EMY ROEDER-
»kinderkOpfbc gips
PLASTIK-AUSSTELLUNG DER BERLINER SECESSION
\f/lr sind seit so langer Zeit gewöhnt, Plastik
VV und Malerei in den Ausstellungen beieinan-
^er zu sehen, daß wir uns des Unzuträglichen
^eser Vermengung kaum mehr bewußt werden.
da°.nn liegt dieses Unzuträgliche? Ganz einfach
annn' daß Plastik und Malerei, indem sie sich
(jeneen, Menschen wenden, zwei ganz verschie-
A ff nkti°nsweisen seiner sinnlich-geistigen
de" FVUnfi in TätiSkeit setzen. Malerei liegt in
eine R 'le; inr £anzes Wesen beruht darauf,
brin Ulntiefe durch Farbe auf eine Fläche zu
seT^6n ^S ist eine weitgehende Art von Um-
setzuUn£' was dabei stattfindet, und diese Um-
er n| c'er Betrachter mitmachen, d.h.
den P Si°^ Vor c*em Gemälde vor allem auf
tu r°zeß dieser weitgehenden Verarbei-
st II natürlich gegebenen Raumtiefe ein-
Kö en'i- D'e Plastik aber behält die gegebene
nicht Chkeit bei' Sie wiederholt sie zwar
Ge ]VOrtacn' sie tut ihr vielleicht sogar große
at an; aber immerhin: sie drückt sich in
realen räumlichen Elementen aus, die unmittel-
bar und sinnfällig zugegen sind. Sie stellt für
sich bestehende, aus dem Naturganzen heraus-
genommene Wesenheiten hin, bei deren Auf-
fassung unser eigenes Körperempfinden mit-
sprechen muß, während die Malerei in Projek-
tionen lebt, die sich vorwiegend an Geist und
Auge wenden. Es sind also ganz verschiedene
Seiten unsres Auffassungsapparates, die vor
dem Gemälde und vor der Skulptur spielen —
und deshalb tun sich Werke beider Künste,
zumal in der ordnungslosen Vermengung der
Kunstausstellungen, gegenseitig eher Abbruch,
als daß sie einander begünstigen. Gedanken
ähnlicher Art sind schon öfters in diesen Blät-
tern vorgetragen worden; liegen durchaus auf
der Linie jener modernen typologischen Ein-
sichten, ohne die eine neuzeitliche Kunstbe-
trachtung nicht mehr denkbar ist.
Aus den hier angeführten Gründen ist zunächst
das Methodische der von der Berliner Secession
April 1930. 4
»kinderkOpfbc gips
PLASTIK-AUSSTELLUNG DER BERLINER SECESSION
\f/lr sind seit so langer Zeit gewöhnt, Plastik
VV und Malerei in den Ausstellungen beieinan-
^er zu sehen, daß wir uns des Unzuträglichen
^eser Vermengung kaum mehr bewußt werden.
da°.nn liegt dieses Unzuträgliche? Ganz einfach
annn' daß Plastik und Malerei, indem sie sich
(jeneen, Menschen wenden, zwei ganz verschie-
A ff nkti°nsweisen seiner sinnlich-geistigen
de" FVUnfi in TätiSkeit setzen. Malerei liegt in
eine R 'le; inr £anzes Wesen beruht darauf,
brin Ulntiefe durch Farbe auf eine Fläche zu
seT^6n ^S ist eine weitgehende Art von Um-
setzuUn£' was dabei stattfindet, und diese Um-
er n| c'er Betrachter mitmachen, d.h.
den P Si°^ Vor c*em Gemälde vor allem auf
tu r°zeß dieser weitgehenden Verarbei-
st II natürlich gegebenen Raumtiefe ein-
Kö en'i- D'e Plastik aber behält die gegebene
nicht Chkeit bei' Sie wiederholt sie zwar
Ge ]VOrtacn' sie tut ihr vielleicht sogar große
at an; aber immerhin: sie drückt sich in
realen räumlichen Elementen aus, die unmittel-
bar und sinnfällig zugegen sind. Sie stellt für
sich bestehende, aus dem Naturganzen heraus-
genommene Wesenheiten hin, bei deren Auf-
fassung unser eigenes Körperempfinden mit-
sprechen muß, während die Malerei in Projek-
tionen lebt, die sich vorwiegend an Geist und
Auge wenden. Es sind also ganz verschiedene
Seiten unsres Auffassungsapparates, die vor
dem Gemälde und vor der Skulptur spielen —
und deshalb tun sich Werke beider Künste,
zumal in der ordnungslosen Vermengung der
Kunstausstellungen, gegenseitig eher Abbruch,
als daß sie einander begünstigen. Gedanken
ähnlicher Art sind schon öfters in diesen Blät-
tern vorgetragen worden; liegen durchaus auf
der Linie jener modernen typologischen Ein-
sichten, ohne die eine neuzeitliche Kunstbe-
trachtung nicht mehr denkbar ist.
Aus den hier angeführten Gründen ist zunächst
das Methodische der von der Berliner Secession
April 1930. 4