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GEIRINGER
& HOROVITZ
BILDNIS
PROF. ANTON
FAISTAUER t
ZUM TODE DES MALERS ANTON FAISTAUER
Dieser Künstler war österreichisch in einem
besonderen Grade: was er malte, ent-
sprang der Tradition des österreichischen
Barocks, entsprang der Alpenlandschaft, mit
der die kirchliche und profane Architektur des
18- Jahrhunderts auf wunderbare Weise zu-
sammengewachsen ist. Faistauer stammte aus
Salzburg — das war die Formel seines Wesens.
Allerdings stand bei ihm dem Gefühl für die
Uberlieferung ein wacher Verstand gegenüber,
der ihri vor den Gefahren einer engen „Heimat-
kunst" bewahrte. Schon früh bemächtigte er
sich der Ausdrucksmittel des französischen Im-
pressionismus. Seine Handschrift, an Cezanne
geschult, erhielt den weltgültigen Zug, der ihm
eine Wirkung weit über die Grenzen seines
Landes sicherte. Sein Talent war kraftvoll und
ursprünglich. Zeichnerische Sicherheit ging mit
einem höchst persönlichen Farbengefühl zu-
sammen, das die Leinwand in einem gewisser-
maßen herbstlichen Reichtum strahlen ließ:
K°t, Gelb, Braun, dazu ein tiefes Blau bildeten
die wichtigsten Elemente seiner Skala......
Faistauer hat die Landschaft Salzburgs ge-
malt, Italien und das südliche Frankreich. Er hat
besonders gern Frauen gemalt, deren Schönheit,
vom Glück des Daseins innerlich erfüllt, unter
seinen Händen überzeugende Gestalt gewann,
und er war schließlich als einer der wenigen
unter seinen Zeitgenossen monumental-dekora-
tiven Aufgaben gewachsen. Am bekanntesten
von seinen Fresken sind die Kompositionen ge-
worden, mit denen er das Foyer des Salzburger
Festspielhauses geschmückt hat. Hier konnte er
auf einer großen Fläche seine Fähigkeiten voll
entfalten. Der Zauber des Theaters, die feier-
lich erhöhte Gestaltenwelt der Bühne geht auf
Faistauers Darstellungen in eine Vision von
rhythmisch geordneter Pracht ein. Der Geist
des Dramas wird sinnlich faßbare Gegenwart.
Dabei klingt gerade auf diesem Werk eine
andere Saite seines Wesens mit, die ihn im be-
sonderen als Nachfahren der österreichischen
Barockmeister charakterisiert. Faistauer war
kirchlich in einem Sinn, der weit entfernt von
mystischer Spekulation die Religion als selbst-
XXXIII. Aprfl 1930. 3
17
GEIRINGER
& HOROVITZ
BILDNIS
PROF. ANTON
FAISTAUER t
ZUM TODE DES MALERS ANTON FAISTAUER
Dieser Künstler war österreichisch in einem
besonderen Grade: was er malte, ent-
sprang der Tradition des österreichischen
Barocks, entsprang der Alpenlandschaft, mit
der die kirchliche und profane Architektur des
18- Jahrhunderts auf wunderbare Weise zu-
sammengewachsen ist. Faistauer stammte aus
Salzburg — das war die Formel seines Wesens.
Allerdings stand bei ihm dem Gefühl für die
Uberlieferung ein wacher Verstand gegenüber,
der ihri vor den Gefahren einer engen „Heimat-
kunst" bewahrte. Schon früh bemächtigte er
sich der Ausdrucksmittel des französischen Im-
pressionismus. Seine Handschrift, an Cezanne
geschult, erhielt den weltgültigen Zug, der ihm
eine Wirkung weit über die Grenzen seines
Landes sicherte. Sein Talent war kraftvoll und
ursprünglich. Zeichnerische Sicherheit ging mit
einem höchst persönlichen Farbengefühl zu-
sammen, das die Leinwand in einem gewisser-
maßen herbstlichen Reichtum strahlen ließ:
K°t, Gelb, Braun, dazu ein tiefes Blau bildeten
die wichtigsten Elemente seiner Skala......
Faistauer hat die Landschaft Salzburgs ge-
malt, Italien und das südliche Frankreich. Er hat
besonders gern Frauen gemalt, deren Schönheit,
vom Glück des Daseins innerlich erfüllt, unter
seinen Händen überzeugende Gestalt gewann,
und er war schließlich als einer der wenigen
unter seinen Zeitgenossen monumental-dekora-
tiven Aufgaben gewachsen. Am bekanntesten
von seinen Fresken sind die Kompositionen ge-
worden, mit denen er das Foyer des Salzburger
Festspielhauses geschmückt hat. Hier konnte er
auf einer großen Fläche seine Fähigkeiten voll
entfalten. Der Zauber des Theaters, die feier-
lich erhöhte Gestaltenwelt der Bühne geht auf
Faistauers Darstellungen in eine Vision von
rhythmisch geordneter Pracht ein. Der Geist
des Dramas wird sinnlich faßbare Gegenwart.
Dabei klingt gerade auf diesem Werk eine
andere Saite seines Wesens mit, die ihn im be-
sonderen als Nachfahren der österreichischen
Barockmeister charakterisiert. Faistauer war
kirchlich in einem Sinn, der weit entfernt von
mystischer Spekulation die Religion als selbst-
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