Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 30.1912

DOI article:
Hardenberg, Kuno von: Große Kunstausstellung Dresden: 1. Mai - 15. Oktober 1912
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.7108#0224

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
LUDWIG VON HOFMANN —WEIMAR.

GEMÄLDE; »DIE RUDERER«

GROSSE KUNSTAUSSTELLUNG DRESDEN.

1. MAI-15. OKTOBER 1912.

W'o im vorigen Jahre die Wimpel vor der
von eiserner Energie und genialem Or-
ganisationstalent emporgebürgten Welt des
Wesens der Dinge und des Menschen wehten,
da ist ein neuer Phönix aus der Asche der
vergangenen Herrlichkeit aufgestiegen. Wieder
wehen die Wimpel, aber dieses Mal vor einer
Welt des holden Scheins. Wo die großartige
Hygieneausstellung vordem ihre Pforten den
Millionen öffnete, ist nun von Umsicht und Ge-
schmack die Große Kunstausstellung zu finden.

Es ist längst bekannt, daß man in Dresden
Ausstellungen machen kann, man hat dort so
etwas wie eine eigene Ausstellungstechnik ent-
wickelt und versteht es immer wieder, den Stoff
der eingegangenen Werke gefällig und eigen-
artig zu gruppieren und aus der Kultur der Ver-
gangenheit oder der fremder Völker einige be-
sondere Anziehungspunkte hinzuzufügen, die
bald als schätzbare Anregungsfaktoren, bald
als Vergleichsmomente von belehrendem und
förderndem Reize sind.

Der Clou der diesjährigen „Großen" ist die
entzückende Abteilung schöner Bildnisse inter-

essanter Frauengestalten. Von G r a f f und Tisch-
b e i n an über idealisierte hellenisierte Schönhei-
ten aus klassizistischen Tagen geht's über den
gewand- und pompfrohen Mackart zu Klimt,
zum Maler der meernixenhaften, schillernden
Frau unserer Zeit! Wahre Wunder an Charak-
teristik hat ja das ewig alte und ewig neue
Thema der Frauenmalerei stets gezeitigt, früher
war man galant, ehrfürchtig liebenswürdig, heute
ist man schärfer, greift fester zu oder sieht
nüchterner, kameradschaftlicher, interessierter
auf seinen Gegenstand, aber immer ist man
gefesselt! Da ist Man et mit der berühmten
„Dame rose" und der liegenden Frau im spa-
nischen Kostüm, da ist ein regenbogenfarbig
gewebtes Mädchenköpfchen von Renoir, da ist
der gesellschaftlich veranlagte Schuster-Wol-
dan, der herbe Trübner, der sachlich ernste
Leibi, der schwung- und temperamentfrohe
B e s n a r d und der gewaltige H o d 1 e r neben ehr-
würdigen alten Meistern. Hübsche Möbel mit
schönen Vasen aus vergangenen Tagen — sie
hätten ebensogut auch durch kostbare moderne
Erzeugnisse ersetzt werden können, weit genug

1912. x. i.

209
 
Annotationen