LEO PUTZ-MÜNCHEN.
Es sind noch nicht ganz zehn Jahre her, als
die Öffentlichkeit zum ersten Male mit stär-
kerem Nachdruck auf den Münchner Meister hin-
gewiesen wurde, der damals vornehmlich in
seiner illustrativen Tätigkeit für die „Jugend"
unter den Jungen der süddeutschen Moderne
bahnbrechend voranschritt. Naivität der Emp-
findung, sprudelnde Phantasie, vor allem aber
ein starkes Formgefühl waren an Putz augen-
fällig, und wenn hier und dort auch das gewollt
Grüblerische gar zu sehr hervordrängte, so
ließen alle diese Erstlingsproben doch zugleich
auch auf eine malerische Begabung schließen,
die sicher eines Tages neue Wege einschlagen
würde. Im Jahre 1905 kam dann die erste
große Kollektion Putz'scher Gemälde in Mün-
chen und anderen deutschen Städten zur Aus-
stellung und wie über Nacht war der Ruf des
Meisters begründet. Putz war längst Mitglied
derbekanntenKünstlervereinigung„DieScholle"
geworden, und die Tendenzen dieser, in erster
Linie einem neuen dekorativen Flächenstil nach-
strebenden Malergemeinde fanden durch ihn
einen ihrer stärksten Anreger. Seither aber ist
die Geschichte der „Scholle" selbst und die
Entwicklung ihrer Mitglieder im Künstlerischen
viel zu sehr in das Bewußtsein der modernen
Kunstfreunde eingegangen, als daß es sich in
dieser Zeitschrift — wo jeder der Meister ein-
dringlich zu Worte kam — verlohnte, bei all-
gemeinen Betrachtungen zu verweilen.
Es ist auch bekannt, daß vielleicht unter
allen Vorkämpfern des spezifisch süddeutschen
Kunstkreises Putz derjenige gewesen ist, dessen
Tempo von Tag zu Tag zu reiferen Ergebnissen
voranschritt. Seine Erscheinung hat oftmals
sensationell gewirkt, und es war nicht allein
eine echtRubens'sche Sinnenfreudigkeit,sondern
mehr noch das kühne Ausgreifen nach bis da-
hin nicht versuchten koloristischen Problemen,
was ihm die berechtigte Wertschätzung der
Kritik eingetragen hat. Neben Fritz Erler be-
1912. IX. 1.
'43
Es sind noch nicht ganz zehn Jahre her, als
die Öffentlichkeit zum ersten Male mit stär-
kerem Nachdruck auf den Münchner Meister hin-
gewiesen wurde, der damals vornehmlich in
seiner illustrativen Tätigkeit für die „Jugend"
unter den Jungen der süddeutschen Moderne
bahnbrechend voranschritt. Naivität der Emp-
findung, sprudelnde Phantasie, vor allem aber
ein starkes Formgefühl waren an Putz augen-
fällig, und wenn hier und dort auch das gewollt
Grüblerische gar zu sehr hervordrängte, so
ließen alle diese Erstlingsproben doch zugleich
auch auf eine malerische Begabung schließen,
die sicher eines Tages neue Wege einschlagen
würde. Im Jahre 1905 kam dann die erste
große Kollektion Putz'scher Gemälde in Mün-
chen und anderen deutschen Städten zur Aus-
stellung und wie über Nacht war der Ruf des
Meisters begründet. Putz war längst Mitglied
derbekanntenKünstlervereinigung„DieScholle"
geworden, und die Tendenzen dieser, in erster
Linie einem neuen dekorativen Flächenstil nach-
strebenden Malergemeinde fanden durch ihn
einen ihrer stärksten Anreger. Seither aber ist
die Geschichte der „Scholle" selbst und die
Entwicklung ihrer Mitglieder im Künstlerischen
viel zu sehr in das Bewußtsein der modernen
Kunstfreunde eingegangen, als daß es sich in
dieser Zeitschrift — wo jeder der Meister ein-
dringlich zu Worte kam — verlohnte, bei all-
gemeinen Betrachtungen zu verweilen.
Es ist auch bekannt, daß vielleicht unter
allen Vorkämpfern des spezifisch süddeutschen
Kunstkreises Putz derjenige gewesen ist, dessen
Tempo von Tag zu Tag zu reiferen Ergebnissen
voranschritt. Seine Erscheinung hat oftmals
sensationell gewirkt, und es war nicht allein
eine echtRubens'sche Sinnenfreudigkeit,sondern
mehr noch das kühne Ausgreifen nach bis da-
hin nicht versuchten koloristischen Problemen,
was ihm die berechtigte Wertschätzung der
Kritik eingetragen hat. Neben Fritz Erler be-
1912. IX. 1.
'43