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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 30.1912

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Stiller, Richard: Maler Hans Unger
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https://doi.org/10.11588/diglit.7108#0101

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Maler Hans Ungcr- Loscliwitz.

PROFESSOR
HANS UNGER-
LOSCHWITZ.

ORIGINAL-
STEIN-
ZEICHNUNG.

Gegensätzen aufgebauten Gemäldes doch duftig
und letzten Endes überaus prächtig.

Die Reihe beschließen zwei charakteristische
weibliche Studienköpfe als Originalsteinzeich-
nungen und, ganz aus dem Geiste des Künst-
lers geboren, das Brustbild einer wuchtigen
Frauengestalt von klassisch strengen Zügen und
feierlichem Ausdruck, mit der Goldharfe im
Arm, in deren Saiten sie greift: das Plakat für
Hupfeld-Phonola-Pianos. Die Ausführung in
Schwarzweiß betont kräftig die Silhouette und
verschafft dem Plakat eine große Fernwirkung.
So überträgt Unger das Ideal strenger Schönheit
auch auf das Gebiet des Plakats, dem es in
unsern Tagen nur zustatten kommen kann.

Besonders stark empfinden wir vor diesen
neuen Werken Hans Ungers wieder die nur
noch um Vieles gesteigerte prächtige und prunk-
volle, den Alltag besiegende festliche, schmück-
ende Wirkung seiner Schöpfungen. Und das
ist doch im letzten Grunde das schöne Endziel
aller bildenden Kunst .... r. st.

\7'0N DER FR AUEN-AUSSTELLUNG BERLIN.
' Das Kunstgewerbe nahm eine ganze Halle,
das heißt: die Hälfte der Ausstellung ein. Wozu
noch eine Bilderschau, eine sogenannte Architek-
turabteilung und eine Oewerbegruppe mit famosen
Bucheinbänden des Lettevereins und der Ham-
burgerinnen E. Meyer und O. Qrimm kam. Die
Kunstgewerblerinnen können gewiß nicht wün-
schen, daß diese Herausstellung einen Anreiz zur
Invasion in ein so heikles Gebiet gäbe. Die Folge
wäre ein Dilettieren, wie es - dieser Schau nach
zu urteilen - doch nachgelassen hat. Selbstver-
ständlich ist in einer so großen Ausstellung viel
Minderwertiges und noch viel mehr Mittelmäßiges
beisammen, allein mir scheint, hierin machen die
Frauen nur von der erstrebten Gleichberechtigung
Gebrauch. Der Durchschnitt ihrer männlichen Kol-
legen hätte wohl manches anders, aber vermutlich
nicht viel besser gemacht. Es ist nicht mehr be-
sonders originell — aber Tatsachen sind nie ori-
ginell — festzustellen, daß auch diese modernen
kunstgewerblichen Frauen am stärksten im Deko-

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