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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 30.1912

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Zimmermann, E.: Neue Arbeiten der Meißner Manufaktur auf der Dresdner Kunstaustellung 1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.7108#0288

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Neue Arbeiten der Meißner Manufaktur.

einige nur leicht bemalte Teller werden zu-
sammengehalten durch die Bemalung. Sie ist
äußerst zurückhaltend, aber dann um so glän-
zender; Gold vereinigt sich hier auf Grund
einer streng stilisierten Ornamentik mit Rot,
Blau und Schwarz und schafft so etwas eigen-
artig Festliches, Frohes, das dem Porzellan lange
genug gefehlt hat. Man kann mit Recht darauf
gespannt sein, welche Entwicklung dieser fähige
Künstler wohl weiter gehen wird.

Die erstaunlichste Tat der Meißner Manu-
faktur ist aber wohl die, daß es ihr endlich ge-
lungen ist, den bisher ganz allgemein so flauen
Unterglasurfarben einige wirklich kräftige Töne
hinzuzufügen, ein Triumph der Techniker,
den aber die Künstler schon völlig richtig zu
nützen verstanden haben und der so zu unge-
mein dekorativen Werken geführt hat. Dieser
wirklich überraschende Erfolg wird in erster
Linie der an dieser Stelle bereits besprochenen
Gewinnung einer wundervollen weinroten, bis
jetzt nur dieser Manufaktur geglückten Unter-
glasurfarbe verdankt, dann einer tiefschwarzen,
die allein herstellen zu können, bisher der Stolz
einer schwedischen Porzellanmanufaktur war,
zugleich aber auch dem Fortlassen fast aller üb-
rigen schwächlichen Tö-
ne, die doch nicht mit
Kraft und Reinheit zu ge-
winnen sind. So wirken
hier fast nur wirklich
kräftige Töne, und was
dadurch entstanden, vor
allem die von Hent-
schel bemalten Vasen
mit kupferroter und z.T.

A. J. BARTH.
PORZELLAN VASE.

auch kobaltblauer Malerei, die schon eine viel
geistreichere Verwendung dieser beiden Farben
zeigen als die früher hier abgebildeten, sowie
ein vortrefflich komponierter Teller mit schwar-
zen Panthern und eine vornehm wirkende Vase
mit teilweise schwarzem Grund von Voigt sind
Werke von einer dekorativen Wirkung, wie sie
die moderne Porzellankunst überhaupt noch nicht
hervorgebracht hat. Sie hätte noch vor wenigen
Wochen wohl kein Mensch von der Meißner
Manufaktur erwartet. Daneben sind dann noch
einige vortrefflicheTierdarstellungenvonZeiller
zu nennen, eine Eiderente und Haubentaucher
in verschiedenen Stellungen in ungemein kräf-
tiger Bemalung, und an den trefflichen hollän-
der Figuren von Lange, die zu den besten
figürlichen Schöpfungen gehören, die Meißen
in unserer Zeit hervorgebracht, hat man die
matte Unterglasurmalerei wenigstens durch
kräftige Musterung zu beleben verstanden.

Und so steht man hier in der Tat, mag auch
unter den ausgestellten Werken manches sich
befinden, das diesen neuen Fortschritt noch
nicht so ganz bekundet, doch vor einem großen
Aufschwung, der die Folge eines bewußt neuen
Wollens und eines dementsprechenden Könnens
ist, der, wenn richtig wei-
ter verfolgt, eine glän-
zende Zukunft verheißt
und ihr ganz neue und
nicht die schlechtesten
Kreise gewinnen kann.
Der Verkauf so vieler
der besten Stücke bietet
hierfür bereits volle Ge-
währ.

E. ZIMMERMANN.

GELBER GRUND,
VIOLETTE MALEREI.

1812. X. 8,
 
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