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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 30.1912

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Braungart, Richard: Reinhold Max Eichler
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https://doi.org/10.11588/diglit.7108#0018

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Reinhold Max Eichler.

REINHOLD MAX EICHLER- MÜNCHEN.

»Gewitter«. Bes: Brakls mod. Kunslhandlung;.

der „Erdenrest" zurück. Und die Erklärung
für diese Tatsache? Sie ist dort zu suchen,
wo sie auch für die Bodenständigkeit der mei-
sten übrigen Schollemitglieder zu finden ist:
in dem Umstand, daß diese Künstler entweder
überhaupt keine Großstadtkinder sind oder,
wenn sie es waren, doch immer im innigsten
Kontakt und vertrautesten Verkehr mit der
Natur geblieben sind. Bei Eichler aber trifft
alles das sogar in verstärktem Maße, sozusagen
in der höchstmöglichen Potenz zu. Er ist näm-
lich der direkte Abkömmling echter und rechter
Bauern. Geboren am 4. März 1872 in Mut-
zschen, einem kleinen Nestbei Grimma, als Sohn
von Eltern, die Bauernkinder der Umgebung
waren, ist er vollkommen als Bauernjunge auf-
gewachsen. Und nach seinem eigenen Geständ-
nis ist diese erste Jugendzeit, die er am Herzen
der Natur verleben durfte, für sein ganzes Le-

ben ausschlaggebend geblieben. Sie hat seine
Sinne geschärft und ihn dauernd befähigt, die
ländliche Natur und die Menschen der Scholle
in ihrem innersten, wahren Wesen zu begreifen
und so, wie er sie geschaut, auch zu gestalten.

Mit neun Jahren kam Eichler nach Dresden,
wo ihm später ein sehr verständiger und weit-
blickender Onkel den Besuch der Akademie
ermöglichte. Es erging ihm dort ähnlich wie
Fritz Erler bei Bräuer in Breslau: daß er durch
seinen Lehrer noch die „Nachwehen des Naza-
renerlums erlebte", wie Georg Biermann ein-
mal gesagt hat. Eichlers Lehrer war nämlich
ein alter Anhänger Schnorr von Carolsfelds.
Auch Michelangelo hat damals auf den jungen
Künstler einen mächtigen Eindruck gemacht,
was speziell in seinen Akten heute noch deut-
lich erkennbar ist. Aber dauernd konnte ihn
die Dresdner Akademie doch nicht fesseln.

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