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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 30.1912

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Waetzold, Wilhelm: Märkische Landhäuser: Neue Arbeiten von Heinrich Straumer
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https://doi.org/10.11588/diglit.7108#0206

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ARCHITEKT H. STRAUMER— BERLIN.

Landhaus Janson in Frohnau.

MÄRKISCHE LANDHÄUSER.

NEUE ARBEITEN VON HEINRICH STRAUMER.

Es ist immer gewagt, Werke der Architek-
tur aus dem Territorium zu bestimmen.
Es gibt in Rußland französische Paläste, und
Schwarzwaldhäuser kann man an der Ostsee
treffen. Auch die Architektur hat von der Frei-
zügigkeit profitiert; wobei sich freilich, genau
wie bei den Menschen, manche Unzuträglich-
keit einstellte. Es beunruhigt und wirkt kläg-
lich, architektonische Typen, die ganz aus be-
stimmten klimatischen und landschaftlichen Be-
dingungen entstanden, unvermutet an irgend
einem anderen Ort zu treffen; es ist wie eine
Entwurzelung. Die Vorortbewohner unserer
Großstädte kennen diese unsäuberliche Volks-
kunde; wimmelt es doch rings um Berlin (um
es bei dem einen Beispiel zu belassen) von
Provinzsprößlingen der Alpen und der Lüne-
burger Heide. Aus der Tatsächlichkeit solchen
Ärgernisses ergibt sich die Wirklichkeit eines
territorial bedingten Ausdruckes; es ist schon

kein leerer Wahn, daß verschiedene Lebens-
weisen, verschiedene Wetterstände auch die
Häuser verschieden gebaut haben wollen. Ohne
irgendwie den Theorien der Heimatkünstler'
zu verfallen, kann man von einem rheinischen
oder märkischen Landhaus sprechen. Ein Ar-
chitekt, der solchen Sinnes seine Arbeit redi-
giert, wird gut fahren.

Da wird es dann garnicht so töricht sein,
wenn der Landhausbaumeister vor allem der
heimischen Materiale achtet; der Grundriß
kümmert sich weniger um die Grenzen der Pro-
vinzen. Leute bestimmter Einkommensklassen
und gleichen Lebensniveaus brauchen ungefähr
die gleichen Wohnräume; und diese Räume
wiederum bestimmen durch sich selber ihr
Nebeneinander. Die Grundrisse der bürger-
lichen Einfamilienhäuser werden immer mehr
etwas von jener Internationalität eines Bürger-
tums bekommen, das schon heute in Dresden

1912. IX. 6-

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