HERMANN
KALLER-
PARIS,
GRABRELIEF
IN GEBRANN-
TER ERDE.
BILDHAUER HERMANN HALLER-PARIS.
Wir Deutsche haben eine Neigung, gering zu
schätzen, was die Spuren des Schweißes
nicht trägt. Und weil sie einfach und ohne
Mühe geschaffen scheinen, werden gerade die
reinsten Werke der Kunst oft nicht erkannt.
Auch ist es eine alte Leidenschaft unserer Rasse,
zu meditieren, und je mehr ein Werk zu denken
und zu reden gibt, um so höher gilt sein künst-
lerischer Wert. Aber die Künstler sind nicht
dazu da, die Philosophen in Nahrung zu setzen.
Und in der Auslese der Zeit erweist sich immer
nur derjenige als ein wahrer Künstler, der es
versteht, mit den kompliziertesten Organen
einfach zu sehen. Wie primitiv erscheinen dem
Durchschnitts-Betrachter solche Werke, und
mancher schon hat sich verzweifelt gefragt, wo
denn da die „Kunst" stecke. Das ist freilich
ein Geheimnis. Fürs erste kann der Kunst-
schreiber nichts Besseres tun, als immer wieder
auf Werke hinzuweisen, an denen sozusagen
nichts daran ist. So gewöhnt man sich die
Augen aufzutun, zu sehen, zu empfinden und
endlich zu begreifen.
Hermann Haller ist einer jener seltenen
Künstler, denen die Natur das Talent zur Ein-
fachheit und damit das Beste gab. Bezeichnend
der Weg, auf dem er zur Bildhauerei kam.
Geboren 1880 in Bern, studierte er zuerst ein
paar Jahre Malerei. In Rom, wo er sich dann
aufhielt, und nicht ohne Grund gerade in Rom,
erkannte er die Notwendigkeit, sich über den
Organismus des menschlichen Körpers klar zu
werden und fing an zu modellieren, zunächst
nur als Vorarbeit für seine Bilder. Das Mo-
dellieren fiel ihm leichter als das Malen, und er
blieb dabei. Ein Experiment machte ihn zum
111
KALLER-
PARIS,
GRABRELIEF
IN GEBRANN-
TER ERDE.
BILDHAUER HERMANN HALLER-PARIS.
Wir Deutsche haben eine Neigung, gering zu
schätzen, was die Spuren des Schweißes
nicht trägt. Und weil sie einfach und ohne
Mühe geschaffen scheinen, werden gerade die
reinsten Werke der Kunst oft nicht erkannt.
Auch ist es eine alte Leidenschaft unserer Rasse,
zu meditieren, und je mehr ein Werk zu denken
und zu reden gibt, um so höher gilt sein künst-
lerischer Wert. Aber die Künstler sind nicht
dazu da, die Philosophen in Nahrung zu setzen.
Und in der Auslese der Zeit erweist sich immer
nur derjenige als ein wahrer Künstler, der es
versteht, mit den kompliziertesten Organen
einfach zu sehen. Wie primitiv erscheinen dem
Durchschnitts-Betrachter solche Werke, und
mancher schon hat sich verzweifelt gefragt, wo
denn da die „Kunst" stecke. Das ist freilich
ein Geheimnis. Fürs erste kann der Kunst-
schreiber nichts Besseres tun, als immer wieder
auf Werke hinzuweisen, an denen sozusagen
nichts daran ist. So gewöhnt man sich die
Augen aufzutun, zu sehen, zu empfinden und
endlich zu begreifen.
Hermann Haller ist einer jener seltenen
Künstler, denen die Natur das Talent zur Ein-
fachheit und damit das Beste gab. Bezeichnend
der Weg, auf dem er zur Bildhauerei kam.
Geboren 1880 in Bern, studierte er zuerst ein
paar Jahre Malerei. In Rom, wo er sich dann
aufhielt, und nicht ohne Grund gerade in Rom,
erkannte er die Notwendigkeit, sich über den
Organismus des menschlichen Körpers klar zu
werden und fing an zu modellieren, zunächst
nur als Vorarbeit für seine Bilder. Das Mo-
dellieren fiel ihm leichter als das Malen, und er
blieb dabei. Ein Experiment machte ihn zum
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