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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 30.1912

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Michel, Wilhelm: Maler Eugène Zak
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https://doi.org/10.11588/diglit.7108#0384

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MALER EUGENE ZAK-PARIS.

Zeiten großer künstlerischer Freiheit sind für
jeden ernsten Künstler gerade deshalb auch
Zeiten der Angst und Not. Er entbehrt der
Konvention, er entbehrt der Richtungspunkte.
Leidet er schon ohnedies unter dem Chaos der
Welt, dem er seine Form zu geben hat, so muß
er das Chaosim eigenen Hause, die verwirrende
Fülle der Idiome, noch schwerer empfinden.
Man sagt wohl: Das Individuum vermag sich
nichts Besseres zu wünschen als unbedingte
Freiheit. Und das trifft zu, soweit irgend ein
fremder Zwang, eine Heteronomie äußerer Art
in Betracht kommt. Aber im übrigen: was der
Künstler sucht, ist es etwas anderes als das
Gesetz der Welt, der Zwang der Zeit, das
Müssen außen und innen? Der Künstler bedarf
seiner Freiheit nur dazu, den Zwang zu suchen.

Was er spricht, will doch Sprache sein, das
heißt anerkanntes Verdeutlichungsmittel seiner
Epoche, Selbstenträtselung seiner Zeit in einer
von dieser gebilligten Terminologie. Heute muß
jeder diese Sprache fast ganz aus eigenen Mitteln
schaffen. Die Mitstrebenden liefern ihm bei
dieser Arbeit mehrVerwirrung als Unterstützung.
Es gilt, selbst den schweren Weg an die Quellen
zu gehen, den Weg zu den Müttern, der in den
Schoß der Erde führt.

Von dieser Wanderung hat Eugene Zak den
tiefen Ernst mitgebracht, der jede seiner Kund-
gebungen adelt. Man sieht, daß ihm Hodler
eine wirkliche Hilfe war, auch klingen Linien
und Gesinnungen, die der europäischen Kunst
seit den Zeiten Giottos verloren gegangen
sind, in seinen Werken wieder an. Und

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