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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 66.1930

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H. R.: Das Ornament als "Zutat" und als "Sache"
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https://doi.org/10.11588/diglit.9256#0141

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HILDE BLUMBERGER—WIEN »SEIDENSTOFF-ENTWURF«

DAS ORNAMENT ALS „ZUTAT" UND ALS „SACHE"

Früher war das Ornament nicht Zutat zur
Sache, sondern die Sache selbst; das zeigt
sich noch heute in der Kunst der Primitiven.
Im heutigen Europa gilt uns das Ornament nur
noch als Schmuck, als Verzierung. Und eben als
eine solche bloße Verzierung wird es angefeindet.
Wozu diese Verzierung? Macht sie ein Ding
zweckmäßiger? — Gewiß nicht. Macht sie ein
Ding „schöner"? — Ebensowenig. Denn unser
moderner Schönheitsbegriff meint eine Schön-
heit des ganzen Dings, eine Wohlgeratenheit
der Gesamtform, nicht aber reizvolles Detail.

Lehnen wir es also innerlich ab, das Orna-
ment als ein Mittel zur „Verzierung" einer
Sache anzuerkennen — so fragt sich doch,
ob es nicht Fälle gibt, in denen das Orna-
ment mehr ist als bloße Zutat. Ich denke z. B.
an die ornamentale Musterung eines
Kleiderstoffes. Ohne Zweifel ist er als
ein Gewebe von bestimmter Textur und Farbe
schon ein fertiges Material. Wenn trotzdem
auch unsere ornamentfeindliche Zeit nicht auf
eine Musterung der Kleiderstoffe verzichtet, so
liegt darin keineswegs bloß ein gedankenloses

Festhalten an Gewohntem, sondern die Einsicht,
daß der ornamentierte Stoff im Zusammenspiel
mit dem bewegten Menschenkörper etwas im
Wesen Anderes, Neues, Wirksameres ist
gegenüber dem ungemusterten Stoff. Das Or-
nament ist in diesem Fall keine „Verzierung"
des Gewebes, sondern eine grundlegende, sach-
liche Veränderung, eine Anpassung an be-
stimmte, genau zu definierende Zwecke, die
eben nur mit diesem Mittel erreicht werden
können. In einem großblumigen Stoffe etwa
zeichnen sich die Glieder völlig anders als in
einem gestreiften oder kleinkarierten. Er gibt
dem Körper einen ganz anderen Sinn, er ak-
zentuiert, er deutet ihn anders. Kurz: das Or-
nament ist hier durchaus „Sache", es steht im
Dienst dinglicher Variation und faktischer Lei-
stungsveränderung. Es paßt das Gewebe an
Zwecke an, die in der Reihe der Bekleidungs-
zwecke ihre volle Berechtigung haben und
denen entsprochen werden muß. — Ob Ähnliches
nicht auch für andere Dinge, z. B. Tapeten,
Möbelbezüge, Erzeugnisse der Nadelkünste gilt,
sei der Erwägung anheimgegeben......h. b~
 
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