Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 66.1930

DOI Artikel:
Heilmaier, Hans: Moderne Theater-Dekorationen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9256#0214

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
A Toderne Theater-Dekorationen

Rampenlicht und Farbe bedingten sich wechsel-
seitig innerhalb des Gesamtbilds. Die Direktiven
aber gingen von der Musik aus. Nach ihrem
Rhythmus regelte sich dank der künstlerischen
Einfühlungsgabe die Orchestration der Szene.
Eine neue Atmosphäre war geschaffen und die
Wirkung auf den Zuschauer trotz des Unge-
wohnten von berückender Schönheit. Gogol und
Moliere marschierten nicht mehr auf Krücken
einer aufgewärmten Historie. An die Stelle plat-
ter Stilisierung und verschrobener Ästhetik trat
die Eigenschöpfung des Künstlers. Aber man
ging noch weiter. Die Einführung von Real-
Plastischem ins Kunstwerk hatten die Kubisten
bereits gezeigt. Man tat dasselbe auf der Bühne.
Holzteile, Metall und andere Materialien wurden
als stofflicher Dekor verwandt und die Silhou-
etten der Figuranten daraufhin abgestimmt. Die
farbige Komponente des ganzen Bühnenbildes
war Sache des Lichts. In Nabokoffs „Ode" de-
monstrierte man eine Traumszene mithilfe eines

Films. Künstler jeglicher Richtung und Tendenz
hatten an dieser Renaissance der Theaterdeko-
ration aktiven Anteil genommen. Die Futuristen
ebenso wie die „Fauves" und Surrealisten. Die
Szene wurde zum lebendigen Reflex neuer Ge-
staltungs-Ideen und trug weit mehr als alle Aus-
stellungs-Manifestationen zur Propagierung die-
ser Ideen bei. Diaghileffs Tod hat die Auflösung
des russischen Balletts zur unmittelbaren Folge
gehabt. Eine Reihe von Projekten (so Hinde-
miths „Unsere Tage") sind nicht mehr zur Ver-
wirklichung gelangt. Aber ein glänzender An-
fang war gemacht und es besteht kein ernst-
liches Hindernis, das Werk dieses Anregers und

Erneuerers fortzusetzen..... hans hkilmaier.

*

Das Genie der Kunst steht höher als das der
Wissenschaft. Wir würden heute die Fallge-
setze kennen auch ohne Galilei und diePlaneten-
gesetze ohne Kepler. Aber wir hätten keine Beet-
hovensche Symphonie ohne Beethoven, nernst.
 
Annotationen