KUNST IN GEBRAUCHSDINGEN
Man ist heute, nach dem übersteigerten
Kunstkultus der impressionistisch-deko-
rativen Periode, allzuleicht geneigt, der ange-
wandten Kunst das Daseinsrecht abzu-
sprechen. Man stützt sich darauf, daß bei der
heutigen Typisierung der Bedürfnisse die indi-
viduelle kunstgewerbliche Arbeit keinen Boden
mebr habe. Gewiß, wir können uns sehr wohl
denken, daß einige guterprobte Stuhl- oder
lischformen der übergroßen Mehrzahl der Be-
darfsfälle ausgezeichnet angepaßt sein werden
und das Meiste an individueller Bearbeitung
dieser Aufgaben überflüssig machen. Aber es
w»"d immer eine große Zahl von Fällen geben,
m denen der Bedarf kein typischer Bedarf
ist und daher eine eigene, neue Bearbeitung
verlangt. Wh- gehen heute energisch an eine
Normierung unsres Daseins und seiner ganzen
Umgwelt. Dem ausschweifenden Subjektivismus
der letztvergangenen Kunstweisen ist heute ein
ebenso schroffer Objektivismus gefolgt, der
Wertschätzung des einmaligen Menschen eine
Begeisterung für das „Kollektiv". Aber das
wirkliche Leben wird sich niemals völlig nor-
mieren lassen, und so wird ewig auch Raum
bleiben für individuelle, schöpferische Arbeit.
Es wird immer Menschen geben, die mit Hin-
blick auf einen einmaligen Zweck einer Sache
die angemessene Gestalt zu geben vermögen.
Dem hochentwickelten Industrialismus des spä-
ten Rom sind lange Strecken individueller und
„beseelter" Arbeit gefolgt. Bluterneuerungen,
geistige Erneuerungen, wie sie auch für unseren
alten Kulturkreis möglich sind, werden schöp-
ferischer Arbeit immer günstig sein. Gesichts-
punkt des „ewigen Handwerks", unter dem
auch die hier abgebildeten Arbeiten der Kunst-
gewerbeschule Stuttgart zu betrachten sind. r.
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Man ist heute, nach dem übersteigerten
Kunstkultus der impressionistisch-deko-
rativen Periode, allzuleicht geneigt, der ange-
wandten Kunst das Daseinsrecht abzu-
sprechen. Man stützt sich darauf, daß bei der
heutigen Typisierung der Bedürfnisse die indi-
viduelle kunstgewerbliche Arbeit keinen Boden
mebr habe. Gewiß, wir können uns sehr wohl
denken, daß einige guterprobte Stuhl- oder
lischformen der übergroßen Mehrzahl der Be-
darfsfälle ausgezeichnet angepaßt sein werden
und das Meiste an individueller Bearbeitung
dieser Aufgaben überflüssig machen. Aber es
w»"d immer eine große Zahl von Fällen geben,
m denen der Bedarf kein typischer Bedarf
ist und daher eine eigene, neue Bearbeitung
verlangt. Wh- gehen heute energisch an eine
Normierung unsres Daseins und seiner ganzen
Umgwelt. Dem ausschweifenden Subjektivismus
der letztvergangenen Kunstweisen ist heute ein
ebenso schroffer Objektivismus gefolgt, der
Wertschätzung des einmaligen Menschen eine
Begeisterung für das „Kollektiv". Aber das
wirkliche Leben wird sich niemals völlig nor-
mieren lassen, und so wird ewig auch Raum
bleiben für individuelle, schöpferische Arbeit.
Es wird immer Menschen geben, die mit Hin-
blick auf einen einmaligen Zweck einer Sache
die angemessene Gestalt zu geben vermögen.
Dem hochentwickelten Industrialismus des spä-
ten Rom sind lange Strecken individueller und
„beseelter" Arbeit gefolgt. Bluterneuerungen,
geistige Erneuerungen, wie sie auch für unseren
alten Kulturkreis möglich sind, werden schöp-
ferischer Arbeit immer günstig sein. Gesichts-
punkt des „ewigen Handwerks", unter dem
auch die hier abgebildeten Arbeiten der Kunst-
gewerbeschule Stuttgart zu betrachten sind. r.
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