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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 30.1912

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Biermann, Georg: Leo Putz - München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7108#0158

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Leo Putz München.

professor leo putz—münchen.

gemälde : »son xf.nstrahlen «

liehen Geschmackes, und während Putz sich
noch vor wenigen Jahren oft zu sehr ins De-
tail und eine vielleicht als gar zu künstlich
empfundene Willkürlichkeit der Komposition
verlor, zeugten die Arbeiten der letzten Zeit
von einer bewußten Harmonisierung aller bild-
mäßigen Einzelheiten. Gerade die Landschaft,
die die Natur so oft in eine weiche dekora-
tive, aber köstlich erklingende musikalisch
rhythmische Form umbettete, hatte Putz viel-
verheißende Wege gewiesen und seiner Pa-
lette bis dahin unbekannte Schönheiten ver-
mittelt. Vielleicht fehlte für ihn überhaupt nur
noch die letzte Möglichkeit, auch im Großen
auszugreifen und seine Farbengedanken auf
ij Selbst zu übertragen. In einem Ge-
mälde wie dem hier abgebildeten „Dame am

Ufer" konnte man mit Recht eine seiner
besten Leistungen erkennen, weil hier die Har-
monisierung aller farbigen Nuancen in einem
zerfließenden silberigen Gesamtton wie selten
zuvor gelungen war, und auch die Art, die Land-
schaft ähnlich mit den Absichten einer ganz
auf dekorative Wirkung bedachten Flächen-
malerei zu vermählen, erschien nicht weniger
vielverheißend. Diese Wege aber geht Leo Putz
heute nicht mehr. Wo früher alle Töne seiner
Palette sich melodisch einem bezwingenden
Gesamteindruck unterordneten, fließen sie jetzt
auseinander in dem Bemühen, das Einzelne
intensiver zu unterstreichen, die Fernwirkung
noch mehr zu betonen und das verschwimmend
Weiche durch gewollte kraftvolle Zerrissenheit
zu ersetzen. Apart sprechen auch diese Bilder

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