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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 30.1912

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Bredt, Ernst Wilhelm: Das Verlangen nach Bildern
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https://doi.org/10.11588/diglit.7108#0114

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Das Verlangen nach Bildern.

J. A. SCHMID - FICHTET.BERG.

Gemälde: »Stilles Tal«

das alte gab fertige Urteile ohne genügendes
Anschauungsmaterial. Wir gehen so am sicher-
sten der Befreiung von Vorurteilen entgegen
und der Möglichkeit, durch Vergleiche die eigene
Anschauung, Kritik, „Bildung" zu bilden, zu
verfeinern.

Solcher Klärung gegenüber muß jedes Be-
denken schweigen. Schlechte Bilderbücher
werden sich rascher „abstoßen" als schlechte
Textbücher, denn die Güte der Abbildungen,
die Auswahl aus dem ungeheueren Material
guter und schlechter Graphik läßt sich leichter
feststellen als die Qualität unkontrollierbarer,
wissenschaftlicher Schreibarbeit. Also fordern

wir nur immer beste Abbildungen vom Ver-
leger, tüchtige Betrachtung vom Buchkäufer.

„Flüchtige Betrachtung" war nie etwas
wert und doch beruhten bisher die meisten
„Anschauungen" auf unzulänglichem Material,
das nie andere als flüchtige Betrachtung er-
möglicht. Das Verlangen nach recht viel
Bildern ist gut, gesund, stark. Ich scheue mich
nicht, selbst die inferiorsten Erscheinungen
dieses Hungers nach Bildern als erfreulich zu
begrüßen: die derb-illustrierten Volksromane
und die Kinematographentheater. — Beide
werden zu allgemeinhin verurteilt wegen
einiger tatsächlich bedauerlicher Verirrungen.

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