, aber seine schablonierten
Blätter, deren farbiger Reiz nicht gering ist,
lassen deutlich erkennen, dass ihm gute Ar-
beiten ohne grosse Schwierigkeiten gelingen
würden, dies umsomehr, da er als subtiler
Techniker keine Mühen und Schwierig-
keiten SCheut. STEFAN STEINLEfN—MÜNCHEN.

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