Mzria Caspar-Filser—München.
MARIA CASl'AK-Fir.SKR.
»Obsternte«, Mittelbild.
lerin sieht mit dem gleichen schöpferischen Ge-
fühl das enge Tal, die weite Welt und das
kleine farbige Arrangement, das der reinen
Formen- und Farbenfreude dient. Sie malt
Blumenstücke, Bauernsträuße voll robuster
Heiterkeit und feinere Farbenakkorde, die eine
bestimmtere Empfindung ausstrahlen; sie liebt
besonders das Stilleben sowohl in seiner sach-
lichen Schlichtheit und unstimulierten Ehrlich-
keit, wie auch mit farbenkühnen, körperhaften
Rhythmen voll kompakten Gehaltes. Überall
ein äußerst reger Natursinn, eine überquellende
Farbenfreude, ein angeborenes Empfinden für
die stofflichen Elemente der Kunst, diese Gabe
des Findens und Neulagerns der Kunstmole-
küle, die sie mit den besten Modernen gemein
hat; und dabei überall ein zarter, weil ganz
ursprünglicher, nicht vulgarisierter Geschmack.
So sicher ist die Künstlerin in die Welt und
in den seelischen Organismus der Form ge-
wachsen, daß ihr auch Italien nichts anhaben
konnte, ihr Künstlertum vielmehr stärkte und
noch freier machte. Italien ist eine Probe der Ori-
ginalität. Maria Caspar-Filser hat Italienmit ihrem
deutschen Grundgefühl betreten und mit ihrem
schwäbischen poetischen Heimatgefühl sich an-
geeignet. Ihre Bilder von Florenz, der Cam-
pagna, den Seebuchten, dem Petersplatz und
den Hügeln Roms sind Überraschungen. So
nahe, so unstilisiert, so ohne alles Fremdeln
hat noch niemand Italien gemalt. Und doch
liegt über diesen Landschaften die Freude der
Reise, der Duft der Fremde, etwas von der
Freiheit der großen Vergangenheit und von der
patriarchalischen Gelassenheit des Alters, das
sich mit dem angesiedelten Kleinkram der Enkel
eben so gerne verträgt, wie es mit der wech-
selnden Beleuchtung der Stunde sein Antlitz
ruhevoll und doch fast erschütternd verändert.
Und diese Wirkung ohne große Silhouetten und
ohne aufgetragene Patina, im Gegenteil allein
durch die Intensität des rhythmisch gesteiger-
ten Farbenempfindens, das im fremden Lande
neue Reizungen erfährt, und vor allem durch
die heimliche Größe, die der nahe Anblick
einer unberührten Welt, in der alle Abgegriffen-
es
MARIA CASl'AK-Fir.SKR.
»Obsternte«, Mittelbild.
lerin sieht mit dem gleichen schöpferischen Ge-
fühl das enge Tal, die weite Welt und das
kleine farbige Arrangement, das der reinen
Formen- und Farbenfreude dient. Sie malt
Blumenstücke, Bauernsträuße voll robuster
Heiterkeit und feinere Farbenakkorde, die eine
bestimmtere Empfindung ausstrahlen; sie liebt
besonders das Stilleben sowohl in seiner sach-
lichen Schlichtheit und unstimulierten Ehrlich-
keit, wie auch mit farbenkühnen, körperhaften
Rhythmen voll kompakten Gehaltes. Überall
ein äußerst reger Natursinn, eine überquellende
Farbenfreude, ein angeborenes Empfinden für
die stofflichen Elemente der Kunst, diese Gabe
des Findens und Neulagerns der Kunstmole-
küle, die sie mit den besten Modernen gemein
hat; und dabei überall ein zarter, weil ganz
ursprünglicher, nicht vulgarisierter Geschmack.
So sicher ist die Künstlerin in die Welt und
in den seelischen Organismus der Form ge-
wachsen, daß ihr auch Italien nichts anhaben
konnte, ihr Künstlertum vielmehr stärkte und
noch freier machte. Italien ist eine Probe der Ori-
ginalität. Maria Caspar-Filser hat Italienmit ihrem
deutschen Grundgefühl betreten und mit ihrem
schwäbischen poetischen Heimatgefühl sich an-
geeignet. Ihre Bilder von Florenz, der Cam-
pagna, den Seebuchten, dem Petersplatz und
den Hügeln Roms sind Überraschungen. So
nahe, so unstilisiert, so ohne alles Fremdeln
hat noch niemand Italien gemalt. Und doch
liegt über diesen Landschaften die Freude der
Reise, der Duft der Fremde, etwas von der
Freiheit der großen Vergangenheit und von der
patriarchalischen Gelassenheit des Alters, das
sich mit dem angesiedelten Kleinkram der Enkel
eben so gerne verträgt, wie es mit der wech-
selnden Beleuchtung der Stunde sein Antlitz
ruhevoll und doch fast erschütternd verändert.
Und diese Wirkung ohne große Silhouetten und
ohne aufgetragene Patina, im Gegenteil allein
durch die Intensität des rhythmisch gesteiger-
ten Farbenempfindens, das im fremden Lande
neue Reizungen erfährt, und vor allem durch
die heimliche Größe, die der nahe Anblick
einer unberührten Welt, in der alle Abgegriffen-
es