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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 30.1912

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Lübbecke, Fried: Benno Elkan
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https://doi.org/10.11588/diglit.7108#0040

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Benno Elkan-Alsbach i. H.

BENNO
ELKAN-
ALSBACH.

DETAIL DES
BRONZE-
RELIEFS AN
NEHENSTEH.
GRABMAL.

i

ist die Geschichte des Namens bezeichnend.
Als das Werk bereits fertig dastand, gab ein
Freund der Gestalt den glücklichen Namen.
So dichtete unbewußt ein moderner Mensch
den alten Mythos noch einmal, ohne daß
seine Gestalt etwa einer altgriechischen Per-
sephoneia ähnlich wäre. Den Künstler reizte das
Problem noch zu einer zweiten Darstellung.
Auch in seinen Farben sollte das Werk den
Gedanken des leuchtenden Sterbens verkün-
den. Aus einer märchenhaft schönen Cipollino-
säule aus violetten, grünen und gelben Tönen,
die einst im Palaste des Nero in Antium stand,
schnitt er die Gewandung, aus poliertem hell-
gelben Marmor gestaltete er das Nackte, Augen,
Haar und Lippen wurden aus köstlichen Edel-
steinen gefügt, die Blumen formten sich aus
strahlenden Chrysoprasen, Jaspis, Achat u. a.,
daß das Ganze wie ein geheimnisvoller Traum
in Glut und Glanz erstand. Man wird an mo-
derne französische Musik, an Wildesche Ge-
stalten, Maeterlincksche Visionen erinnert. Und
doch wohnt in dem Werke ein eigener kost-

barer Reiz, der manchen nur formal Empfinden-
den wohl verschlossen bleiben wird.

In diesem Werke gründet sich auch die Hoff-
nung auf eine gesunde fernere Entwicklung des
interessanten Künstlers. — dr. fried Lübbecke.

£

DAS MYSTERIUM IN DER KUNST. Man
glaubt, daß wir Künstler nur mit unseren
Sinnen leben und daß die Welt des Scheines
uns genügt. Man hält uns für Kinder, die sich
an schillernden Farben berauschen und die mit
den Formen wie mit Puppen spielen . . . Aber
man versteht uns schlecht. Die Linien und die
Farbenunterschiede sind für uns nur Kenn-
zeichen verborgener Realitäten. Jenseits der
Oberfläche tauchen unsere Blicke bis zum gei-
stigen Wesen der Dinge hinab, und wenn wir
dann Konturen wiedergeben, bereichern wir sie
um den geistigen Gehalt, den sie verhüllen.

Jeder, der den Namen Künstler mit Recht
führen will, muß die ganze Wahrheit der Natur
ausdrücken, nicht nur ihre äußere, sondern vor
allem ihre innere.

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