NEUE GÄRTEN VON FR. GILDEMEISTER.
Die Begriffe über Gartenkunst haben sich'
dadurch verwirrt, daß man die architek-
tonische französische Art und die landschaft-
liche englische als die einzigen Möglichkeiten
und zugleich als unbedingte Gegensätze ansah.
Und doch steht die moderne Gartenkunst
durchaus auf dem Boden der Weiterentwick-
lung, die von beiden Richtungen gelernt hat
und dabei völlig selbständig ist. Denn obwohl
sie die regelmäßige Plananlage mit dem 16. und
17. Jahrhundert gemeinsam hat, befindet sie
sich innerlich im Gegensatz zu dem Stil dieser
Zeiten, der eine
Übertragung der
Architektur-Motive
in die landschaft-
liche Umgebung des
Hauses bedeutet,
der also verlangt,
daß sich die Natur
nach dem Bauwerk
richtet. Und wenn
unsere Zeit auch
die unregelmäßigen
Grundriß - Formen
der englischen Gar-
ten - Kunst kaum
noch verwendet,
hat sie sich doch
den Grundgedan-
ken dieses Stiles
zu eigen gemacht,
wonach der Natur
die überragende
Bedeutung zuteil
wird. — So haben
GRUNDRISS DES OBIGEN VILLENGARTENS BEI BREMEN.
unsere Gartenkünstler die beiden Extreme ver-
einigt: Haus und Umgebung sind als gleich-
wertig hingestellt, die Anlage des Gartens geht
aus der Anlage des Hauses hervor, aber der
Garten hat dann doch die Bedeutung, das Haus
seiner Umgebung einzufügen.
Dieser neue Stil, der das Gepräge der Tra-
dition mit dem des Fortschrittes vereinigt, tritt
in hohem Maße bei den Schöpfungen des Bremer
Gartenarchitekten Fr. Gildemeister zu Tage.
Das Erbe der englischen Gartenkunst — die
Souveränitätserklärung der Natur — erscheint
hier freudig angetre-
ten , aber zugleich
zu eigenstem Besitz
verarbeitet, sodaß
seine Arbeitsart in
wohltuendem Ge-
gensatz zu jenen
unklaren Architek-
ten-Mißgriffen steht,
die mit Hilfe von
Gartenhaus, Per-
gola und Brunnen
ein Stück Natur
künstlerisch zu mei-
stern glauben. —
Vorteilhaft ist es für
Gildemeisters sach-
liche Art, daß er
in einer Stadt hei-
misch ist, deren
Kultur Verständnis
für Zurückhaltung
und Einfachheit im
Geschmack besitzt.
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Die Begriffe über Gartenkunst haben sich'
dadurch verwirrt, daß man die architek-
tonische französische Art und die landschaft-
liche englische als die einzigen Möglichkeiten
und zugleich als unbedingte Gegensätze ansah.
Und doch steht die moderne Gartenkunst
durchaus auf dem Boden der Weiterentwick-
lung, die von beiden Richtungen gelernt hat
und dabei völlig selbständig ist. Denn obwohl
sie die regelmäßige Plananlage mit dem 16. und
17. Jahrhundert gemeinsam hat, befindet sie
sich innerlich im Gegensatz zu dem Stil dieser
Zeiten, der eine
Übertragung der
Architektur-Motive
in die landschaft-
liche Umgebung des
Hauses bedeutet,
der also verlangt,
daß sich die Natur
nach dem Bauwerk
richtet. Und wenn
unsere Zeit auch
die unregelmäßigen
Grundriß - Formen
der englischen Gar-
ten - Kunst kaum
noch verwendet,
hat sie sich doch
den Grundgedan-
ken dieses Stiles
zu eigen gemacht,
wonach der Natur
die überragende
Bedeutung zuteil
wird. — So haben
GRUNDRISS DES OBIGEN VILLENGARTENS BEI BREMEN.
unsere Gartenkünstler die beiden Extreme ver-
einigt: Haus und Umgebung sind als gleich-
wertig hingestellt, die Anlage des Gartens geht
aus der Anlage des Hauses hervor, aber der
Garten hat dann doch die Bedeutung, das Haus
seiner Umgebung einzufügen.
Dieser neue Stil, der das Gepräge der Tra-
dition mit dem des Fortschrittes vereinigt, tritt
in hohem Maße bei den Schöpfungen des Bremer
Gartenarchitekten Fr. Gildemeister zu Tage.
Das Erbe der englischen Gartenkunst — die
Souveränitätserklärung der Natur — erscheint
hier freudig angetre-
ten , aber zugleich
zu eigenstem Besitz
verarbeitet, sodaß
seine Arbeitsart in
wohltuendem Ge-
gensatz zu jenen
unklaren Architek-
ten-Mißgriffen steht,
die mit Hilfe von
Gartenhaus, Per-
gola und Brunnen
ein Stück Natur
künstlerisch zu mei-
stern glauben. —
Vorteilhaft ist es für
Gildemeisters sach-
liche Art, daß er
in einer Stadt hei-
misch ist, deren
Kultur Verständnis
für Zurückhaltung
und Einfachheit im
Geschmack besitzt.
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