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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 17.1905-1906

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Steinlein, Stefan: Ludwig Jungnickel - München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7136#0125

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Ludwig Jungnickel—München.

LUDWIG
JUNGNTCKEL
MÜNCHEN.
»PANTHER«.

selbständigen Ausdrucksmittel zu gestalten,
wie sonst wohl keiner seiner Schüler. Es
existiert ein Blatt »Schnitter«, das mit fünf
einzelnen Schablonen gemacht, einer mehr-
farbigen Lithographie vollkommen in der
Wirkung gleichkommt und von geradezu ver-
blüffender Mache ist. Die Tennisspieler dieser
Nummer erinnern in keiner Weise an das,
Was man sonst von Schablonentechnik zu
erwarten gewohnt ist. Die Schwierigkeiten
des Technischen sind hier so vollkommen
überwunden, dass man bei flüchtiger Be-
trachtung auf Lithographie schliessen muss.
Einige Zeit waren Jungnickels Arbeit bei
Littauer ausgestellt und das Publikum nahm
sie alle für Lithographie, besonders durch
das eigentümliche Korn der Spritztechnik
dazu verleitet. In diesem äusserst variabeln
Korn, das durch Spritzen zu erzielen ist, liegt
ein ganz besonderer Reiz dieser Arbeiten.
Jungnickel arbeitet nicht mit glatten Flächen,

mit denen diese Technik sonst ausschliesslich
manipuliert. Er gibt wie bei den Schnittern
der ganzen Fläche zuerst einen allgemeinen,
locker in groben Partikeln mit flüssiger Farbe
aufgespritzten Ton, legt eine seiner mit dem
Messer geschnittenen Schablonen auf und
spritzt nun den nächsten Farbton. Je nach
der Konsistenz der Farbe, je nach dem Ab-
stand vom Papier, auf dem das farbige Blatt
entsteht, variiert das zustande kommende
Korn; wird dickflüssige Farbe verspritzt, so
entstehen sehr zarte und feine Töne, wird
auf noch halbfeuchtem Korn weiter gespritzt,
so laufen einzelne feine Punktgruppen zu
grösseren Komplexen zusammen und kon-
trastieren mit den ruhiger geschlossenen
Flächen in eigenartiger Weise. Es liegt ein
ganz besonderer Reiz in dieser mit wirk-
licher Souveränität und feinem Gefühl durch-
gearbeiteten Technik, und man kann es wirk-
lich bedauern, dass sich für diese vortrefflichen

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