Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 30.1912

DOI Artikel:
Michel, Wilhelm: Maler Eugène Zak
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.7108#0386

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Maler Eugene Zak-Paris.

eugene zak -paris.

»der verwundete«

eines holden, ungestalteten Chaos allen Raum
und alle Form zerstören. Deshalb müssen
Zeiten, die den Trieb zum Objekt, zum Ge-
setz und zur Form haben, dazu gelangen, die
Farbe in Zucht zu nehmen und sie dem linearen
Prinzip, der Komposition, unterzuordnen.

Was daraus entsteht, ist doch nicht asketische
Härte, sondern im Gegenteil: Sänftigung der
Unrast, Ausschaltung aller feindlichen Störungen
und Heraufführung einer tieferen, seelenhaften
Harmonie. Zak diene als Beispiel: Was am un-
mittelbarsten aus seinen Kompositionen spricht,
ist die klingende Lieblichkeit ihrer Melodie.
Die einfache Symmetrie von Buchten, die ins
Land schneiden, die mild ins Gewässer herab-
schmelzenden Linien der Hügel, kindhafte Blu-
men und menschliches Leben in einer einfachen,
auf das ewig Bedeutsame beschränkten Gruppe
— das ist ein Lied, der Sang einer Geige, ein
selbstgenügsamer, in seiner eigenen Schönheit

schwelgender Klang. Das Gegenständliche ist
zeitlos: märchenhafte Länder und Berge, un-
wirkliche Himmel, einfache, von allen sozialen
Bedingungen gereinigte Symbole von Menschen.

Die Einfachheit des Gegenständlichen ist ein
wesentlicher Zug in diesem dem Gesetze auf eine
neue Weise nachspürenden Schaffen. Ewig ist
die Gebärde des Wanderers, der mit der hohlen
Hand Wasser aus dem Bache schöpft, ewig der
Blick des Kindes, das der Mutter eine Blume
zeigt. In Zaks Gemälden finde ich Ansätze zu
einer neuen, auf das einfachste und notwendigste
Geschehen der Welt gegründeten Mythologie.

Und nicht nur dies, sondern auch die Ahnung
einer neuenGestaltung des Lebens, eines Lebens,
das so rein, gesetzesfreudig und gottgewollt
wäre, daß sich über ihm, wie über den Gruppen
und Gestalten dieses Künstlers, als sinnvolle Er-
gänzung die paradiesische Schwermut der sanf-
ten Hügellinien wölben könnte, wilh. michel.

1912. XII. t.

37t
 
Annotationen