Sakrale und profane Baukunst
Schärfe verboten
wie dem Profanbau.
— Nur liegen seine
Zwecke in anderer
Richtung als die des
Profanbaus. Dieser
dient demMenschen,
insofern erprofanes,
weltliches, dem Er-
werb, der Familie,
der Unterhaltung
oder der Selbstver-
vollkommnung le-
bendes Wesen ist.
Der Sakralbau dient
dem Menschen, in-
sofern er die tieferen
Beziehungen seines
Daseins pflegen will.
Es ist freilich wahr,
daß die Mittel, die
diesem Zwecke zu
dienen haben, we-
niger eindeutig fest-
gelegt sind als die
Mittel, die beimPro-
fanbau in Betracht
kommen. Sobald es
sich um das Innere
des Menschen han-
delt, wird eben die
Anzahl der zweck-
dienlichen Mittel
größer, und damit
tritt eine gewisse
Wahlfreiheit ein.
Aber die innereFüh-
rung, dieBeherrscht-
heit vom ganz be-
stimmten Zweck
wird dadurch keines-
wegs aufgehoben.
Die sogenannten
„Stimmungswerte"
z. B., die in Kirchen
eine so große Rolle
spielen, haben nicht
das Geringste mit
willkürlichem,genie-
ßerischem Ästhe-
tentum zu tun. Es
ist der klare, „nüch-
terne" Zweck eines
Kirchenraumes, dem
Menschen das Ein-
treten in die innere
Anschauung, in die
architekt van taack. »mausoleum familie v. herkf«
Meditation und An-
dacht , überhaupt
den Verkehr mit den
wichtigen inwendi-
gen Realitäten zu
erleichtern. „An-
dacht " heiß t j a nicht s
anderesals „Denken
an etwas", und da
es eine uralte psy-
chologische Erfah-
rung ist, daß das
Denken an die hier
gemeinten Realitä-
ten durch bestimm-
te Dinge gefördert,
durch andere gehin-
dert wird, sucht der
Kultraum die för-
derlichen Elemente
zu verstärken, die
hemmenden auszu-
schalten. Dosiert
und tönt er das Ta-
geslicht, so deshalb,
weil grelles Licht
den Geist in zweck-
widriger Weise an
denDingen der Aus-
senwelt festhält.
Gibt er weite, hohe
Raumgefühle, so
deshalb, weil sie die
Konzentration er-
leichtern. Stellt er
Bilder und Gemälde
vor Augen, so des-
halb, weil sie als
Anhaltspunkte der
Meditation von gros-
sem Werte sein kön-
nen. Mit irgend wel-
chem „Stimmungs-
zauber" hat dies der
letzten, eigentlichen
Absicht nach nicht
dasGeringste zutun.
Im Gegenteil: Diese
letzte, eigentliche
Absicht hat zum
Grunde einen Ernst
von Nüchternheit,
Strenge undWissen,
vor dem alle Askese
moderner Profanar-
chitektur schier zum
Spiel wird.. . w. m.
Schärfe verboten
wie dem Profanbau.
— Nur liegen seine
Zwecke in anderer
Richtung als die des
Profanbaus. Dieser
dient demMenschen,
insofern erprofanes,
weltliches, dem Er-
werb, der Familie,
der Unterhaltung
oder der Selbstver-
vollkommnung le-
bendes Wesen ist.
Der Sakralbau dient
dem Menschen, in-
sofern er die tieferen
Beziehungen seines
Daseins pflegen will.
Es ist freilich wahr,
daß die Mittel, die
diesem Zwecke zu
dienen haben, we-
niger eindeutig fest-
gelegt sind als die
Mittel, die beimPro-
fanbau in Betracht
kommen. Sobald es
sich um das Innere
des Menschen han-
delt, wird eben die
Anzahl der zweck-
dienlichen Mittel
größer, und damit
tritt eine gewisse
Wahlfreiheit ein.
Aber die innereFüh-
rung, dieBeherrscht-
heit vom ganz be-
stimmten Zweck
wird dadurch keines-
wegs aufgehoben.
Die sogenannten
„Stimmungswerte"
z. B., die in Kirchen
eine so große Rolle
spielen, haben nicht
das Geringste mit
willkürlichem,genie-
ßerischem Ästhe-
tentum zu tun. Es
ist der klare, „nüch-
terne" Zweck eines
Kirchenraumes, dem
Menschen das Ein-
treten in die innere
Anschauung, in die
architekt van taack. »mausoleum familie v. herkf«
Meditation und An-
dacht , überhaupt
den Verkehr mit den
wichtigen inwendi-
gen Realitäten zu
erleichtern. „An-
dacht " heiß t j a nicht s
anderesals „Denken
an etwas", und da
es eine uralte psy-
chologische Erfah-
rung ist, daß das
Denken an die hier
gemeinten Realitä-
ten durch bestimm-
te Dinge gefördert,
durch andere gehin-
dert wird, sucht der
Kultraum die för-
derlichen Elemente
zu verstärken, die
hemmenden auszu-
schalten. Dosiert
und tönt er das Ta-
geslicht, so deshalb,
weil grelles Licht
den Geist in zweck-
widriger Weise an
denDingen der Aus-
senwelt festhält.
Gibt er weite, hohe
Raumgefühle, so
deshalb, weil sie die
Konzentration er-
leichtern. Stellt er
Bilder und Gemälde
vor Augen, so des-
halb, weil sie als
Anhaltspunkte der
Meditation von gros-
sem Werte sein kön-
nen. Mit irgend wel-
chem „Stimmungs-
zauber" hat dies der
letzten, eigentlichen
Absicht nach nicht
dasGeringste zutun.
Im Gegenteil: Diese
letzte, eigentliche
Absicht hat zum
Grunde einen Ernst
von Nüchternheit,
Strenge undWissen,
vor dem alle Askese
moderner Profanar-
chitektur schier zum
Spiel wird.. . w. m.