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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 30.1912

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Bredt, Ernst Wilhelm: Altes oder neues Sammeln?
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https://doi.org/10.11588/diglit.7108#0391

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Altes oder Neues sammeln?

eine wirklich glänzende Zeit zu erwarten ist,
so lange selbst die Schaffenden mehr Geld für
minderwertiges Altes als sicherwertiges Neues
ausgeben. — Freilich der Sammler weiß, das
Alte hat schon — durch Aufreibung der Be-
stände — hohe Preislagen gewonnen, für Neues
werden diese erst viel später zu erwarten sein.
Relativ kann aber dennoch das Sammeln neuer
Kunst ertragreicher sein als das alter Werke.
Für jene sind ungleich geringere Preise zu zahlen
als für alte, und wir wissen, daß Werke die
kaum 30, 40, 50 Jahre alt sind, doch auch schon
eine 10, 20 und mehr als 100 fache Preissteige-
rung auf dem Markte erzielt haben.

Das gilt in einigen Dezennien ganz sicher
auch für die Werke unserer besten Künstler
dieser Zeit. — Und weshalb wird doch nicht
viel mehr Kapital für Kunst unserer Zeit ange-
legt? Weil es viel schwerer ist, neue Werke
richtig zu schätzen als alte. Das ist schwerer!
Wenige Sammler alter Kunst geben das zu.

Für Dürer, Rembrandt, Fragonard, Menzel,
Millet, Schuch, Leibi und alle, die tot, gibt es
Hilfsmittel und Anhaltspunkte genug, um die
Werke dieser mit fast untrüglicher Sicherheit
auch marktfähig zu werten. Die Sicherheit
fehlt uns für die starken Künstler unserer Tage.
Möchten unsere Museen hier mit bestem Bei-
spiel vorangehen, möchte das Publikum die
Museumsmänner mehr unterstützen, die für
unsere Zeit neue Werte bestimmen. — Der
Privatmann aber, der künstlerisch gut beraten
ist, wende sich umso sicherer der Sammlung
neuer Werke zu, je mehr ihm seine Mittel
den Ankauf unermeßlich hochbewerteter und
nur mit größtem Zeitaufwand sicher zu be-
wertender alter Kupferstiche verbieten. —
Das Sammeln bester alter Stiche erfordert
mehr Kapital und mehr Zeit, das neuer Stiche
weniger Kapital aber mehr Sicherheit in der
künstlerischen Bewertung. Die Selbsteinschät-
zung gibt also den Weg . . . dr. e. w. bredt.

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