Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (30.1912)

Die Krise im französischen Kunstgewerbe.

sie Wort für Wort unterschreiben. Alle Beach-
tung verdient insbesondere die Anregung, die
Tyrannei der Haup t-
stadt abzuschütteln
und der gewerb-
lichen Produktion
nach dem Muster
von Nancy, Besan-
con, Roubaix, Tou-
louse und Bordeaux
provinziale Mittel-
punkte zu geben.
Eine Anregung, die
wieder einmal zu be-
denken gibt, daß Pa-
ris zwar die Glorie,
aber auch die ewige
Krankheit Frank-
reichs ist. Denn nur
der Umstand, daß
München, Dresden,
Darmstadt,Stuttgart,
Hamburg nicht „Pro-
vinzstädte ", sondern
Mittelpunkte selb-
ständiger Staatenge-
bilde sind, hat sie
auch zur Rolle von
Lebenszentren der
neuen gewerblichen

EMTL REER BERLIN. »STILLEBEN«

Produktion befähigt. — Durch das ganze Buch
geht ein einziger Ruf, der Ruf: Hinaus in die

Praxis! Irgendwie
muß der eiserne Ring
gesprengt werden,
der die Künstler von
der praktischen Be-
tätigung fernehält
und sie ihre Kräfte
in Entwürfen, in
Meditationen und
Programmen ver-
geuden läßt. Vor-
läufig bringt es diese
freie Republik wirk-
lich fertig, eine
Gruppe von Män-
nern zu Märtyrern
zu machen, nur weil
sie einen guten mo-
dernen Gedanken in
die Tat umsetzen
wollen. Sollten der
Fauteuil Louis XV.
und der unvermeid-
liche Schrank Louis
XVI. schwerer zu
stürmen sein als die
Bastille und die Tui-
lerien? w. michel.