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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 66.1930

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Born, Wolfgang: Stephanie Hollenstein
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https://doi.org/10.11588/diglit.9256#0020

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STEPHANIE HOLLENSTEIN—WIEN

GEMÄLDE » VALPAROLA-SEE«

STEPHANIE HOLLENSTEIN

VON WOLFGANG BORN

Die Künstlerin stammt aus Vorarlberg. Die
Natur, in die hinein sie geboren wurde,
ist reich und groß: Alpengipfel auf der einen,
der Bodensee auf der anderen Seite des Blick-
feldes. Dieser Zweiklang, Gebirge und Wasser,
wurde für ihre Entwicklung bestimmend. Stepha-
nie Hollenstein ist nicht nur auf dem Lande auf-
gewachsen, sondern auch mit jener Selbstver-
ständlichkeit, die das glückliche Erbteil alter
Bauernkultur ist, in die Landschaftsmalerei
hineingewachsen. Ihr ganzes Wesen ist Gesund-
heit. Sie fand sich auch bald zurecht, als sie
in die große Stadt — natürlich war es Mün-
chen —• kam, um sich „auszubilden". Die Lehr-
jahre an der Kunstgewerbeschule und in den
Ateliers von Walter Thor und Hermann Gröber
haben sie innerlich kaum berührt, der Kampf um
die Existenz, anfangs mit Hilfe von Stipendien,
später durch Erteilung von Zeichenunterricht,
machte ihr nicht viel Kopfzerbrechen — all das
wurde erledigt, man hatte eben damit fertig zu
werden. Das Wesentliche und Ziclweisende in
ihrer Entwicklung aber war die Bekanntschaft
mit den Bildern van Goghs, die (es war um 1907)
in Münchner Ausstellungen auftauchten.....

Da atmete sie die Luft, die sie brauchte, das
war etwas anderes, als der flaue Kunstbetrieb
des Tages. Sie hat sich die Bilder des großen
Holländers damals gut angesehen. Hinter den
Ebenen, die van Gogh malte, spürte sie das
heimliche Gebirge. Es ist ihre eigenste Leistung,
aus den Anregungen, die sie bei van Gogh
empfangen hat, ihren Stil der Gebirgsmalerei
entwickelt zu haben. Das ging nicht auf einmal.
Zuerst mischen sich noch Elemente dekorativer
Herkunft in ihre Bildgestaltung, eine gewisse
lineare Starrheit der Komposition lähmt die
innere Bewegung. Die Künstlerin mag gefühlt
haben, daß ihr München gefährlich wurde. Kurz
entschlossen brach sie ihren Aufenthalt ab und
zog nach Italien. Da kam der Krieg. Sie warf
alles hin, ging mit den Truppen ihrer Heimat
an die Gebirgsfront und hat dort Sanitätsdienst
getan, bis der Zwang zur Produktion über-
mächtig wurde. 1916 ließ sie sich als Malerin
in Wien nieder, und seither entstanden die
Bilder, die in Wiener Ausstellungen an die
Öffentlichkeit gelangt sind und sich heute größ-
tenteils in österreichischem Privatbesitz befin-
den. Fast immer ist das Zusammenspiel von
 
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