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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 30.1912

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Zimmermann, E.: Neue Arbeiten der Meißner Manufaktur auf der Dresdner Kunstaustellung 1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.7108#0284

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NEUE ARBEITEN DER MEISSNER MANUFAKTUR AUF DER
DRESDNER KUNSTAUSSTELLUNG 1912.

Wohl nichts hat auf der diesjährigen, wieder
so mannigfaltigen Dresdner Kunstaus-
stellung den kunstliebenden Kreisen eine so
große und freudige Überraschung bereitet als
das, was die Meißner Manufaktur von ihren
neuesten Erzeugnissen darbietet. Was lange von
vielen erwartet wurde,
was aber zu allgemei-
nem großen Schmerze
sich nicht recht einstel-
len wollte, nun ist es
endlich da: ein wirklich
bewußter Ansatz zu ei-
nem neuen, großen Auf-
schwung, zu einer fri-
schen Kunstentfaltung,
die, wenn nun konse-
quent durchgeführt, gar
wohl dieser Manufaktur
wieder jene zur Zeit
wohl so ziemlich verlo-
rene Stelle wieder zu
gewinnen vermag, die
sie fast während des
ganzen 18. Jahrhunderts
eingenommen hat, näm-
lich wieder Führerin zu
sein für unsere heutige
Porzellankunst, die in
dem augenblicklichen
Wirrwarr der Kunstbe-
strebungen noch immer
nicht recht zu wissen
scheint, inwelcherWeise
sie unser modernes
Kunstempfinden zum
Ausdruck bringen soll.
Denn daß hier das, was
der bekannte Stil des
Kopenhagener Porzel-
lans gebracht, so unge-
mein verdienstvoll es
auch zunächst sein mag
und so viel Freunde er
auch gefunden hat, auf
die Dauer nicht genügen
kann, das wird wohl
jedem klar sein, der
weiß, was früher, in den
vergangenen Jahrhun-
derten, Porzellankunst

MODELL: O. F. VOIGT. PORZELLAN-VASE. SCHARFFEUER-
RELIEFEMAILLE. BLAUE DISTEL AUF SCHWARZ. GRUND.

gewesen ist, und wie sich das bisherige „mo-
derne" Porzellan unter dem Einfluß jenes Stils
entwickelt hat. Das schönste, reichste und fes-
selndste Kunstelement, das bisher fast die ge-
samte Keramik besaß, seine gesunde Farbigkeit,
das hat unter seinem Einfluß trotz einer Zeit,
die nach nichts wieder
so lechzte, wie gerade
nach dieser so lange
aus unserer Kunst ent-
schwundenen Farbig-
keit, das hat noch nicht
wieder aufkommen kön-
nen, das blieb verküm-
mert, obgleich es doch
an sich, wenn man
nur wollte, garnicht so
schwer zurückzugewin-
nen war. Das aber
scheint jetzt durch die
Meißner Manufaktur
endlich anders werden
zu wollen. Wodurch
diese hier auf der Aus-
stellung überrascht, ist
demnach keineswegs
allein die unleugbare
allgemeine Qualitäts-
steigerung und die Fülle
der neuen Schöpfungen
an sich, auch nicht die
Größe und Kühnheit so
vieler Stücke, es ist das
ganz neue Programm,
das sie verraten, einPro-
gramm, das eben nichts
anderes verkündet als
eine neue Farbigkeit,
die bald nur durch ge-
steigerte Kraft der Töne,
bald durch deren abso-
lute Reinheit erreicht
wird. Es ist wirklich
hier nur noch recht
wenig vorhanden, was
an den „Kopenhagener
Stil" erinnert, desto
mehr jedoch, was in un-
serer heutigen Porzel-
lankunst wie etwas ganz
Neues, nie Gesehenes

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