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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 30.1912

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Westheim, Paul: Auseinandersetzungen mit der Natur
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https://doi.org/10.11588/diglit.7108#0169

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Auseinandersetzungen mit der Natur.

„Das Kunstwerk ist nicht denkbar ohne Aus-
wahl des Brauchbaren aus dem in der Natur sich
darbietenden Material. Fr. Preller.

„Ich will, daß der Künstler sich selbst über-
liefert, mit Herz und Fleisch, daß er einen mäch-
tigen und besonderen Geist bezeugt, eine Natur
ist, die kräftig die Natur in die Hand nimmt und
sie ganz aufrecht vor uns hinpflanzt — nach seinem
Sehen." Emile Zola.

„Was ich vor allem in einem Gemälde suchte,
ist ein Mensch und nicht ein Gemälde. Und ferner:
Die Kunst ist aus zwei Elementen zusammenge-
setzt : die Natur, die das feststehende Element ist,
und der Mensch, der das sich verändernde Ele-
ment ist; arbeitet wahr, so applaudiere ich; arbeitet
persönlich, so applaudiere ich stärker!"

Emile Zola.

„Wenn Raffael unter den Überbleibseln des
Altertums die Muster fehlten, so suchte er diesel-
ben in der Natur. Schien ihm diese nicht schön
genug, so mußte sein fruchtbarer Geist wirken.
Oft hatte er gewählt; jetzt schuf er."

Chr.Ludw. von Hagedorn.

„Meine erste Zeichnung (der Blätter von Nohaut),
nach der Natur gemacht, ist unerträglich, wenn ich
sie mit der zweiten vergleiche, die fast nach der
ersten durchgepaust ist, aber meine Absicht deut-
licher ausspricht, und bei der das Unnötige weg-
gelassen ist. Auch habe ich den Grad von Ele-
ganz hineingelegt, den ich als nötig empfand, um
den Gegenstand zur Wirkung zu bringen. Es ist

also für den Künstler viel wichtiger, dem Ideale,
das er in sich trägt, und das ihm eigen ist, nahe
zu kommen, als das vergängliche Ideal, das die
Natur darbieten kann, festzuhalten. Gerade darin,
daß nur ein bestimmter Mensch und nicht das Gros
der Menschen die Natur auf eine ideale Weise sieht,
liegt der Beweis, daß seine Phantasie das Schöne
hervorbringt und just, weil er seinem Genie folgt.

Eug. Delacroix.
„Der Maler, der nach der Beschreibung eines
Thomson eine schöne Landschaft darstellt, hat
mehr getan, als der sie gerade nach der Natur
kopiert." G. E. Lessing.

„Naturnachahmung von der Kunst fordern, ver-
rät keinen tieferen Gedanken als an den Schuh-
macher zu stellende Forderung, daß seine Schuhe
passen. Nicht die Nachahmung der Natur, sondern
die größte Schönheit der sinnlichen Erkenntnis
ist der Zweck der Kunst." G. E. Lessing.

„Nach dem Leben male ich niemals; die Natur
bringt mich doch nur aus dem Konzept."

Fr. Boucher.

„Letzten Endes ist die Kunst unergründlich und
wird es immer bleiben. Auch ist es gut so, denn
wenn wir ihr Geheimnis ergründeten, wäre es mit
ihr vorbei. Den künstlerischen Zeugungs - Prozeß
kann man ebensowenig ergründen wollen wie den
physischen. Es wird ewig ein Rätsel bleiben, wie
dem Künstler die Idee zu seinem Werke kommt,
denn die Natur ist nur der äußere Anlaß für das
Werk........" Max Liebermann.

I.EO PUTZ
»SCHLOSS
AM

WASSER«
 
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