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prok. bruno paul-berlin
»trinkzimmer im keller«
AUSSTELLUNG „KULT UND FORM"
Unter diesem Stichwort tagt zurzeit in Mag-
deburg eine Ausstellung, die, soweit sie
der Kunst unserer Zeit gewidmet ist, das prak-
tische Ergebnis all der theoretischen Erörter-
ungen sein will, die in letzter Zeit zwischen den
kirchlichen Vertretern, den Gemeinden und der
Künstlerschaft gepflogen worden sind.
Der richtigen Einsicht in das Problematische
des Unternehmens mag es zu danken sein, daß
man ein berühmtes Werk der Vergangenheit zu
Gaste lud, dem in dieser nichts weniger als ein-
heitlichen Schau die Rolle einer stillen Insel
der Seligen zugedacht ist: die der Öffentlich-
keit bisher kaum bekannten Paramente des
ehemaligen Augustiner-Nonnenstiftes Marien-
berg bei Helmstedt. Es sind Tuchteppiche
sowie Weiß- und Nesseltuchstickereien aus der
Zeit vom 13. —15. Jahrh. und sowohl technisch
wie auch künstlerisch und sittengeschichtlich
würdige Gegenstücke zu den berühmteren Tep-
pichfolgen von Wienhausen und Lüne.
— Neben diesem Paramentenschatz, der allein
geeignet ist, der Magdeburger Ausstellung eine
allgemein-deutsche Bedeutung zu geben, hat
die zeitgenössische Sakralkunst, die außer
der Architektur auch die Bildausstatlung und
das kultische Gerät umfaßt, einen schweren
Stand. Man bekommt einen großen und sehr
instruktiven Überblick über alle Bestrebungen
unserer Zeit, aber man gewinnt nicht den Ein-
druck, als habe religiöser Inhalt seine Form
gefunden. Im einzelnen sieht man viel Gutes,
im ganzen aber so viel Versuche auf eigene
Fasson, daß man dem Stimmengewirr beim
babylonischen Turmbau beizuwohnen glaubt.
Überall fehlt leider das geistige Band, d. h.
die innere Beziehung zum religiösen Mittel-
punkt. Natürlich gibt es mancherlei Unter-
schiede. Die katholische Kirche und auch der
israelitische Kultus haben es im Besitz ihrer
sicheren Tradition leichter als der die ganze
Peripherie derMöglichkeitenwahllos abtastende
Protestantismus, der jetzt bei der äußersten Ver-
sachlichung landen zu wollen scheint. . e. v. n.
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prok. bruno paul-berlin
»trinkzimmer im keller«
AUSSTELLUNG „KULT UND FORM"
Unter diesem Stichwort tagt zurzeit in Mag-
deburg eine Ausstellung, die, soweit sie
der Kunst unserer Zeit gewidmet ist, das prak-
tische Ergebnis all der theoretischen Erörter-
ungen sein will, die in letzter Zeit zwischen den
kirchlichen Vertretern, den Gemeinden und der
Künstlerschaft gepflogen worden sind.
Der richtigen Einsicht in das Problematische
des Unternehmens mag es zu danken sein, daß
man ein berühmtes Werk der Vergangenheit zu
Gaste lud, dem in dieser nichts weniger als ein-
heitlichen Schau die Rolle einer stillen Insel
der Seligen zugedacht ist: die der Öffentlich-
keit bisher kaum bekannten Paramente des
ehemaligen Augustiner-Nonnenstiftes Marien-
berg bei Helmstedt. Es sind Tuchteppiche
sowie Weiß- und Nesseltuchstickereien aus der
Zeit vom 13. —15. Jahrh. und sowohl technisch
wie auch künstlerisch und sittengeschichtlich
würdige Gegenstücke zu den berühmteren Tep-
pichfolgen von Wienhausen und Lüne.
— Neben diesem Paramentenschatz, der allein
geeignet ist, der Magdeburger Ausstellung eine
allgemein-deutsche Bedeutung zu geben, hat
die zeitgenössische Sakralkunst, die außer
der Architektur auch die Bildausstatlung und
das kultische Gerät umfaßt, einen schweren
Stand. Man bekommt einen großen und sehr
instruktiven Überblick über alle Bestrebungen
unserer Zeit, aber man gewinnt nicht den Ein-
druck, als habe religiöser Inhalt seine Form
gefunden. Im einzelnen sieht man viel Gutes,
im ganzen aber so viel Versuche auf eigene
Fasson, daß man dem Stimmengewirr beim
babylonischen Turmbau beizuwohnen glaubt.
Überall fehlt leider das geistige Band, d. h.
die innere Beziehung zum religiösen Mittel-
punkt. Natürlich gibt es mancherlei Unter-
schiede. Die katholische Kirche und auch der
israelitische Kultus haben es im Besitz ihrer
sicheren Tradition leichter als der die ganze
Peripherie derMöglichkeitenwahllos abtastende
Protestantismus, der jetzt bei der äußersten Ver-
sachlichung landen zu wollen scheint. . e. v. n.