Neue Räume im Hoiel Atlantic—Hamburg.
stalterglück, das vor keinerlei Schwierigkeiten
zurückschreckt, das sich nicht —■ wie wir es
oft genug beobachten können — aus Furcht vor
dem Unvermögen Grenzen absteckt. Im Gegen-
teil. Sachliches und Dekoratives, zweckvolle
Notwendigkeit wie das launigste Capriccio wird
gestaltet mit der gleich starken Leidenschaft
oder besser: aus der gleich herzlichen Gefühls-
slimmung, denn Gefühl, menschliches und see-
lisches Empfinden steckt in all den Mobiliarien.
Diese Leute wissen nichts von Richtungs-
nuancen, ahnen nicht, daß auch Kunsthandwer-
ker so etwas wie Programm-Musik zu machen
suchen. Es sind künstlerisch gestimmte Men-
schen, Gentlemen, die ihren Tag im Atelier
und der Werkstatt verbringen, die gar nicht
einmal Kunst machen wollen, denen unter den
Händen sich aber alles formt zur erlesenen,
stimmungsstarken Harmonie. Was die nach
außen so gar nicht in die Augen springende
Pössenbacher-Niederlassung in der Dorotheen-
straße leistet, ist modernste: will sagen no-
belste Wohnungskunst. paul westheim.
SCHÖNHEITSWERTE. Mit der Erfüllung der
Forderung der Zweckmäßigkeit, konstruk-
tiven Wahrheit und Materialgerechtigkeit ist im
allgemeinen das Interesse des Ingenieurs an
seinen Bauten erschöpft, nicht aber das des
Architekten, der zugleich ein Künstler ist oder
sein soll; dieser sucht neben ihr je nach der
Bestimmung seines Bauwerkes noch wesentlich
den Eindruck von Behagen, der Daseinsfreude,
der Wohlhabenheit und Leistungsfähigkeit, das
Gefühl des Großen, Mächtigen, Göttlichen, Er-
habenen, Ernsten, Heiteren, Prächtigen, Lieb-
lichen usw. zu erzeugen, was in der Regel nur
durch entsprechende schönheitliche Wirkungen
seiner Schöpfungen erreicht werden kann.
Reine Schönheitswerte ergeben sich aber nicht
aus der Ingenieur - technischen Befriedigung
sachlicher Notwendigkeiten. Ebensowenig kann
die Hervorkehrung der Konstruktion und des
Materials im ästhetischen Sinne Selbstzweck
irgendwelchen „künstlerischen" Schaffens sein.
Technik und Stoffe sind keine schöpferischen,
sondern bedingende Faktoren, k. o. hartmakn.
poSSENBACHER Werkstätten, entw: Eduard Pfeiffer. Durchbrochene Heizkörperverkleidung.
1912. VII. 6.
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stalterglück, das vor keinerlei Schwierigkeiten
zurückschreckt, das sich nicht —■ wie wir es
oft genug beobachten können — aus Furcht vor
dem Unvermögen Grenzen absteckt. Im Gegen-
teil. Sachliches und Dekoratives, zweckvolle
Notwendigkeit wie das launigste Capriccio wird
gestaltet mit der gleich starken Leidenschaft
oder besser: aus der gleich herzlichen Gefühls-
slimmung, denn Gefühl, menschliches und see-
lisches Empfinden steckt in all den Mobiliarien.
Diese Leute wissen nichts von Richtungs-
nuancen, ahnen nicht, daß auch Kunsthandwer-
ker so etwas wie Programm-Musik zu machen
suchen. Es sind künstlerisch gestimmte Men-
schen, Gentlemen, die ihren Tag im Atelier
und der Werkstatt verbringen, die gar nicht
einmal Kunst machen wollen, denen unter den
Händen sich aber alles formt zur erlesenen,
stimmungsstarken Harmonie. Was die nach
außen so gar nicht in die Augen springende
Pössenbacher-Niederlassung in der Dorotheen-
straße leistet, ist modernste: will sagen no-
belste Wohnungskunst. paul westheim.
SCHÖNHEITSWERTE. Mit der Erfüllung der
Forderung der Zweckmäßigkeit, konstruk-
tiven Wahrheit und Materialgerechtigkeit ist im
allgemeinen das Interesse des Ingenieurs an
seinen Bauten erschöpft, nicht aber das des
Architekten, der zugleich ein Künstler ist oder
sein soll; dieser sucht neben ihr je nach der
Bestimmung seines Bauwerkes noch wesentlich
den Eindruck von Behagen, der Daseinsfreude,
der Wohlhabenheit und Leistungsfähigkeit, das
Gefühl des Großen, Mächtigen, Göttlichen, Er-
habenen, Ernsten, Heiteren, Prächtigen, Lieb-
lichen usw. zu erzeugen, was in der Regel nur
durch entsprechende schönheitliche Wirkungen
seiner Schöpfungen erreicht werden kann.
Reine Schönheitswerte ergeben sich aber nicht
aus der Ingenieur - technischen Befriedigung
sachlicher Notwendigkeiten. Ebensowenig kann
die Hervorkehrung der Konstruktion und des
Materials im ästhetischen Sinne Selbstzweck
irgendwelchen „künstlerischen" Schaffens sein.
Technik und Stoffe sind keine schöpferischen,
sondern bedingende Faktoren, k. o. hartmakn.
poSSENBACHER Werkstätten, entw: Eduard Pfeiffer. Durchbrochene Heizkörperverkleidung.
1912. VII. 6.
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