PHOTO: LA/.I-
STUTTGART
»BILDNIS
PROF. EBKRZ«
KIRCHLICHE MOSAIKEN VON JOSEF EBERZ
Am 3. Juni hat Professor Josef Eberz sein
Ii 50. Lebensjahr vollendet. Ein Zeitpunkt,
der die Höhe des physischen Daseins anzeigt;
für Eberz zugleich der Zeitpunkt, in dem auch
sein Schaffen eine mittägliche Höhe erreicht
hat, eine ruhige Reife nicht nur in den Mitteln,
sondern auch in der geistigen Gesamteinstellung.
Äußerlich ist diese Lage dadurch gekennzeich-
net, daß Eberz sich seit Jahren fast ausschließ-
lich mit den Problemen der Monumental-
darstellung beschäftigt hat, also mit Auf-
gaben, die nur von einem gestillten und zugleich
gekräftigten Menschentum aus zu lösen sind.
In diese Reihe gehören seine Wandgemälde in
einer Freilassinger Kirche, seine Glasgemälde in
Rosenheim (Christus-König-Kirche) und seine
Mosaiken in Frankfurt und jetzt in Stuttgart.
Es liegt für Eberz ein schöner, tiefer Sinn darin,
daß er in seinem 50. Lebensjahr an der Chor-
wand einer Kirche (St. Georgskirche zu Stuttgart)
das Bild des ruhig siegenden Christus errichten
durfte im zeitüberdauernden Material der far-
bigen Steine; das Bild der Geisteskraft und
Liebe, die ruhig der bunlen Vielfalt des Lebens
ins Auge sieht und die Arme öffnet, um sie an
ihr Herz zu ziehen. Ich will damit sagen: dieses
Bild ist in seinem Wesen nicht mit rein ästhe-
tischen Kategorien zu erfassen. Der es schuf,
hat sich zum siegenden Geiste bekannt, als
ganzer Mensch; er hat eine Leistung der
Lebenshöhe vollbracht; er hat bekundet, daß
er die 50 nicht umsonst erreicht hat. Diese
innere, diese zugleich persönliche und objek-
tive Bedeutung des Eberz'schen Christusbildes
stellt sich um so klarer heraus, je leichter
seine stilistischen Anknüpfungen zu identifi-
zieren sind. Es ist natürlich die byzantinische
Mosaikmalerei, auf die es sich bezieht. Zu der
Linienführung, zum ganzen Aufbau der drei
Figuren, besonders der beiden Engel, gibt es
in der byzantinischen und frühmittelalterlichen
Kunst Vorbilder in Fülle. Fast könnte man
sogar von Vorlagen sprechen. Und doch ist
die ganze Darstellung erstaunlich neu und frisch:
sie ist neues und wirkliches Bekenntnis eines
heutigen Menschen zu dem ruhigen Blicken der
XXXIII. Juli 11130. 0*
STUTTGART
»BILDNIS
PROF. EBKRZ«
KIRCHLICHE MOSAIKEN VON JOSEF EBERZ
Am 3. Juni hat Professor Josef Eberz sein
Ii 50. Lebensjahr vollendet. Ein Zeitpunkt,
der die Höhe des physischen Daseins anzeigt;
für Eberz zugleich der Zeitpunkt, in dem auch
sein Schaffen eine mittägliche Höhe erreicht
hat, eine ruhige Reife nicht nur in den Mitteln,
sondern auch in der geistigen Gesamteinstellung.
Äußerlich ist diese Lage dadurch gekennzeich-
net, daß Eberz sich seit Jahren fast ausschließ-
lich mit den Problemen der Monumental-
darstellung beschäftigt hat, also mit Auf-
gaben, die nur von einem gestillten und zugleich
gekräftigten Menschentum aus zu lösen sind.
In diese Reihe gehören seine Wandgemälde in
einer Freilassinger Kirche, seine Glasgemälde in
Rosenheim (Christus-König-Kirche) und seine
Mosaiken in Frankfurt und jetzt in Stuttgart.
Es liegt für Eberz ein schöner, tiefer Sinn darin,
daß er in seinem 50. Lebensjahr an der Chor-
wand einer Kirche (St. Georgskirche zu Stuttgart)
das Bild des ruhig siegenden Christus errichten
durfte im zeitüberdauernden Material der far-
bigen Steine; das Bild der Geisteskraft und
Liebe, die ruhig der bunlen Vielfalt des Lebens
ins Auge sieht und die Arme öffnet, um sie an
ihr Herz zu ziehen. Ich will damit sagen: dieses
Bild ist in seinem Wesen nicht mit rein ästhe-
tischen Kategorien zu erfassen. Der es schuf,
hat sich zum siegenden Geiste bekannt, als
ganzer Mensch; er hat eine Leistung der
Lebenshöhe vollbracht; er hat bekundet, daß
er die 50 nicht umsonst erreicht hat. Diese
innere, diese zugleich persönliche und objek-
tive Bedeutung des Eberz'schen Christusbildes
stellt sich um so klarer heraus, je leichter
seine stilistischen Anknüpfungen zu identifi-
zieren sind. Es ist natürlich die byzantinische
Mosaikmalerei, auf die es sich bezieht. Zu der
Linienführung, zum ganzen Aufbau der drei
Figuren, besonders der beiden Engel, gibt es
in der byzantinischen und frühmittelalterlichen
Kunst Vorbilder in Fülle. Fast könnte man
sogar von Vorlagen sprechen. Und doch ist
die ganze Darstellung erstaunlich neu und frisch:
sie ist neues und wirkliches Bekenntnis eines
heutigen Menschen zu dem ruhigen Blicken der
XXXIII. Juli 11130. 0*