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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 66.1930

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Emailbilder von Maria Dolnycka
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https://doi.org/10.11588/diglit.9256#0201

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MARIA DOLNYCKA—WIEN

»DREIFLUGELIGER ALTARc

EMAILBILDER VON MARIA DOLNYCKA

Das Werk Maria Dolnyckas lag bisher im
Schatten einer besinnlichen Stille und
Weltferne; es strebte nicht zur Öffentlichkeit,
es kreiste in emsigem, selbstvergessenem Be-
mühen um echte, schöne Ziele. Aber in dieser
Stille ist es so gereift, daß es Zeit ist, es
der öffentlichen Kenntnis zu unterbreiten.

Maria Dolnycka lebt zutiefst aus den Erinne-
rungen der Kindheit, aus den Gesichten ihrer
ukrainischen Heimat und ihrer seit langem dort
behausten Vorfahren. Ihr Werk steht im Banne
des byzantinischen Christentums, das farbig
und mit seelischer Großartigkeit die östliche
Welt Europas erfüllt. Um die Wiege dieser
Künstlerin war der tief tonige, geheimnisvolle
Glanz alter Legendentafeln, die düstere, ge-
bundene Pracht östlicher Formenwelt. Und
diese Eindrücke samt den Einflüssen des zu-
gehörigen Volkstums und der „breiten" slawi-
schen Seele haben das Gemüt der Künstlerin
so durchwirkt, daß alle ihre Äußerungen davon
das Gepräge tragen. Maria Dolnycka hat im
Lauf ihres Schaffens mit wechselndem Glücke
versucht, zwischengotischer und byzantinischer,
westlicher und östlicher Form eine Synthese

zu finden. Diese Versuche haben zuletzt zu
wertvollen Ergebnissen geführt, zu Werken, in
denen die Anmut und Hoheit reiner Musik gegen-
wärtig ist, und die oft eine altertümliche Hal-
tung haben, weil sie eben aus altertümlichen,
„frühen" Seelenschichten und Bildungsein-
flüssen erwachsen sind. Das schöne Material
des farbigen Emails, gerade im Osten in langer
Kunstübung gepflegt, hat eine innere Verwandt-
schaft zu dem, was gerade diese Künstlerin
zu sagen hatte. Ihre sämtlichen Arbeiten zeigen
eine feine, stille Hand. Die Formenwelt liegt,
wie in dem Altarbild, zuzeiten unter byzanti-
nischer Bindung; manchmal blüht sie auf, wie
von einem Strahl der klassischen europäischen
Kunst getroffen („Die drei Parzen", „Die törich-
ten Jungfrauen"). Eine Reihe deutscher Mu-
seen haben Werke von Maria Dolnycka ange-
kauft. In der Woloska-Kirche zu Lemberg ist
ein Emailbild von ihr, „Christus und Maria".
In Amerika, wo die Künstlerin lange Jahre ver-
weilt hat, haben mehrere erfolgreiche Ausstel-
lungen ihrer Arbeiten stattgefunden; auf der
staatlichen Messe zu Minnesota errang sie 1923
als wohlverdiente Ehrung einen ersten Preis. —
 
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