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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 30.1912

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Braungart, Richard: Exlibris-Radierungen von Hubert Wilm
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https://doi.org/10.11588/diglit.7108#0398

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HUBERT WILM-

MÜNOHEN.

RA1MERTOH.

EXLIBRIS-RADIERUNGEN VON HUBERT WILM-MÜNCHEN.

enaue Kenner der musikalischen Produk-
_J tion unserer Tage sind sich darüber einig,
daß die feinsten und besten musikalischen Ge-
danken von heute nicht in den Opern und Sym-
phonien, sondern in Werken der Kammermusik
und verwandter Gebiete ausgesprochen sind.
Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse in der
modernen Kunst. Die heißesten Schlachten
werden auf dem Felde der Malerei geschlagen;
aber während hier der Kampf immer noch un-
entschieden ist, hat sich abseits vom Lärm des
Tages, auf den stillen, fruchtbaren Gefilden der
Graphik, dieser Kammermusik unter den Kün-
sten, längst manch reifes und wertvolles Gebild
gestaltet. Hier kann sich der Künstler, bei
aller Gebundenheit durch Format, Technik und
Zweckbestimmung, doch viel freier geben. Er
vermag hier nicht nur zu zeigen, was er hand-
werklich kann, sondern er darf auch seiner
schweifenden und gestaltenden Phantasie nach
Lust die Zügel schießen lassen. Und so stehen
wir denn vor der Tatsache, daß die Graphik

(im weitesten Sinne) die aufschlußreichste, viel-
seitigste und anregendste von allen modernen
Kunstgattungen ist. Denn kein Talent, das
sich nicht in ihr versuchte und nicht bemüht
wäre, gerade hier sein Bestes und Tiefstes zu
geben. Und vor allem ist es die Jugend, die
den Überfluß ihrer Ideen und Einfälle am lieb-
sten in die graphische Form gießt.

Auch der in München lebende, 1887 in Kauf-
beuren (im bayrischen Schwaben) geborene
Maler-Graphiker Hubert Wilm hat sich, der
Zeitströmung und dem Drängen seines Innern
folgend, mit der ganzen Kraft seiner frischen,
tatenfrohen und ideenreichen Jugend der Gra-
phik zugewandt und in wenigen Jahren ein
Oeuvre an Gebrauchs- und Großgraphik ge-
schaffen, das bereits als eine tatsächliche und
dauernde Bereicherung unseres graphischen
Besitzstandes gelten kann. Er begann mit
einem romantischen, dekorativen Zyklus „Ein
Parkmärchen", der bei aller Abhängigkeit von
der Schule doch schon den eigenen, herben,

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