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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 30.1912

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Biermann, Georg: Leo Putz - München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7108#0163

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Leo Putz—München.

PROFESSOR LEO PUTZ—M U NOHEN.

»SCHLAFENDER AKT« (Privatbesitz Darmstadt.)

an, aber sie erscheinen mir — wenn der Aus-
druck gestattet sei — bedenklich „unputzisch".
Denn dieses Künstlers Eigennote wurzelte von
jeher tief und bestimmt im ureigensten Tempera-
ment des Meisters, und das war immer dem Sen-
sitiven und Phantasievollen mehr zugeneigt als
|einer protzigen Kraftmeierei. Auch deckte sich
eben bei Putz mehr noch als sonst bei Malern die
Sehnsucht einer reich besaiteten Persönlichkeit
mit dem Traum, aus dem die Farben zur Wirk-
lichkeit emporstiegen, und was der Ferner-
stehende vor seinen Werken als üppig sprie-
ßende Sinnlichkeit und Lebensbejahung emp-
fand , war für den Eingeweihten letzten Endes
nur die Kehrseite einer, seltsamen Stimmungen
und Zweifeln unterworfenen, aber immer ge-
waltsam nach dem Lichte hinirrenden Künstler-
seele. So war die Logik in seinem Schaffen
unverkennbar wie die Reife des Geschmackes,
den seine Palette wies. Heute scheint — viel-
leicht nur für einen kurzen Augenblick — der
Verstand völlig Oberhand über das Gefühl ge-

wonnen zu haben. Möglicherweise aber sind
auch diese Versuche nur Durchgangsstationen zu
neuen Ergebnissen. Ich möchte es fast hoffen und
glauben, da ich Putz von jeher als einen der
strengsten Kritiker seines eigenen Schaffens ken-
nen gelernt habe. Vorläufig wird man abwarten
müssen und sich immer noch zunächst an die
Werke seiner Hand halten, in denen bisher alle
Versprechungen der Frühzeit unzweideutige
Erfüllung gefunden haben. Die bleiben be-
stehen, weil sie die Moderne um eine neue Note
bereichern konnten, mag ihre Wertschätzung
in kommenden Jahrzehnten auch dem schwan-
kenden Kunsturteil der Zeit ebenso unter-
worfen sein wie das Lebenswerk von so man-
chem anderen Meister, für den wir erst jetzt
wieder reif wurden. —

GEORG DIEKMANN.

Diese Veröffentlichung Putz'scher Gemä'de erfo'gt mit gütiger
Genehmigung der Verlagsbuchhandlung Klinkhardt & Eiermann
in Leipzig.

In nachstehenden Heften der „Deutschen Kunst und Deko-
ration" sind weitere Veröffentlichungen von Werken Leo Putz'
enthalten: Nov. 1910; Mai 1910; Jan. 1910; Okt. 1908; Juni 1908;
Okt. 1907; Juli 1907; Juni 1905.

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