AUS DER WELT DES ZEICHENS
Wir wissen seit langem, daß Farbe und
Ornament in der Kunst älterer Zeiten
in anderem Sinne gehandhabt wurden als heute.
Der Mensch der Vergangenheit verband mit
Farbe und Ornamentik eine symbolische, häufig
sogar eine magische Bedeutung. Eine symbo-
lische : denn eine bestimmte Farbe, ein bestimm-
tes Ornament war nicht nur eine sinnlich-ästhe-
tische Gegebenheit, sondern stellte außerdem
eine Sache dar, war Zeichen für etwas, Aus-
druck für etwas, hatte also einen über das rein
Sinnliche hinausliegenden Inhalt und Wert. Eine
magische Bedeutung aber trat meist zur symbo-
lischen hinzu: denn insbesondere das Orna-
ment ward, wie das Wort, aufgefaßt als wir-
kende Macht im glückbringenden oder schir-
menden oder beschwörerischen Sinne. Spuren
dieser alten Anschauung gibt es heute noch
zahlreich unter uns. Heute noch werden Familie,
Stadlgemeinde, Staat und Volk in Wappen-
bildern, in Fahnenfarben symbolisiert. Nur lebt
eben der Mensch der älteren, der magischen
XXXIII. August 1930. 4
Epochen viel stärker als wir in der Welt der
Zeichen. Das Zeichen liefert ihm Ausdruck und
verdichtete Darstellung, durch das Zeichen setzt
er sich zu einem höheren geistigen oder auch
zu einem niedrigen dämonischen Reich in wirk-
same Beziehung. Ja, es gibt gerade in Bezug
auf die Farbe heute einen neuerwachten Nach-
klang dieser alten Vorstellungen. Es ist eine
Tatsache, daß gegenwärtig die psychologische
Wirkung der Farben und der Formen wieder
viel mehr beachtet wird, als es in der jüngsten
Vergangenheit geschah. Die Wirkungen der
Farben sind sehr verschieden, und sie reichen
weit in das Seelische und selbst ins Geistige
des Menschen hinein. Umgekehrt wissen wir
heule auch wieder, daß die Lieblingsfarben eines
bestimmten Menschen sehr Vieles über sein
inneres Wesen aussagen; sie gehören ebenso eng
zu seiner Physiognomik, wie seine Handschrift,
sein Aultreten, seine Kopf- und Gesichtsform.
Ich möchte in diesem Zusammenhang auf
einen interessanten Abschnitt in dem nordischen
Wir wissen seit langem, daß Farbe und
Ornament in der Kunst älterer Zeiten
in anderem Sinne gehandhabt wurden als heute.
Der Mensch der Vergangenheit verband mit
Farbe und Ornamentik eine symbolische, häufig
sogar eine magische Bedeutung. Eine symbo-
lische : denn eine bestimmte Farbe, ein bestimm-
tes Ornament war nicht nur eine sinnlich-ästhe-
tische Gegebenheit, sondern stellte außerdem
eine Sache dar, war Zeichen für etwas, Aus-
druck für etwas, hatte also einen über das rein
Sinnliche hinausliegenden Inhalt und Wert. Eine
magische Bedeutung aber trat meist zur symbo-
lischen hinzu: denn insbesondere das Orna-
ment ward, wie das Wort, aufgefaßt als wir-
kende Macht im glückbringenden oder schir-
menden oder beschwörerischen Sinne. Spuren
dieser alten Anschauung gibt es heute noch
zahlreich unter uns. Heute noch werden Familie,
Stadlgemeinde, Staat und Volk in Wappen-
bildern, in Fahnenfarben symbolisiert. Nur lebt
eben der Mensch der älteren, der magischen
XXXIII. August 1930. 4
Epochen viel stärker als wir in der Welt der
Zeichen. Das Zeichen liefert ihm Ausdruck und
verdichtete Darstellung, durch das Zeichen setzt
er sich zu einem höheren geistigen oder auch
zu einem niedrigen dämonischen Reich in wirk-
same Beziehung. Ja, es gibt gerade in Bezug
auf die Farbe heute einen neuerwachten Nach-
klang dieser alten Vorstellungen. Es ist eine
Tatsache, daß gegenwärtig die psychologische
Wirkung der Farben und der Formen wieder
viel mehr beachtet wird, als es in der jüngsten
Vergangenheit geschah. Die Wirkungen der
Farben sind sehr verschieden, und sie reichen
weit in das Seelische und selbst ins Geistige
des Menschen hinein. Umgekehrt wissen wir
heule auch wieder, daß die Lieblingsfarben eines
bestimmten Menschen sehr Vieles über sein
inneres Wesen aussagen; sie gehören ebenso eng
zu seiner Physiognomik, wie seine Handschrift,
sein Aultreten, seine Kopf- und Gesichtsform.
Ich möchte in diesem Zusammenhang auf
einen interessanten Abschnitt in dem nordischen