Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 30.1912

DOI Artikel:
Biermann, Georg: Leo Putz - München
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.7108#0157

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Leo Putz—München.

deutete Putz die
stärkste Eigennote
der „Scholle", und
ganz unverkennbar
hat sein Geschmack
auch das Schaffen
seiner engeren Kol-
legen nachhaltig be-
einflußt. So knapp
indes die Zahl der
Jahre ist, die die
Arbeit des Malers
Putz bis zum heuti-
genTage umgrenzen,
so vielseitig sind
doch die Momente,
unter denen man
gerade das Schaffen
dieses ganz und gar
persönlichen Künst-
lers betrachten muß,
der eben jetzt —
nach denWerken der
letzten Periode zu
urteilen — an einem
wichtigen Wende-
punkt seiner Ent-
wicklung angekom-
men zu sein scheint,
der einen sicheren
Schluß auf eine lo-
gische Fortsetzung
mit neuen Ergebnis-
sen vorerst nicht ge-
stattet. Es ist gewiß
bedenklich,wenn ein
Maler, der längst die
Vierzig überschrit-
ten hat, plötzlich sei-
nen ganzen Stil um-
krempelt und ge-
wissermaßen ganz
von vorn anzufan-
gen sich müht, ver-
standesmäßig nach
Werten trachtet, die
früher mit urwüchsi-
ger Frische, aus Ge-
fühl und Tempera-
ment geboren —
impulsiv nach Aus-
druck verlangten.
Denn so sehr auch
die Kunst nur durch
das Experiment des
Einzelnen vorwärts
gelangt, so verkehrt

PROFESSOR LEO ITT/, MÜNCHEN.

GEMÄLDE:

PROF. LEO PUTZ—MÜNCHEN. GEMÄLDE: »STEINIGER BODEN«

ist es doch, wenn
dieses Experiment
nur auf Kosten ver-
standesmäßiger Re-
flexion versucht
wird und gewisser-
maßen die ange-
borene Handschrift
durch kalligraphi-
sche Tüfteleien zu
ersetzen sich müht.
Ich weiß nicht, ob
dieser Vergleich
gegenüber den letz-
ten Arbeiten eines
Leo Putz unbedingt
das Richtige trifft.
Aber es wäre völlig
falsch gedacht, woll-
te man gerade einem
solchen Künstler ge-
genüber, dessen rei-
che Begabung kei-
nen Zweifel aufkom-
men läßt, in einem
entscheidenden Mo-
mente mit seiner
Skepsis zurückhal-
ten. Denn bisher
haben wir von Jahr
zu Jahr nichts als
eine konsequente
Aufwärts-Bewegung
im Schaffen von
Putz konstatieren
können. Der Illu-
strator der Münch-
ner „Jugend" war
eines Tages der far-
bensprühende Ver-
körperer prachtvol-
ler malerischer Ge-
sichte. Vom Still-
leben ging der Weg
zum Bildnis, von
hier weiter zur Land-
schaft und immer
schien die Palette
an geschlossener
Reife zu gewinnen.
In das Streben nach
großzügigen dekora-
tivenEffektenmisch-
te sich das Kultur-
empfinden eines
wirklich erlesenen
und nicht alltäg-

144
 
Annotationen